“Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den andern kalt”, so haben wir als kleine Jungs gebrüllt, um dann zum Refrain auszuholen, “Die ganze Affenbande brüllt, Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss geklaut?”

In diesen Tagen rasen die Affen durch den Blätterwald, da sie auf der einen Seite kloniert und auf der anderen Seite in Tierversuchen Abgasen ausgesetzt wurden, um deren Schädlichkeit zu testen.  Man könnte heulen vor Wut und sich glatt dafür einsetzen, Automanager zu klonieren, um sie anschließend ähnlich wie die Affen zu testen. Vermutlich wird sich aber niemand daran versuchen, wie wohl überhaupt niemand versuchen wird, Menschenklone anzufertigen. Technisch wird es zwar ebenso wenig eine Grenze geben wie bei den Affen, bei denen man nur etwas trickreicher vorgehen musste als bei dem Klonschaf Dolly, aber moralisch machen Klone wenig Lust. Die Quelle der humanen Moral steckt in der wahrnehmbaren Einzigartigkeit eines Menschen, und wenn man die versteckt – etwa durch Uniformen – oder wenn die sich versteckt – etwa bei Fremden mit dunkler Hautfarbe -, dann handelt man bedenkenlos und voller Hass.

Man wird bei den Menschen wohl kaum den Weg gehen, der bei Affen und Schafen zum Klonziel führte. Es gibt ja längst andere Wege. Denn wie sich Horden von gleichartig agierenden Wesen ohne genetische Mittel züchten lassen, haben diktatorische Regimes schon immer vorgeführt, und wie solche Massen marschieren, zeigen eindrucksvoll Aufnahmen aus den Jahren des Dritten Reiches. Sind wir eigentlich sicher, dass moderne Menschen in digitalisierten Gesellschaften sich nicht auf ähnliche Weise manipulieren und zubereiten lassen? Die heutige Horden marschieren nicht mehr stramm im militärischen Verbund, sie marschieren vielmehr gleichförmig mit Stöpseln im Ohr auf ihre Handys glotzend durch die Gegend. Uniformität überall. Von Einzigartigkeit keine Spur mehr. Wie bei den Affen.

Kommentare (6)

  1. #1 Mars
    Januar 28, 2018

    gut gebrüllt Löwe…
    nirgends wo anders als in der U-/S-Bahn im Berufsverkehr fällt einem diese Gleichförmigkeit der ‘gestöpselten’ Generation(en) auf.
    Wenn ich da – nicht in schwarzer Kleidung – mit einem Buch lesend dazwischen sitze hat es etwas Gutes. Es gibt fast kein Gekreische und Gequassel mehr unter den Schülern und Mitfahrern, Jeder schaut nur stumm auf sein Wischtelefon …. Finger bewegend, gleichförmig, sonst fast unbeweglich, den Anderen völlig übersehend: bis die Türen aufgehen und jeder hinausdrängelt. Was hat sich da entwickelt?
    Ja, das sind schon Klone.

  2. #2 Dr. Webbaer
    Januar 28, 2018

    Sind wir eigentlich sicher, dass moderne Menschen in digitalisierten Gesellschaften sich nicht auf ähnliche Weise manipulieren und zubereiten lassen?

    “Wir” sind diesbezüglich sicher, das Web meint Diversität, es kann im aufklärerischen Sinne am besten im Web beworben werden.

    Die Dummheit (“Tumbheit”, das Unvermögen sich sprachlich auszudrücken), wie die Doofheit (das Unvermögen zu hören, die Harthörigkeit bleibt gemeint), sind zentrale Eigenschaften des hier gemeinen Primaten.

    Das Web hilft hier bestmöglich, und wer würde hier zweifeln wollen?

    ‘Die Quelle der humanen Moral steckt in der wahrnehmbaren Einzigartigkeit eines Menschen,’, Variante, sie steckt in der Ideologie, die Einzelnen auf Grund ihrer Ratio und auf Grund der Existenz der Aufklärung auferlegt ist,
    letztlich im Sinne des Bestandserhalts.

