Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen der Bekanntgabe der diesjährigen Nobelpreisträger. Am heutigen Montag wurde der Nobelpreisreigen des Jahres 2008 beendet: in Stockholm wurde vor wenigen Minuten bekannt, daß Paul Krugman mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wird.

Mit Paul Krugman wird ein Wirtschaftswissenschaftler geehrt, der sich wie kaum ein anderer in öffentliche Debatten einmischt und auch vor provokanten Thesen nicht zurückschreckt. Der 55jährige Ökonom und erfolgreiche Sachbuchautor gilt als Begründer der “Neuen Ökonomischen Geographie”. Er ist als regelmäßiger Kolumnist der New York Times seit vielen Jahren auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt.

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Paul Krugman, der bereits kurz nach seiner Promotion im Beraterstab von Ronald Reagan tätig war und später auch Bill Clinton in Wirtschaftsfragen beriet, ist nach Stationen am MIT und Stanford heute Professor in Princeton. Gleichzeitig hat sich Krugman einen Namen als einer der profiliertesten Wirtschaftsblogger gemacht.

In seinem NYT-Weblog hatte er zuletzt im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Finanzkrise heftige Kritik an der US-Regierung und Notenbankpolitik geübt. Das hilflose Krisenmanagement der Bush-Administration veranlasste ihn zur Aussage, die USA seien “zu einer Bananenrepublik verkommen.”

Wirtschaftsnobelpreis an einen Kritiker der Bush-Regierung

Paul Krugman wird nun mit dem Wirtschaftsnobelpreis für seine “Analysen der Handelsmuster und Räume wirtschaftlicher Aktivität” gewürdigt. Die Entscheidung des Stockholmer Komitees, ausgerechnet in der derzeitigen Phase Paul Krugman zu ehren, ist durchaus pikant. Denn Krugman hatte als einer der ersten vor einem Zusammenbruch des Finanzsystems gewarnt.

Schon vor 3 Jahren hatte er darauf hingewiesen, daß sich die Immobilienspekulanten auf sehr dünnes Eis begeben würden und die Immobilienkäufe teilweise mit fragwürdigen “chinesischen Krediten finanziert” seien. Aber – so Krugmans Kritik – solange die Gier als Motivation handlungsleitend sei, dürfe man sich über die Irrationalität der Finanzwelt nicht wundern.

Zuletzt hatte Krugman nicht ausgeschlossen, daß die aktuelle schwere Krise sich zu einer gesamtwirtschaftlichen Depression entwickeln könne.

Wirtschaftsnobelpreis seit 1969

Der Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht von Alfred Nobel persönlich gestiftet wurde. Die Preisvergabe für eine herausragende Leistung im Gebiet der Wirtschaftswissenschaften wird erst seit dem Jahr 1969 vergeben – damals hatte sich die Schwedische Reichsbank anläßlich ihres 300jährigen Bestehens zu dieser Preisvergabe entschlossen.

Offiziell lautet der Titel der landläufig als Wirtschaftsnobelpreis bezeichneten Ehrung deshalb auch “Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel”. Das Nominierungsverfahren, die Kriterien der Preisvergabe und das Preisgeld entsprechen aber demjenigen der anderen “echten” Nobelpreise. Auch die Preisverleihung findet am 10. Dezember, am Todestag Alfred Nobels, in Stockholm gemeinsam mit den anderen Nobelpreisen statt.