Martin Luther hat einmal geschrieben, dass er selbst dann, wenn er wüsste, dass die Welt morgen zugrunde geht, heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen würde. Der Mönch, den mehr die Liebe zum Leben und weniger die Angst vorm Sterben umtrieb, hat nicht ahnen können, dass seine Idee im 21. Jahrhundert als Waldoption im globalen Maßstab gedacht wird und Menschen hoffen, durch Aufforstung das Klima zu retten oder wenigstens zu schützen. Bäume nehmen das Treibhausgas Kohlendoxid auf und vermindern somit den Temperaturanstieg, und was könnte es Schöneres geben als die Rettung der Menschen durch Wälder. Doch was so einleuchtend klingt, birgt Schattenseiten, wie ab und zu angemerkt wird, und zwar dadurch, dass mit der Zunahme der dunklen Wälder mehr Sonnenlicht auf der Erde festgehalten wird und die Erwärmung des Planeten auf diese Weise zunimmt. Außerdem scheint der Regenwald im Amazonasbecken eher mehr Treibhausgase abzugeben als aufzunehmen, was mit Überschwemmungen zu tun hat, auf die Bäume mit einem schwammigen Gewebe reagieren, das Methan aus dem Boden nimmt und in die Luft entlässt. Wer jetzt meint, dann solle man doch den Regenwald roden, kommt vom Regen in die Traufe, da bei dem derzeit praktizierten Abbrennen der Bäume Lachgas freigesetzt wird, das erst recht den Treibhauseffekt verstärkt. Als ob der Teufel seine Hände im Spiel hat, auch wenn der – Goethe zufolge – nicht vermeiden kann, Gutes zu schaffen, auch wenn er nur das Böse will. Menschen wollen umgekehrt immer nur Gutes und schaffen dabei dauernd das Böse. Ob Luther unter diesen Vorgaben noch sein Apfelbäumchen pflanzen würde?
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