In diesen Tagen erscheint bei der Princeton University Press ein schmaler Band mit dem langen Titel “The Usefulness of Useless Knowledge”. Es geht also um den Nutzen von nutzlosem Wissen, und geschrieben hat den wahrlich kurzen Text ein Mann namens Abraham Flexner, der von 1866 bis 1959 lebte und sich als Gründungsdirektor des Instituts for Advanced Studies in Princeton einen Namen gemacht hat, den die Welt besser kennen sollte als etwa den von Donald Trump. Flexner hat das berühmte Institut 1930 auf seinen Weg gebracht und wenige Jahre später Albert Einstein als Mitarbeiter gewinnen können. Einstein liebte das Ambiente, das Flexner geschaffen hatte und das er als “paradise for scholars” geplant hatte, also als Elfenbeinturm der Wissenschaft. Natürlich werden Elfenbeintürme der Wissenschaft längst von Soziologen und anderen Schreibern im Feuilleton beschimpft und bekämpft, aber sie verstehen von diesen Institutionen so viel wie ein Hund, der den Mond anbellt. In Elfenbeintürmen soll ein “unobstructed pursuit of useless knowledge” möglich sein, also ein unbehindertes Suchen nach nutzlosen Kenntnissen stattfinden, wie Flexner es vor Augen hatte, weil ihm ganz selbstverständlich war, dass jedes erworbene Wissen seine Anwendung findet und den Menschen hilft. Flexner glaubte nicht, dass Wissenschaftler ihrer Gesellschaft mehr Nutzen bringen, wenn man ihnen Ziele setzt und sie nach Meilensteinen fragt. Und wie recht er hatte, sieht man leicht, wenn man schaut, dass zur gleichen Zeit in der UdSSR Forscher in gelenkten Akademien gezwungen wurden, nur nützliches Wissen herbeizuschaffen, was den dortigen Betrieb langsam aber sicher in die Mittelmäßigkeit absinken ließ. Spitzenforschung klappt nur, wenn man keinerlei unmittelbaren Nutzen einfordert, wie Flexner in seiner jetzt publizierten Rede sagte, die er im April 1939 gehalten hat, als in New York eine Weltausstellung unter dem Motto “The World of Tomorrow” eröffnet wurde. Das scheinbar Nutzlose ist das tatsächliche Nützliche. Es lebe der Elfenbeinturm. Lasst seine Bewohner in Ruhe arbeiten. Sie werden schon etwas zustande bringen und den Menschen geben, was allen Nutzen bringt.
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