Als ich ein kleiner Junge – genauer: ein Student – war, sah im Leben alles noch einfach aus – im Leben einer Zelle jedenfalls. DNA macht RNA macht Protein, lautete das Dogma der Molekularbiologie, und die Forscher analysierten die Software der Gene und die Hardware der Proteine mit Macht und Erfolg. Die RNA schien ein eher lästiges Zwischenglied zu sein, für das auch kein funktioneller Name gesucht wurde. Für die DNA gab es das Wort Gen und den Genotyp, Proteine wirkten zum Beispiel als Enzyme und etablierten den Phänotyp, aber die RNA blieb blass. Sie sah weder gut aus, noch schien sie viel zu können.
Dieses Denken hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, wie die Ausgabe von NATURE mit dem Datum vom 16.02.2012 zeigt, die eine ganze Sektion der RNA und ihrer Vielfalt widmet. Es ist erstaunlich, wie viele Sorten von RNA eine Zelle produziert und mit wie vielen Aufgaben sich die dazugehörigen Moleküle abzuplagen haben. Die Autoren der Aufsätze reihen Beobachtung an Beobachtung, sie führen eine Namen nach dem anderen auf, sie stellen eine schier unerschöpfliche Menge an Messungen vor – und niemand versucht auch nur einen Vorschlag, um die RNA Welt mit einem funktionellen Namen verständlich zu machen. Ein Laie kümmert sich weniger um DNA und mehr um Gene, er will kaum Details zu Proteinen, aber möglichst viel über den Stoffwechsel einer Zelle wissen, und so fragt man sich, was eigentlich die RNA ist. Die Experten sagen, es handele sich “um eine robuste Molekülsorte, die zelluläre Prozesse reguliert”, und zwar dank inhärenter Eigenschaften. Das müsste man doch besser ausdrücken können.

Kommentare (5)

  1. #1 perk
    Februar 27, 2012

    sagt er und bleibt einen besseren ausdruck schuldig..

  2. #2 Jan
    Februar 27, 2012

    … und genau deshalb forsche ich über transkriptomik … und herr fischer, sie haben recht: die methoden, die wir einsetzen, um rna zu verstehen, sind tatsächlich technologisch am rande dessen, was derzeit möglich ist. hier betrachten wir ein zusammenfließen von biologie und technologie.
    ich bin übrigens sehr sicher, dass wir mit der transkriptomik eine neue ära der molekularbiologie einleiten, welche wir systembiologie nennen. man darf gespannt sein, welche enorme therapeutische möglichkeiten aus diesem neuen gebiet erwachsen.

  3. #3 JK
    Februar 27, 2012

    Das müsste man doch besser ausdrücken können.

    … “Eiweiß-Dirigenten”, das hätte doch was. Oder “Protein-Plagiatoren”, aber das klingt natürlich etwas abfällig.

  4. #4 neulich
    Februar 28, 2012

    “Protein-Plagiatoren” ist nett. Aber wäre nicht “Deppengeneratoren” angemessener?

  5. #5 Arine
    März 2, 2012

    Wenn ich das richtig verstehe, wirkt die RNA ähnlich wie ein Diplomat: Sie überbringt Informationen so, dass am Zielort das Beste daraus gemacht werden kann.