Ein Biologe (Daniel W. McShea) und ein Philosoph (Robert N. Brandon) haben zusammen ein Buch mit dem Titel “Biology´s First Law” geschrieben (University of Chicago Press 2010) und dabei im Untertitel erläutert, was für ein Gesetz sie im Auge haben: “The Tendency for Diversity and Complexity to Increase in Evolutionary Systems”. Das Erste Gesetz des Lebens klingt so ähnlich wie der Zweite Hauptsatz der Wärmelehre, der besagt, daß in physikalischen Systemen die Entropie die Neigung hat, größer zu werden, also alles ganz spannend. Wir wollen hier aber nicht das Gesetz selbst in Augenschein nehmen, sondern die Tatsache, daß hier ein erstes Gesetz benannt und damit nicht zuletzt eine historische Aussage getroffen wird. Denn wenn die konstatierte Zunahme der Komplexität das erste Gesetz der Biologie ist, dann hatte sie vorher keines. Das heißt, die Biologie kennt keine Theorie. Deshalb kann sie zwar alles Mögliche sein, nur nicht die Leitwissenschaft, zu der sie gerne gemacht wwird. Die Biologie sammelt immer noch Briefmarken, und so zeigt sie uns flotte Bildchen, deren Buntheit zunimmt. Vielleicht steckt darin ein Zweites Gesetz.

Kommentare (7)

  1. #1 naria
    Juli 25, 2010

    Klar, weil das “erste” zwingend chronologisch gewählt werden muss und nicht bezüglich der Wichtigkeit…

  2. #2 naria
    Juli 25, 2010

    Klar, weil das “erste” zwingend chronologisch gewählt werden muss und nicht bezüglich der Wichtigkeit…

  3. #3 antiangst
    Juli 25, 2010

    Was spricht gegen das Sammeln von Briefmarken? machen andere Wissenschaften doch auch.

  4. #4 Ockham
    Juli 26, 2010

    Aha, Biologie ist also keine Wissenschaft…

  5. #5 Tim
    Juli 26, 2010

    Es wurden bereits mehrfach sogenannte Grundgesetze der Biologie formuliert. Aber braucht man denn Grundgesetze? Die einzige wirkliche Leitwissenschaft ist doch die Philosophie. Sei sie auch ausgeübt durch Teilchenphysiker die neue Theorien ersinnen, denn nur durch eine derartige Grundlage haben gesammelte Daten erst einen Sinn. Braucht deshalb aber die Theorie spezielle Grundgesetze?
    Welches ist denn das erste Grundgesetz der Physik, Chemie, Mathematik oder sagen wir gleich der Naturwissenschaft – oder ist diese Frage nicht abhängig vom Wissensstand?
    Vielen Dank für den Anstoß zu dieser Diskussion.

  6. #6 sch421
    Juli 26, 2010

    In gewissem Sinne sammelt Biologie Briefmarken, ja. Das liegt aber in der Natur der Sache. Ist ein molekularer Mechanismus in einer Spezies aufgeklärt, kann man sicher davon ausgehen, dass er bei einer anderen Spezies anders abläuft. Verstanden hat man trotzdem etwas.

    Mein erstes biologisches Gesetz ist daher auch: Anything goes – as long as it works.

  7. #7 Balanus
    Juli 28, 2010

    Deshalb kann sie [die Biologie] zwar alles Mögliche sein, nur nicht die Leitwissenschaft, zu der sie gerne gemacht wwird.

    Nun ja, immerhin sind es lebende Systeme, die Wissenschaft betreiben und “Gesetze” formulieren…
    Biologie ist halt immer noch die Königsdisziplin unter den Wissenschaften 😉