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“Es geht hier nicht um Profitoptimierung oder Wertschöpfungsketten.” Komischer Satz für einen Kongress bei dem es, das darf man unterstellen, eigentlich haargenau darum gehen dürfte. Nicht aber hier: In Saal 3 tagen die Medizintechniker. “Hier geht es um Patienten,” beendet der Redner Prof. Dr. Harald Korb seinen Satz.

Mit Vorsatz, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, baute Harald Korb ein telemedizinisches Netzwerk auf. Am Beispiel von Herzinsuffizienzerkrankten sieht das so aus: Medizinisch relevante Werte werden täglich gemessen und automatisch an ein telemedizinisches Zentrum weitergeleitet. EKG-Werte etwa könnten bereits mit einer visitenkartengroßen Chipkarte gemessen werden, die der Patient um den Hals trägt. Die Daten werden statistisch ausgewertet und bei gefährlichen Abweichungen werden Arzt und Patient informiert und stimmen sich über weiteres Vorgehen ab.

Elektronische Datensammlungen? Da ist doch was faul.

Die Folge: Es kommt zu weniger sinnlosen Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten und Notarzteinsätzen. Patienten können früher aus dem Krankenhaus entlassen werden, die Mortalitätsrate sinkt. Klingt wirtschaftlich, hilft aber tatsächlich dem Menschen. Denn der Patient, dessen Gesundheit via Telemonitoring “überwacht” wird, fühlt sich sicherer.

Überwacht? Das klingt nach Datenklau. Harald Korb betont, dass die Daten, die in einer elektronischen Krankenakte gespeichert werden zum einen auch wirklich nur dem zuständigen Kardiologen und/oder Hausarzt zugänglich sind und nicht etwa dem Arbeitgeber oder der Krankenkasse. Und dass zum anderen auch nur für je ein Krankheitsbild relevante Daten in dieser Akte gesammelt werden – der Übersichtlichkeit halber.

Augenmerk auf die Eigenverantwortung

Außerdem kommunizieren Patienten seiner Beobachtung nach mehr mit ihrem behandelnden Arzt. “Das Telemonitoring vergegenwärtigt den Betroffenen ihre Eigenverantwortung an ihrer Gesundheit,” erklärt Physiologe und Herzchirurg Korb. Den routinemäßigen Arztbesuch würden die Patienten jedoch nicht vermissen: “Sie fühlen sich mit einer Betreuung durch Telemonitoring eher besser aufgehoben und achten selbst mehr auf Veränderungen, als wenn einzig ihr Arzt dafür verantwortlich wäre.”

Zwar hätten Patienten dennoch bedenken gegenüber den neuen Möglichkeiten der Therapie – aus Angst um ihre Daten, um die Zuverlässigkeit der Verarbeitung, aus Misstrauen gegenüber dem Fremden. Doch Harald Korb ist sich sicher: “Das Gesundheitssystem kann sich den Verzicht auf Telemonitoring auf Dauer nicht leisten!”