Wir orientieren uns dank Navigationssystem und GPS in fremden Städten, wir rufen unterwegs per iPhone den aktuellen Stand der Auszählungen der US-Präsidentschaftswahlen ab – das alles ist längst Alltag geworden. Doch wie wird sich das Internet in 10 oder 15 Jahren darstellen? Wie sieht die Integration intelligenter Softwaresysteme in den Wirtschafts- und Dienstleistungssektor aus? Was ist das Web 3.0?

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Mit einem überaus inspirierenden Vortrag startet Prof. Dr. Wolfgang Wahlster den zweiten Kongresstag im Münchner Messezentrum. Der technisch-wissenschaftliche Leiter des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz präsentierte die atemberaubenden Möglichkeiten, die eine umfassende Vernetzung von Waren, Dienstleistungen und (horrible dictu) Menschen bieten wird.

Wir leben längst in einer Post-PC-Ära.

Wahlster stellte zunächst fest: wir leben längst in einer Post-PC-Ära. Die Zeiten, in denen wir klobige mausgraue Kästen auf dem Schreibtisch stehen hatten sind längst vorbei, jeder von uns ist von vielen Computern (=Mikrochips) umgeben.

Das Internet der Zukunft verbindet Waren, Dienstleistungen und Menschen

Doch die Zukunft wird – daran ließ Wahlster keinen Zweifel – weit darüber hinausgehen: vernetzte Systeme werden uns tatsächlich auf Schritt und Tritt begleiten. Das beginnt mit Funksensoren, die in Alltagsprodukte integriert sind (von der Verpackung, dem Brief bis zu Lebensmitteln und Obst, in dem Sensoren eingebaut sind.)

Vernetzte Systeme werden uns tatsächlich auf Schritt und Tritt begleiten.

Das klingt zunächst eher etwas befremdlich, aber durch biokompatible Chips, die implantiert und auch verspeist werden können, wird im Supermarktregal der Zukunft Gemüse und Obst liegen, das sich selbsttätig meldet, wenn es reif ist.

Digitales Produktgedächtnis

Es geht um ein “Digitales Produktgedächtnis”, das mehr leistet als die heutigen RFID-Chips. Es sind – so Wahlster – Lebensmittel denkbar, die mit Temperatur-, Luftdruck- oder Feuchtigkeitssenoren ausgestattet sind. Auf dieser Grundlage wird es möglich sein, die Produktdaten auszulesen und festzustellen, ob die Kühlkette unterbrochen wurde, wie die Lagerbedingungen waren und ähnliches.


Die Qualitätsmerkmale werden wir beim Gang durch den Supermarkt künftig direkt auf unser iPhone oder ein ähnliches System laden. Und auch der “digitale Sommelier” ist in Modellsupermärkten bereits Realität – der Griff zur Weinflasche genügt, so dass uns passgenaue Informationen zu Lage, Charakter, Ausbaumethode und andere Detailinfos präsentiert werden und ein automatisierter Vergleich mit anderen vorrätigen Weinen wird sowieso angeboten.

Wenn die Dinge miteinander sprechen

Wahlster stellte klar: Dinge sprechen miteinander und sprechen zu uns. Ermöglicht werde dies durch Ad-hoc-Netze, wobei die erforderliche breitbandige Kommunikationsinfrastruktur erst noch geschaffen werden muß.

Zusammengefasst: Das Internet der Zukunft wird ein “Internet der Dinge und Dienste” sein. Wir werden von Produkten umgeben sein, die durch eingebettete Softwaresysteme vielfältige Zusatzinfos anbieten und sich automatisiert mit unserem digitalen Einkaufsplaner kurzschließen und uns daran erinnern, doch endlich den Brokkoli aufzubrauchen, den wir schon vor 4 Tagen gekauft haben.

Zusammengehalten wird das alles durch ein semantisches Web, das die Interoperabilität der Dienste und Dinge verknüpft. Werden wir uns in 20 Jahren noch an die Zeiten erinnern, in denen wir den Frischegrad einer Tomate durch Augenschein, den Reifegrad einer Aubergine durch die Druckprobe mit dem Daumen prüften?