Die Welt der Wissenschaft und die Welt des Alltags – sie sind nicht deckungsgleich und benötigen folglich eine andere – ihre jeweils eigene – Sprache. Das klappt nicht immer, vor allem, wenn die Mathematik ausfällt, also bei der öffentlichen Vermittlung. Bei Quarks von Farben zu sprechen oder Molekülen zuzutrauen, etwas erkennen zu können, klingt ja ganz nett, verpasst aber vielleicht das, worauf es ankommt. Nun haben Physiker erneut einen Alltagsbegriff – den der Frustation – in einen Bereich verfrachtet, in dem es keine frustierten Menschen gibt, nämlich den der Atome (Nature 465, Juni 2010, S. 555). Wenn zwei von ihnen als Quantenmagneten zusammentreffen, richten sich ihre Spins antiparallel aus. Was macht ein drittes Atom, das dazukommt? Es kann sich nur antiparallel zu einem der beiden ausrichten, “will” es aber zu beiden tun. Es kann also nicht, wie es will, es steckt in einem Dilemma und ist folglich frustriert. So drücken es die Physiker aus. Verstehen sie dadurch besser, was passiert? Können sie uns jetzt besser erklären, was sie von dem verstehen, was da passiert? Oder machen wir uns allesamt nur etwas vor?
Es muss nicht frustierend sein, wenn man gesagt bekommt, wie frustiert Atome sein können. Vielleicht kann man ja lernen, wie sehr anders sie als wir sind, wenn man nachsieht, wie sie mit ihrer Frustation umgehen. Wütend werden sie offenbar nicht. Sie kennen einen anderen Ausweg.

Kommentare (5)

  1. #1 CCS
    Juni 8, 2010

    Haben Sie gerade im letzten Absatz versucht, Atome zu anthropomorphieren? Und sollen wir jetzt in den Kommentaren die Fragen im Absatz davor beantworten? Und ist das überhaupt sinnvoll, wo Sie ja aus Prinzip trotz Blogformat nicht auf Kommentare antworten? Fragen über Fragen…

  2. #2 Jörg Friedrich
    Juni 8, 2010

    Nur ein Hinweis: Das Prinzip der Frustration ist in der Physik nicht so neu. Ich erinnere mich, dass es schon zu meinen Studienzeiten Untersuchungen zu diesem Thema gab. Ich beschäftigte mich damals mit der Frage, warum Wolkenstrukturen als Fraktale beschrieben werden können. Eine Idee, die ich damals nicht weiterverfolgte war die Frustration: Ein Element ist unterschiedlichen, entgegengesetzten Bedingungen ausgesetzt (die sich gegenseitig ausschließen) und muss trotzdem einen Endzustand einnehmen, der einem der beiden Bedingungen entspricht. Man kann zeigen, dass dabei unter bestimmten Bedingungen fraktale Strukturen entstehen.

  3. #3 schnablo
    Juni 8, 2010

    Ist zunaechst ein englisches Wort und dann nicht unbedingt optimal “uebersetzt”. Das ist auch schon alles.

  4. #4 schlappohr
    Juni 8, 2010

    Ernst gemeinte Frage: Heißt es nun Frustation oder FrustRation? Laut duden.de letzteres. Ersteres kennen weder duden.de noch leo.de.

  5. #5 schnablo
    Juni 9, 2010

    Oha, das hatte ich total uebersehen. Also ich kenne aus der Physik nur ‘frustration’, aber EPF ist bemerkenswert konsequent. Ob bzw was er dabei gedacht hat werden wir vermutlich nicht erfahren.