In den Wissenschaftszeitungen mehren sich die Nachrichten, dass die Genetiker mit dem eleganten Verfahren, das bei Studien zur Haltbarkeit von Joghurts gefunden worden ist und das kurz CRISPR genannt wird, das sogenannten Human Gene Editing nicht nur denkbar, sondern um- und einsetzbar ist. Ein Wirbelwind aus Oregon, der ab und zu einmal die Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte, hat in diesem Jahr menschlichen Embryonen ein Gen – wie man sagt – mit auf den Lebensweg gegeben, das ihnen hilft, eine Herzkrankheit zu vermeiden. Dieser Eingriff konnte unter anderem erfolgen, nachdem die amerikanische Akademie der Wissenschaften im Februar 2017 sich freizügig über Keimbahneingriffe geäußert hat. Doch nun kommt der Deutsche Ethikrat und spricht – was auch sonst? – eine eindrückliche Warnung aus, und am liebsten würde er die Genetiker zum Däumchendrehen verurteilen. Der Ethikrat zeigt sich zum einen überrascht, dass die Forschung schneller als erwartet fortgeschritten ist – was eine alberne Feststellung ist und hilflos wirkt -, und er meint zum zweiten, dass jetzt die Interessen der gesamte Menschheit – also von mehr als sieben Milliarden Menschen – berührt sind. Lieber Ethikrat, das gilt immer schon, seit Wissenschaft gemacht wird. Sie will die Bedingungen der menschlichen Existenz erleichtern, und sie meint von Anfang an uns alle. Das heißt, ökonomisch gesehen hat die Wissenschaft einen Riesenmarkt vor Augen, weshalb die Nachrichten über den Einsatz von CRISPR im Wirtschaftsteil der FAZ (Ausgabe von 5.10.2017, S. 22) zu finden sind und den Geist von Unternehmern beflügeln. Die wissen nämlich, was sie wollen, nämlich den Tod bekämpfen, um ihn zuletzt zu besiegen, und da sind ihnen Blutwäschen ebenso recht wie genetische Eingriffe, solange alles bezahlbar bleibt. Auf diese Weise wächst die Zahl der Kunden in schwindelnde Höhen, und nun wartet man gespannt auf die Warnungen der Deutschen Ethiker, die besser wissen, was die Menschheit braucht. Einige sind sicher alt genug, um sich an den Film mit dem Titel “Hunde, wollt ihr ewig leben?” zu erinnern. Mir reicht es, wenn mein Joghurt länger hält.

Kommentare (7)

  1. #1 RPGNo1
    Oktober 5, 2017

    Und hier die Ad-Hoc-Empfehlung des Deutschen Ethikrats im Wortlaut: https://www.ethikrat.org/dateien/pdf/empfehlung-keimbahneingriffe-am-menschlichen-embryo.pdf

  2. #2 Tim
    Oktober 5, 2017

    Ethikrat – ist das nicht diese Komikertruppe, in denen Naturwissenschaftler nicht mal 1/3 der Mitglieder ausmachen?

  3. #3 rolak
    Oktober 5, 2017

    an den Film

    Na immerhin erwartet er nicht, daß noch andere den alten Fritz noch persönlich kannten. So ein Film ist ja völlig aus der Welt, wenn erst mal der erste Monat nach Kinostart herum ist…

  4. #4 RPGNo1
    Oktober 5, 2017

    @Tim
    Interessante Frage. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und die auf Wikipedia genannten Berufe der 26 Mitglieder (subjektiv) zusammengefasst. Aufgrund von Mehrfachnennungen ist die Anzahl der Berufsgruppen größer als 26.

    Gesundheitswissenschaft, Medizin, Medizinethik: 11
    Rechtswissenschaft: 6
    Politik: 3
    Theologie: 4
    Philosophie: 3
    Kunst: 1
    Naturwissenschaft: 1
    Psychologie: 1

    Jeder mag sich seine eigenen Rückschlüsse aus dieser Liste ziehen.

  5. #5 Joseph Kuhn
    Jenseits des Joghurts
    Oktober 5, 2017

    “Jeder mag sich seine eigenen Rückschlüsse aus dieser Liste ziehen.”

    Eindeutig zu wenig Künstler. So wird das nichts mit einer ästhetisch zufriedenstellenden gentechnischen Neukonfektionierung des Menschen.

  6. #6 Tim
    Oktober 5, 2017

    @ 4RPGNo1

    Danke für die Aufstellung. Meiner Meinung nach fehlen in dem Gremium noch Profifußballer und Schlagersänger. Immerhin beeinflusst dieser Ausschuss die Zukunft des Landes, da müssen doch die wirklich relevanten gesellschaftlichen Gruppierungen vertreten sein.

  7. #7 Laie
    Oktober 7, 2017

    @RPGNr1
    Danke für den Hinweis!

    Wie können nur 11 Mediziner solch einen Mist von sich geben? Vom Rest ist ja nichts besseres zu erwarten, gleich 6 Rechtsverdreher mit Fragen der Ethik zu versorgen, naja…

    Mittelalter!

    @Tim
    Kaffeesatzleser, Geistheiler, Shamanen, Reptiloiden und Entertainer fehlen da noch! 🙂