“Die Maschinen übernehmen das Denken”, wie uns die FAZ am 15. Januar 2010 mitteilte, um dabei nachzuweisen, daß ihre Redakteure keine Maschinen sind. Das Denken scheint nicht mehr beliebt, denn wie kann es sonst erklärt werden, daß dort jemand Furore mit dem Satz machen kann, daß absolute Böse bestehe darin, Menschen wie Dinge zu behandeln. Der Satz soll aus dem Jahre 1975 stammen und eine tiefe Weisheit der Moderne und ihren Maschinen verkünden. Weiß tatsächlich niemand in der klugen FAZ-Meute, worin der Triumph des 19. Jahrhunderts bestand, nämlich darin, den Menschen zum Gegenstand zu machen, und zwar dann, wenn er als Patient einem Arzt gegenübersitzt. Objektivität war das Ziel, und das heißt, man machte den Kranken und sein Leiden zum Ding. Was spannend wäre – zu untersuchen, warum der Mensch kein Ding werden will und wie er erfolgreich sich dagegen gewehrt hat. Aber um das zu tun, müssten die Readakteure das Denken übernehmen, das sie gerade so schön losgeworden sind.

Kommentare (4)

  1. #1 danker
    Januar 24, 2010

    Es ist ein Unterschied ob ich eine Krankheit und den damit behafteten Patienten zu einen Ding bzw. einer Nummer mache oder ob ich den ganzen Menschen als Ding und reine Nummer behandle.
    Es kann durch aus ein medizinischer Fortschritt sein, den kranken Menschen eben nur als Patienten und somit als Gegenstand der Heilung zu betrachten, um eben einen notwendigen Abstand einhalten zu können.
    Betrachtet man aber einen Menschen in seiner ganzen inneren und äußeren Komplexität sind wir, im hier und heute, sehr weit davon entfernt den Menschen als Ding, sprich als begreifbaren Gegenstand zu benennen.
    So gesehen ist mir der Beitrag hier zu sehr vereinfacht.

  2. #2 Arnd
    Januar 25, 2010

    Der Mensch ist für mich auch nur ein Ding, allerdings ein sehr komplexes und soziales Ding. Als solches muß man ihn auch behandeln… dann beschwert sich auch keiner. Es ist richtig, zu versuchen, allgemeine Grundlagen für die Behandlung von Menschen zu finden. Es ist auch richtig, zu versuchen auf die Besonderheiten des einzelnen Menschen einzugehen, wo dies möglich ist. Eine komplette Individualmedizin wird aber wohl an mangelnden Resourcen scheitern, unser Gesundheitssystem ist jetzt schon zu teuer.

  3. #3 danker
    Januar 25, 2010

    Spitz formuliert könnte man also sagen, dass sich das Humankapital dem Höherenwohl unter zuordnen hat.
    Ethik ist dann nicht mehr auf ein Individium sondern auf die Geimeinschaft vieler Ex-Individuen angelegt um eben rentabel zu sein.

    Die Thematik sollte man nicht nur am Gesundheitssystem fest machen, bzw an die zur Zeit zur Verfügung stehenden Geldmittel.

  4. #4 Andrea N.D.
    Januar 26, 2010

    “…Menschen wie Dinge zu behandeln.”
    1975? 19. Jahrhundert?
    FAZ, Internet und bestimmte Blogs scheinen nicht viel zur Bildung beizutragen.