Das digitale Informationsschlaraffenland hat auch Schattenseiten. Nachrichtenportale, Blogs, Twitter – der moderne Informationsjunkie ist ohne diese parallelen Datenströme nicht mehr denkbar. Doch wie steht es um unsere (letztlich dann doch menschlichen) Ressourcen, mit diesem auf uns einstürzenden Informationsüberangebot umzugehen? Wie souverän sind wir noch? Wer sind die Herren im Universum des technologisch-induzierten Allwissens? FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher sucht in einem neuen Buch nach Antworten auf diese Fragen.

Noch bevor Schirrmachers Buch im Regal steht, hat die Debatte rings um seine Überlegungen und Thesen begonnen. Ausgangspunkt ist Schirrmachers Beobachtung, dass wir mehr und mehr in quasi symbiotischer Einheit mit unseren digitalen Informationsagenten leben. Wir leben, handeln und denken ständig im Bezug auf Informationen und Impulse, die uns unsere Twitter-timeline, die Mailkorrespondenz oder der Newsticker vorgibt.

Auf der Debattenseite Edge.org liest sich das so:

We are apparently now in a situation where modern technology is changing the way people behave, people talk, people react, people think, and people remember. And you encounter this not only in a theoretical way, but when you meet people, when suddenly people start forgetting things, when suddenly people depend on their gadgets, and other stuff, to remember certain things. This is the beginning, its just an experience.


Das ist also der Anfang Schirrmachers Analyse. Fühlt sich der konservative Feuilletonist überfordert? Ist das die Artikulation des Unbehagens an der modernen Kultur?

Für Schirrmacher – und das darf man ihm abnehmen – geht es um die zentrale Frage, wie unser Gehirn auf alle jene Herausforderungen reagiert. Registrieren wir nicht alle jetzt schon die Ermüdungen, die Nervosität, die Aufmerksamkeitsdefizitstörungen? Macht uns das Internet nicht verrückt? Wer bestimmt das Tempo? Wir oder die informationsausspuckenden Maschinen? Und was werden die nächsten Jahre bringen? Wenn Computer und der menschliche Informationsverarbeitungsapparat (vulgo: das Gehirn) noch weiter verschmelzen werden?

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Auf der Edge-Website und im Interview mit Schirrmacher sind viele interessante Gedanken versammelt. Nicht alle neu, aber vieles bedenkenswert. Beteiligt sind dort u.a. Nick Carr, Douglas Rushkoff, Jesse Dylan, Virginia Heffernan, Gerd Gigerenzer, Steven Pinker.

Es ist zu erwarten, daß Schirrmacher mit seinem Buch “Payback” wieder für einige Diskussionen sorgen wird.

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Kommentare (1)

  1. #1 Webbaer
    November 28, 2009

    Fühlt sich der konservative Feuilletonist überfordert?

    Die Artikulationsfreude deutet nicht darauf hin. Das Buch soll sehr schlecht sein. Zumindest hat der Webbaer noch keine freundlich angelegte Rezension gefunden.