Es klingt wie ein schlechter Scherz: Mit 25 Klicks zur selbstgebastelten Abtreibung – do it yourself, ohne Arzt, ohne Beratung. Was die niederländische Ärztin Rebecca Gomperts auf womenonweb anbietet, richtet sich an Frauen aus Ländern, in denen Abtreibung verboten oder ihnen nicht möglich ist.

Genutzt wird das Angebot jedoch auch von Frauen, denen durchaus sicherere Methoden zur Verfügung stehen. Wer sich durch die Fragen zur Schwangerschaft klickt, kann sich die verschreibungspflichtigen Medikamente Mifepriston und Misoprostol zuschicken lassen und so bis zur neunten Schwangerschaftswoche daheim den Abbruch alleine durchführen.

Wie eine Studie des British Journal of Obstetrics nun belegt, wird dieses Angebot sehr gut angenommen – allerdings benötigten 13,6 Prozent der Frauen anschließend eine Absaugung oder Kürettage in Folge starker Blutungen, 1,6 Prozent waren weiterhin schwanger.

Misoprostol und Mifepriston sind nicht überall erhältlich und nach einer im Lancet veröffentlichten Studie sterben 68.000 Frauen jährlich in Folge von unprofessionell durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen – daher mag eine selbstgemachte Abtreibung mit womenonweb fast sicherer sein. In Nicaragua beispielsweise ist der Abbruch noch nicht mal bei medizinischen Kontraindikationen wie etwa Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaften erlaubt – wie Human Rights Watch berichtet, ist die Zahl der Todesfälle nach unprofessionell durchgeführten Abtreibungen und Schwangerschaftskomplikationen dort so hoch wie in keinem anderen Land der Welt.

Problematisch ist nur, dass womenonweb auch dort verfügbar ist, wo durchaus sichere Abtreibungen möglich sind. In der “I had an abortion”-Liste von womenonweb berichten momentan 891 Frauen kurz von ihrer DIY-Abtreibung – darunter auch Frauen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, den USA.

Aber zurück zum Fragenkatalog. Was, wenn ich nun in Nicaragua säße, ungewollt schwanger und ohne die finanziellen Mittel, eine Abtreibung im Ausland durchzuführen?

Die Seite erklärt mir zunächst, dass ich nur abtreiben darf, wenn die Schwangerschaft meine Gesundheit gefährdet. Gleichzeitig werde ich aber an die Definition von Gesundheit der World Health Organization erinnert: “Gesundheit ist der Zustand völligen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit”. An meiner sozialen Gesundheit könnte eine ungeplante Schwangerschaft kratzen – also ja, Gesundheit gefährdet.

Der Rest ist schnell gemacht. Mir wird geraten, nicht mehr als 60 Minuten vom nächsten Krankenhaus entfernt zu sein und eine Spende von 70 Euro an womenonweb zu überweisen – die Medikamente kriege ich aber auch so. Die Blutungen können zwischen zwei und sechs Wochen dauern, anschließend soll ich erneut einen Schwangerschaftstest machen.

Anders als ich, hat “Novalynne”, zwischen 24 und 30 Jahren alt, an dieser Stelle auf “abschicken” geklickt. Auf ihrem Foto bei “I had an abortion” knabbert sie an ihren Fingernägeln und schaut den Besucher ihrer Seite etwas unsicher an. “Es tat ziemlich weh,” schreibt sie. “Aber mein Umfeld hält Abtreibungen für falsch.” Novalynne lebt in den USA.

womenonweb bietet seinen Fragenkatalog auf Englisch, Spanisch, Französisch, Polnisch und Portugiesisch an – eine Einschränkung, die Medikamente nur in Länder zu verschicken, in denen Abtreibungen auch verboten sind, gibt es bisher nicht.