Als Heinrich von Kleist noch lebte, haben die Romantiker versucht, aus Naturbeobachtungen etwas über den Menschen zu lernen. Vielleicht geht das heute auch noch, und zwar mit der Beobachtung, daß die genetische Rekombination bei Frauen anders abläuft als bei Männern (Nature 467, S. 1099 und New Scientist, Ausgabe vom 12.2.2011, S. 35). Wenn sich die Erbanlagen der Frauen neu ordnen, liegt die Bruchstelle zwischen zwei Genen, mit der Folge, daß neue Genkombinationen entstehen. Wenn sich die Erbanlagen der Männer neu ordnen, liegt die Bruchstelle innerhalb eines Gens, mit der Folge, daß neue Gene entstehen. Die Frage, welche Kreativität angemessener ist, bleibt offen. Offenbar ist nur, daß beide Möglichkeiten gebraucht werden – neue Kombinationen von neuen Genen. Das wussten wir schon vorher. So überleben die Menschen.

Kommentare (10)

  1. #1 Elvin
    Februar 18, 2011

    Verzeihung, bin leider nicht Biologe also kann meine Frage/Anname ewtl. dähmlich sein.
    Bei einer Neubildung von Genen einer Frau wird die Sequenz zwischen einzelnen Genen gebrochen und bei Männern das Gen dierekt- heisst das das bei Männern das gebrochene Gen ebenfalls verbaut wird bzw. eine grössere mögliche Anzahl an Variationen excestiert?.
    Womit ich nicht Aussagen möchte das mehr Möglichkeiten besser ist nur ob generell mehr Varianten dadurch möglich sind?
    Danke vorab falls jemand einem Nichtbiologen auf die Sprünge hilft

  2. #2 MartinB
    Februar 18, 2011

    In dieser Allgemeinheit (“Wenn sich die Erbanlagen der Frauen neu ordnen, liegt die Bruchstelle zwischen zwei Genen, mit der Folge, daß neue Genkombinationen entstehen”) ist die Aussage nicht korrekt. im Artikel-Abstract steht
    “Comparing male and female maps reveals that about 15% of hotspots in one sex are specific to that sex. ”
    Es gibt also einen Unterschied, aber er ist nicht so absolut wie die Aussage des blogartikels nahelegt.

    @Elvin
    Es geht hier ja um Rekombination, d.h. um crossing-over zweier Chromosomen. Die gene gehen also beim teilen nicht “kaputt”, sondern es werden Gene auf den beiden Chromosomen neu kombiniert; der “Bruch” wird also mit dem anderen Chromosom geflickt. Wikipedia hat wie immer schöne Bilder:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Crossing-over

  3. #3 regow
    Februar 18, 2011

    Genau MartinB, bei dem Blog musste ich erst einmal überlegen was gemeint war.
    So ein Cross over findet während der Meiose in den Gonaden statt. Die cross over können überall stattfinden und einmal initiiert, können sie wandern. Wo so ein cross over dann stehen bleibt . . . . .
    Neue Gene entstehen sowieso nicht.
    Durch cross over der beiden zweier Chromosomen – ursprünglich eines von der Mutter und eines vom Vater, kann es theoretisch vorkommen, dass ein Enkel überhaupt nichts von einem Großelternteil vererbt bekommt.

  4. #4 regow
    Februar 18, 2011

    Mein letzter Absatz ist falsch herum: Durch cross over kann der Enkel überhaupt erst DNA aller seiner Großeltern mitbekommen.

  5. #5 Chris
    Februar 18, 2011

    @Elvin
    noch mal zum Crossing Over, wenn der Austausch “zwischen” den Genen geschieht, werden diese neu miteinander kombiniert. Wenn vorher A und B auf einem Chromosom waren und a und b auf dem anderen, würde danach auch ein Ab und aB existieren.
    Wenn die Kombination im Gen A geschieht, bekommen wir aus einem AB und ab etwas Neues, etwa cB und cb.

