War es wirklich Al Gore mit seinem Film “Eine unbequeme Wahrheit”, der das Thema der Energieeffizienz und CO2-Einsparung erfolgreich auf der politischen Agenda verankert hat? Oder ist die Klimaerwärmung, deren anthropogenen Anteil kein ernsthafter Wissenschaftler bestreitet, so selbstevident, dass uns gar nichts anderes übrig bleibt, als über Einsparpotentiale und Emmissionsschutz zu reden?

Egal: eines der Hauptthemen des VDE-Kongresses 2008 bilden Fragen nach der Energieerzeugung der Zukunft, den Möglichkeiten den Wirkungsgrad von Kraftwerken zu erhöhen und den Chancen durch Innovationen elektrische Energie einzusparen.

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Am heutigen vormittag steht eine Podiumsdiskussion auf dem Programm, die quasi den Startschuß für die Fachtagung der ETG (Energietechnische Gesellschaft) gibt.

Mehr Energie und dennoch Strom sparen

Einführend wird nochmal auf die jüngsten Studien verwiesen, die klar zeigen, dass binnen 20 Jahren eine Einsparung von rund 20% möglich und notwendig sei – dies wohlgemerkt absolut. Denn das Energievolumen, das durch elektrische Energie bereitgestellt wird, wird weiter zunehmen.

Den Start der Podiumsdiskussion macht Matthias Neubronner von E.on, der davor warnt den Kraftwerkspark veralten zu lassen. Neue Kraftwerke hätten Wirkungsgrade, die weit über diejenigen alter Kraftwerke hinausgingen, egal ob es um Kohle- oder andere Anlagen gehe, stellt er klar. Insofern sei des Signal aus Hessen von gestern erfreulich, möglicherweise würde es nun zumindest doch ein weiteres modernes Kohlekraftwerk geben, dessen Planung unter einer Ypsilanti-Regierung eingestellt würde.

Joachim Schneider von ABB weist darauf hin, dass die Verbraucherseite nicht vergessen werden dürfe, denn die Einsparpotentiale lägen genau dort. Und Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale NRW fügt hinzu: “Einsparpotenzial liegt natürlich beim Endverbraucher und allein rund 1/3 des Verbrauchs liegt bei den Aufwendungen für Raumwärme und Warmwasser.”

Bernd Ponick: “Der Schlüssel für wirkliche Energieeffizienz liegt immmer im Gesamtsystem.”

Wenig Einwände auf diese Feststellung, wobei Prof. Bernd Ponick von der Uni Hannover darauf verweist: “Der Schlüssel für wirkliche Energieeffizienz liegt immmer im Gesamtsystem.” Am Ende gehe es freilich darum die Wirtschaftlichkeit von energieeffizienten Lösungen zu erhöhen. Eine Stellschraube seien natürlich die Energiepreise, wobei das nur kurzfristig funktionieren könne und die internationale Wettbewerbsfähigkeit hemme.



Steuerung durch Kaufanreize: Stromsparende Geräte preislich attraktiver machen

Die Frage ist: heute stehen energiesparende Kühlschränke in den Märkten, doch die Kunden greifen letztlich doch zu günstigeren, aber stromfressenden Geräten.

Die sog. PEP-Projektgruppe, die von Wirtschaftsminister Glos berufen wurde, habe (erklärt Stephan Kohler von der Deutschen Energie-Agentur) den Vorschlag unterbreitet die Energie-Effizienzten Kühlschräne mit A++-Siegel mit einer 150,- Euro-Prämie zu versehen. Das sei aber in der öffentlichen Diskussion nicht richtig verstanden worden.

“Wir können den Leuten vorrechnen, dass sie binnen 10 Jahren jede Menge Stromkosten einsparen. Die kaufen dennoch den günstigen Kühlschrank”

Der unerziehbare Kunde?

“Wir können den Leuten vorrechnen, dass sie binnen 10 Jahren jede Menge Stromkosten einsparen. Die kaufen dennoch den günstigen Kühlschrank der 100-200 Euro statt 500-600 Euro kostet.” So das Lamento von Stephan Kohler.

Wie also den Verbrauchern heute nahebringen, dass es sich lohnt (und zwar aus ökologischen Gründen und auch mittelfristig im Sinne einer geringeren Stromrechnung) auf die sparsamsten Geräte zurückzugreifen?

Der Vorschlag für Haushalte mit niedrigem Einkommen Gutscheine ausgeben, um energie-effiziente Haushaltsgeräte (Kühlschränke, Waschmaschinen etc.) anzuschaffen, erscheint durchaus plausibel.

Nachtstrom bald kostenlos?

Und eine weitere interessante Entwicklung wird auf dem Podium angesprochen: Es wird – nach der Meinung der Experen auf dem Podium – nicht mehr lange dauern, dass eine tatsächlich Revolution der Stromtarife und -modelle stattfinden wird. Künftig sei es denkbar, das beispielsweise nachts Strom zu Dumpingpreisen oder vollkommen kostenlos angeboten wird – hier seien natürlich dann auch intelligente Geräte notwendig, die genau diese Zeitfenster nutzen.

“Wir brauchen intelligente Geräte, aber wir brauchen auch intelligente Verbraucher!”

“Wir brauchen intelligente Geräte, aber wir brauchen auch intelligente Verbraucher!”, so die abschließende Feststellung von Peter Blenkers. Dem ist wohl tatsächlich wenig hinzuzufügen. Der sehr gut besetzte Saal zeigte seine Zustimmung mit Applaus.

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