Ob die Chinesin He Kexin, die bei den Olympischen Spielen bereits zwei Goldmedaillen am Stufenbarren holte, tatsächlich schon 16 ist, interessiert nunmehr nicht nur Blogger weltweit, sondern auch das IOC.

Wie Spiegel Online meldet, fordert das Internationale Olympische Komitee nun den Turner-Weltverband auf, das wahre Alter der Athletin festzustellen. Indizien, dass He Kexin erst 14 ist und damit zwei Jahre zu jung für die Teilnahme wäre, gibt es viele – eindeutige Beweise bisher jedoch nicht.

So hat beispielsweise der amerikanische Blogger Mike Walker, Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Intrepidus Group, nach ausgiebiger Internetrecherche den 1.1.1994 als Geburtstdatum der Turnerin gefunden – nicht etwa mit Hilfe von Goolge, sondern über die chinesische Suchmaschine Baidu.

Über Google waren die älteren Dokumente bereits nicht mehr im Caché zu finden, dort ist He Kexins Geburtstjahr durchgängig 1992. Das steht schließlich auch in ihrem Pass (der übrigens erst im Februar diesen Jahres ausgestellt wurde).

Aussage gegen Aussage also. Wie kann man das Alter eines Menschen nur “belegen” wenn nicht an Hand von Dokumenten? Meistens stellt sich diese Frage ja nicht bei Olympia sondern bei Ausländerbehörden: Ziemlich umstritten ist die Zuverlässigkeit der Untersuchung des Handwurzelknochens, da diese Methode ungenau, Standardisierungen für Nicht-Europäer mangelhaft und Beurteilungskriterien das für das genaue Alter haarsträubend sind, wie ich in eigener Sache mal zur taz verweisen darf.

Wenn nicht über eine Geburtsurkunde oder ähnliches, kann also kein eindeutiges Alter für das Mädchen ermittelt werden. Auffällig bleibt nur, dass sie eben nicht wie 16 aussieht.

Nach Angaben des Chinesischen Nationalinstituts für Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit ist die Durchschnittschinesin mit 1,58 m zwar kleiner als europäische Konkurrentinnen – He Kexins zarte 1,42 m unterbieten die Zweitplatzierte Amerikanerin Nastia Liukin (ganz bestimmt 18 Jahre alt) mit ihren 1,60 m aber doch um einiges.

Und wenn ihr Alter auch am meisten angezweifelt wird, ist sie durchaus nicht der einzige Fall von – vermutlich – zu jungen Sportlern bei Olympia. Auch He Kexins Teamkollegin Yang Yilin soll jünger als 16 Jahre sein. Damit stünden die beiden Mädchen in guter Tradition: Vor acht Jahren gab die damalige Bronzemedaillenträgerin in der Disziplin Stufenbarren im Anschluss an den Wettkampf stolz vor laufenden Kameras zu, doch erst 14 Jahre alt zu sein. So viel Naivität wurde He Kexin schon abgewöhnt: “Ich bin 16,” beharrt die Turnerin.

Vor elf Jahren erst wurde das Mindestalter für Turner von 15 auf 16 Jahre angehoben, bis 1980 durfte man sogar mit 14 bei Olympia turnen. Altersbegrenzungen unterscheiden sich auch in den einzelnen Disziplinen: Unter den Freistilschwimmern etwa ist die Kamerunerin Antoinette Joyce Guedia Mouafo mit 12 Jahren die jüngste Olympionikin dieser Spiele – und das ganz legal. Auch unter den Turmspringern gilt: Je jünger desto leichter desto erfolgreicher. Die Chinesin Xin Wang tritt dort mit 15 Jahren und gerade mal 28 Kilo auf 1,37 m – auch nach einem an Kindermaße angepassten Body Mass Index ist das stark untergewichtig.

Ihr Erfolgsgeheimnis: Im letzten Jahr hat Xin Wang sich einfach täglich das Abendessen verkniffen, wie Mail Online berichtet.