    Der “Gag im Web” besteht sozusagen darin alle mit allen zu verbinden, so dass die o.g. Dumm- und Doofheit zumindest allgemein verfügbar diskutabel wird.

    MFG + schönen Tag des Herrn noch,
    Dr. Webbaer (der sich, im Abgang noch, den Rat erlaubt die Möglichkeit in den Raum zu stellen, dass Sie ebenfalls nicht “der Bringer vor dem Herrn” sind)

  3. #3 Jennifer
    Januar 28, 2018

    @Mars Und was ist jetzt der Unterschied zwischen Ihnen mit einem Buch aus Todholz und mir mit dem Buch auf dem Smartphone? Wir beide lesen und möchten dabei nicht von den anderen Mitfahrenden gestört werden. Und um diese Menschen, mit denen man nichts zu tun haben möchte, aber zwangsweise zusammengepfercht ist, noch weiter aus seinem Leben zu verdrängen, setzt man sich halt noch zusätzlich Kopfhörer auf. Ein eindeutiges Signal, das “Lass mich in Ruhe” bedeutet. Wer dieses Signal ignoriert oder sich darüber aufregt, dass ich nicht mit ihm oder ihr sprechen will, ist meiner Meinung nach extrem unhöflich und asozial.

  4. #4 Mars
    Januar 28, 2018

    der Autor @Fischer schreibt dazu sehr gut:
    “”Die Quelle der humanen Moral steckt in der wahrnehmbaren Einzigartigkeit eines Menschen, und wenn man die versteckt…, dann handelt man bedenkenlos und voller Hass.””
    das Abschotten und dem anderen deutlich zeigen: hier ist mein Gebiet, sprich mich nicht an! (.. ich beiße, schlage zurück …) … empfinde ich als extrem unhöflich und asozial.
    selbst ein ‘guten Tag’ oder ein Anschauen, ein Wahrnehmen des anderen ist nicht einmal mehr erwünscht.
    und genau da geht soviel im zwischenmenschlichen Bereich verloren, weil eine Gemeinsamkeit (egal welche) nicht einmal mehr ausgelotet werden kann.
    der Andere ist damit sofort ein ‘Störer’ …
    ja, und wird damit zum Feind! Echt schade.

  5. #5 DH
    Januar 28, 2018

    Wär auch ein wahres Wunder, wenn die Uniformität binnen Jahrzehnten aus der Welt verschwunden wäre.
    Wobei ich nicht nur von Manipulation ausgehen würde, es ist eher eine Mischung aus derselben und der vorhandenen Natur des Menschen.
    Auch heute kann man das wieder gut beobachten, ein Teil der lieben Mitmenschen nutzt seinen durchaus vorhandenen freien Willen zur Suche danach ein, welcher Herde sie sich anschließen wollen. Die Frage, ob überhaupt, stellen sich viele gar nicht erst.

  6. #6 Name auf Verlangen entfernt
    Prag
    Januar 31, 2018

    Merkwürdiger Realitätsverlust. Wer ernsthaft glaubt, Dr. Strangelove würde sich davon abhalten lassen, Frankenstein zu klonen, wenn er es doch kann, sollte seinen Platz auf der moralischen Brücke überdenken. Schlichtweg alles in der Humanforschung: Transplantations-Medizin, künstliche Organe, Klonen – ist selbstverständlich dem einen Ziel untergeordnet – sich mit dem zu vereinigen, was auf der anderen, der rein maschinellen Seite Robotnik und künstliche Intelligenz genannt wird. Dafür hat man auch, lieber Herr Professor, die Geisteswissenschaften bis auf die Grundmauern geschleift – und Sie waren dabei!

    Fragt sich natürlich, wie hier die Mitverursacher der Abstraktions-Idee vom Menschen auf den Gedanken kommen, dass sie dem Resultat ihrer naturwissenschaftlichen “Bemühungen” entgehen werden? Jetzt auf einmal treudoof tun und einen auf Ethik machen? Die Wisch-Telefon Generation steht ganz am Anfang einer technischen Entwicklung, die im Augenblick unsere Vorstellungskraft sprengt. Chinesen sind nur mäßig an den Moral-Codex der Bergpredigt gebunden.