Am Montagabend im Deutschen Museum: Im beeindruckenden Ehrensaal des Gebäudes hielt der Physik-Nobelpreisträger John C. Mather wie angekündigt einen Vortrag über den Urknall, die kosmische Hintergrundstrahlung und das James Webb Telescope. Eine originalgetreues Modell des Teleskops, das in fünf Jahren ins Weltall starten soll, können Besucher des Deutschen Museums in den folgenden zwei Wochen im Innenhof des Gebäudes betrachten.
Erklärt wurden die Aufgaben des James Webb Space Telescopes von einem, der sich auskennt – John C. Mather erhielt vor zwei Jahren den Nobelpreis für seine Messungen des kosmischen Mikrowellenhintergrunds – auch bekannt als das “Echo des Urknalls”. Der Astronom, der bereits im Alter von fünf Jahren seine Leidenschaft für die Wissenschaft bei einem Besuch des “Museum of Natural History” in New York entdeckte, erwies sich in seinem Vortrag als präziser Forscher und humorvoller Redner.
So erklärte er etwa, weshalb das Teleskop mit mehreren Sonnensegeln geschützt werden müsse – und vergaß dabei nicht zu betonen, dass die Reflexionsfläche im Münchener Modell nicht tatsächlich aus Gold gefertigt, d.h. Diebstahl nicht lohnenswert sei. Im Anschluss an seinen Vortrag nahm John Mather sich die Zeit, ScienceBlogs ein paar offene Fragen zu beantworten.
S.B.: “Mit dem James Webb Space Telescope wird es – hoffentlich – möglich sein, noch viel weiter ins Universum zu sehen als bisher mit Hubble. Darüber soll der Urknall besser verstanden werden. Was kann der Gewinn für uns sein, zu wissen, was vor 13,7 Milliarden Jahren passiert ist?
J.M.: “Der Urknall ist vor allem aus kulturellen Gründen interessant für die Menschen. Jeder Mensch will wissen, wo er herkommt und wie alles angefangen hat. Als ich fünf Jahre alt war habe ich meinen Vater gefragt, wo die Menschen herkommen und er konnte es mir nicht erklären. Also musste ich das selbst rausfinden. Natürlich können Historiker, Archäologen und Geologen auch viel über die Geschichte der Erde und der Menschheit erzählen – aber Astrophysiker gehen dabei am weitesten in der Zeit zurück.”
S.B.: “Gibt es nach ihrer persönlichen Einschätzung Leben auf anderen Planeten?”
J.M.: “Also beweisen lässt sich ja leider noch nichts – aber ich glaube schon, dass weiteres Leben im All möglich ist. Es ist bekannt, dass die Saturnringe zum Teil aus Wasser bestehen, also warum soll es dort nicht auch Bakterien geben? Biologen haben in den letzten Jahren interessante Entdeckungen über Lebensformen unter extremen Bedingungen gemacht, deswegen glaube ich nicht, dass wir der einzige Planet mit Leben sein sollen – die Frage ist nur eben, ob es sich dabei um mehr handelt, als um ein paar Amöben.”
S.B.: “Welche Fähigkeiten müssen junge Wissenschaftler heute mitbringen, um später vielleicht auch mal einen Nobelpreis zu bekommen?”
J.M.: “Sie sollten die Neugierde nie ablegen, die sie als Kind hatten! Ich glaube, das ist neben Ausdauer und Hartnäckigkeit das Wichtigste. Das garantiert zwar leider keinen Nobelpreis, aber trotzdem kann man ja ein guter Wissenschaftler mit diesen Eigenschaften werden.”
S.B.: “Was ist in der Mitte von einem Schwarzen Loch?”
J.M.: “Sie stellen ja komische Fragen. Im Grunde ist dort, glaube ich, auch nur normale Materie – aber das kann ich nicht genau sagen, denn ich war ja noch nie in einem Schwarzen Loch.”
S.B.: “Zum Glück. Und vielen Dank für das Gespräch.”
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