Bescheidenheit ist seine Sache nicht. Der Präsident der TU München, Prof. Wolfgang A. Herrmann, plädierte in seinem Abschlussvortrag für unternehmerisch denkende Hochschulen, sowie für mehr Wettbewerb und Investitionen im Bildungs- und Hochschulbereich.

Wer den TU-Präsidenten kennt, der durfte von dessen Vortrag kaum überrascht gewesen sein: Herrmann skizzierte seine Vision einer Hochschullandschaft, die von Leuchttürmen und Exzellenzclustern geprägt ist und den Leistungswilligen herausragende Studien- und Forschungsbedingungen bietet. Dass seine Universität, deren Entwicklung der gelernte Chemiker seit 1995 prägt, zu den wenigen exzellenten Vorzeigeuniversitäten hierzulande gehört, daran ließ er keinen Zweifel.

Herrmann begann, das ist in diesen Tagen wohl unvermeidlich, mit einem Seitenhieb auf die Krise des Finanzsektors, die – so seine Hoffnung – klargemacht habe, dass nicht die Finanzwirtschaft, sondern die Realwirtschaft die Werte für unseren Wohlstand schaffe. Und im Bezug auf den Standort Deutschland vermerkte er:

“Das einzige, was unserer Gesellschaft bleibt, ist eine gute Bildung.”

Man mag solche Statements begähnen, weil sie möglicherweise nicht mehr als ein wohlfeiler Allgemeinplatz sind. Andererseits: wer würde anderes behaupten wollen?

Drahtseilakt: Stolz, Kritik und Häme

In seiner rund 40 Minuten dauernden Präsentation sparte Herrmann nicht mit manchmal subtiler, manchmal provokanter Kritik an der – so jedenfalls ganz offensichtlich seine Wahrnehmung – zu behäbigen und starren deutschen Wissenschaftslandschaft. Dabei fielen bisweilen nette Bonmots ab, wie die Bemerkung: “Der internationale Wissenschaftswettbewerb läuft schneller, als man in deutschen Amtsstuben denken kann.”

“Der internationale Wissenschaftswettbewerb läuft schneller, als man in deutschen Amtsstuben denken kann.”

Herrmann kann sich solche Statements erlauben, denn der Erfolg der TU München gibt ihm Recht. Seine Uni wurde nicht nur in der ersten Runde mit dem Exzellenzetikett versehen, sondern ist tatsächlich in den internationalen Rankings eine der wenigen deutschen Hochschulen, die überhaupt international konkurrieren können.

Insofern also verständlich, dass Herrmann dazu aufforderte, sich mit den besten Universitäten weltweit zu vergleichen. Stanford, Harvard, Tokyo – das seien die Adressen, die für ihn relevant seien. Ob es alle Zuhörer so charmant fanden, als Herrmann sagte: “Wir können uns nicht mit der Uni Oldenburg vergleichen.”?

Zukunftspläne der TU München

Dennoch: man merkte dem kurzweiligen Vortrag Herrmanns an, dass er für seine TU mit vollem Einsatz kämpft und fest entschlossen ist, sie weiter voranzubringen. Allein am Campus in Garching habe man seit 1997 rund 1 Milliarde Euro investiert. Nächstes Jahr – so hoffe er – werde man im Leibniz-Rechenzentrum den schnellsten Rechner Europas in Betrieb nehmen können.

Und den zuhörenden Kongressteilnehmern zeigte Herrmann bereits das 55 000qm große Gelände, auf dem (wenn es nach ihm gehe) bald die Bauarbeiten für eine hochmoderne Elektro- und Informationstechnikfakultät beginnen sollen.

Mit seinem Plädoyer, die Vernetzung zwischen den einzelnen fachlichen Kulturen zu fördern und auch die Kluft zwischen Schulen und Hochschulen abzubauen, durfte Herrmann jedenfalls durchaus Zustimmung auf seinem Konto verbuchen. Und mit seinem Abschlußstatement formulierte der engagiert-kämpferische TU-Chef ein Fazit, das auch sehr gut zur gesamten dreitägigen Veranstaltung passt:

“Universitäten erforschen heute, was wir übermorgen wirklich brauchen.”

Kommentare (1)

  1. #1 Horst Henn
    November 14, 2008

    Herrn Herrmanns Schlusssatz trifft sicher für die Grundlagenforschung in München zu. Die deutsche Hochschullandwirtschaft wird in der Masse jedoch von Instituten geprägt, die irrelevante Themen jahrzehntelang ohne jede Innovation bearbeiten oder die längst von der Entwicklung in der Industrie im Ausland überholt worden sind. Man schaue sich nur in der Republik um, wieviele Institute z.B. noch in der Kommunikationstechnik und Halbleitertechnik arbeiten, obwohl in Deutschland keine nennenswerte Industrie mehr existiert, welche die Erkenntnisse und die Absolventen dieser Institute aufnehmen könnte. Da hat der Wissenstransfer von der Forschung in München zum Nachbarn Siemens wohl nicht richtig funktioniert.