Kleine Panne mit großer Wirkung: Über viele Monate hinweg war es möglich auf die vertraulichen Daten von rund 500.000 Bundesbürgern online zuzugreifen.

Die Zugangsdaten für die prinzipiell geschützten Daten einiger Einwohnermeldeämter standen versehentlich auf einer Internetseite – Geburtsdaten, Religionszugehörigkeit und sogar Passphotos konnten somit problemlos von jedermann abgerufen werden. Ein Datenschutz-Super-GAU, der zu denken gibt.

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Inkompetenz und Naivität

Nach einem aktuellen Bericht von “Report München” hatte ein Software-Unternehmen den voreingestellten Zugriffscode auf die Datenbanken versehentlich im Internet publiziert. Da einige Behörden zu faul, zu bequem und schlicht zu unfähig waren, dieses Standard-Paßwort zu ändern, konnte jeder Internetnutzer auf die Datenbestände zugreifen. Einschließlich der Suchmöglichkeit im Melderegister.

Nun sind die Datenschützer zu Recht empört und viele Politiker zeigen sich ebenfalls fassungslos. Wie etwa im Berliner Tagesspiegel zu lesen ist:

“Brandenburgs Datenschutzbeauftragte Dagmar Hartge nannte die Datenpanne ungeheuerlich. Es sei „erschreckend, dass ein so kleiner Baustein im Sicherheitsnetz” solch gravierende Auswirkungen haben könne. Aus dem Innenministerium in Potsdam hieß es, „mit so viel Dummheit” könne man einfach nicht rechnen.”

Selbstverständlich muß man solchen Äußerungen zustimmen. Diese Schlamperei ist beispiellos, aber muß man den Damen und Herren nicht gleichzeitig zurufen, daß die Dummheit weniger wundert, die Naivität von Politik und Verwaltung aber umso mehr?

Sorglosigkeit und Datensammelwut

Denn sind es nicht dieselben Politiker, die noch vor wenigen Monaten dem Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung den Weg geebnet haben? Sind es nicht dieselben Personen, die immer mehr Daten erfassen wollen? Sollen künftig nicht auch Krankenakten, Gesundheitsdaten und anderes mehr ebenfalls online verfügbar sein?

Und die Schutzvorrichtungen und Zugangssperren werden dann funktionieren? Wer ist so naiv und glaubt, daß man ähnliche Pannen für Datenbestände, die möglicherweise noch sensibler sind, in Zukunft ausschließen kann?

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