  6. #6 Elvin
    Februar 18, 2011

    Danke,
    Also @Chris heisst das also das bei der 2ten Kombination eher entstehende Männer betroffen sind und bei der ersteren Frauen…?
    Und bedeutet das also auch das demzufolge beim Crossing over mehr Variationen entstehen können (das war eigentlich meine Ursprüngliche Frage).
    Hintergedanke bei der frage ist bei mir ob das dazu führen kann/könnte das Männer demzufolge eine höhere Chance auf positive/negative Mutationen haben?

  7. #7 MartinB
    Februar 18, 2011

    @Elvin

    Ich habe das so verstanden (hab’s aber nicht sehr gründlich angeguckt, mag mich also irren). Du hast zwei Chromosomen:
    ABCD|EFGH|IJK|
    abcd|efgh|ijk
    Die | stellen dabei die Genabschnitte dar (das Stopp-Signal).

    Einfaches Crossing-over bevorzugt zwsichen genen führt z.B. zu
    ABCD|efgh|ijk|
    abcd|EFGH|IJK

    einfaches Crossing-over zwischen Genabschnitten zu
    ABCD|EFgh|ijk
    abcd|efGH|IJK

    Welcher Mechanismus am ende “besser” ist. lässt sich im Vorfeld nicht sagen. Mit Mutationen hat das noch gar nichts zu tun, da würde z.B. das E durch ein Q ersetzt werden.

  8. #8 DerLustigeRobot
    Februar 18, 2011

    Mutation ist etwas völlig anderes als Crossing-Over, im letzteren Fall spricht man von “Rekombination”. Hat man im ersten Fall umgangssprachlich Mutanten, müsste man hier von Rekombinanten reden, was sich leider noch nicht durchgesetzt hat. Rekombination ist recht alltäglich und sicher, es entstehen entweder “erprobte” Kodes für funktionierende Proteine, oder die ganze Frucht ist nicht lebensfähig. Mutationen dagegen schaffen eher feinere Varianten, die nicht so leicht vorhersehbar und allgemein auch nicht “bekannt” sein müssen.

    Das Schneiden im männlichen Fall dürfte auch nicht “irgendwo” stattfinden, sondern Gene bestehen üblicherweise aus mehreren Abschnitten (Stichwort Introns & Exons), und ein sicheres Schneiden sollte an deren Grenzen stattfinden, alleine schon, weil die beteiligten Enzyme festgelegte Erkennungsmarker haben. Durch Rekombination entstehen (im Regelfall) auch keine neuen Gene, sondern “Allele”, also Kodierungsvarianten für denselben bekannten Genort.

  9. #9 Alexander
    Februar 18, 2011

    MartinB hat das mit der Rekombination schon gut erklärt, muss ich das nicht mehr tun. Ist aber ein netter Zufall, ich will in den nächsten Tagen nämlich ein wenig schreiben über die Rekombinations-Hotspots schreiben. Da gibts nämlich neue Erkenntnisse, warum überhaupt bestimmte Bereiche “heiß” und andere “kalt” sind, was Rekombination angeht.

    Was ich aber noch loswerden muss:

    Das wussten wir schon vorher.

    Ja, wir wussten vorher, dass es Bereiche auf Chromosomen gibt, die häufiger rekombinieren als andere. Wir wissen allerdings nicht sicher, warum dies so ist, wie es funktioniert, was da genau abläuft. Und dass es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, war selbst mir neu, obwohl ich an homologer Rekombination arbeite. Und das ist spannend! Es ist nämlich keineswegs jedem klar, warum die Geschlechter unterschiedlich rekombinieren sollten. Ich bin beispielsweise gespannt, ob das möglicherweise etwas mit dem “Krieg der Geschlechter” zu tun haben könnte, also den verschiedenen evolutionären Strategien von Männlein und Weiblein, was den Nachwuchs angeht.

  10. #10 Dr. Webbaer
    Februar 20, 2011

    Die Liger/Tigon-Problematik, also der Sachverhalt, dass die Mutter- oder Vaterschaft den Sprössling bestimmt, spielt wohl in derselben Liga. Oder?

    MFG
    Dr. Webbaer