Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zählen Diabetes, Krebs, Demenz sowie Erkrankungen am Herz-Kreislauf-Apparat und an der Lunge zu den Volkskrankheiten. Und mit der steigenden Lebenserwartung steigt auch die Zahl derer, die an diesen Krankheiten leiden. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, müsse die Forschung vorangetrieben werden, denn nur auf Basis einer übergreifenden Forschung, die in sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung vorangetrieben wird, können Verbesserungen erreicht werden. Sie sollen eine bessere Vorsorge ermöglichen, eine raschere Diagnose bedingen und eine zielgerichtete Therapie möglich machen. Allerdings bedrohen nicht nur diese „bekannten“ Krankheitsbilder die deutsche Bevölkerung, sondern auch oft tabuisierte Erreger, wie etwa Parasiten.

Abbildung 1: Deutschland wird älter. Allerdings steigt mit dem höheren Durchschnittsalter der Bevölkerung auch die Zahl jener, die an sogenannten Volkskrankheiten erkranken. In sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforderung wird daran gearbeitet, Prävention, Diagnose und Behandlung zu verbessern. Foto: pixabay.com © geralt (CC0 Public Domain)

 

Zahlen, Daten, Fakten rund um Volkskrankheiten

Was vielen leicht über die Lippen geht – der Begriff der „Volkskrankheiten“ – können hingegen nur wenige zahlenmäßig fassen. Um sich dem Phänomen zu nähern, helfen diese Zahlen, Daten und Fakten:

  • Geschichte: Den Begriff der „Volkskrankheit“ gibt es schon seit dem Jahr 1832 – also lange bevor die Krankheiten, die heute als Volkskrankheiten gelten, überhaupt diagnostizierbar waren. Geprägt wurde der Begriff von Justus Friedrich Karl Hecker. Er fokussierte sich auf die Epidemien des Mittelalter, versuchte zu erläutert, welche sozialen, psychischen und physischen Faktoren sie bedingt haben, und prägte im Zuge dieser Forschungen den Begriff der „Volkskrankheit“.

 

  • Prävention: Aktive Prävention bzw. ein bewussteres Leben könnte viele Erkrankungen verhindern. So zeigen Ergebnisse einer Studie, die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurden, dass von 440.000 Neuerkrankungen an Krebs, gut 37 Prozent der Erkrankten mit Risikofaktoren belastet waren – sie haben geraucht, sich ungesund ernährt oder hatten eine Infektion. Auch ein anerkanntes Mittel der Prävention ist übrigens die sportliche Betätigung.

 

  • Krankheitsbilder: Die Krankheiten, die als „Volkskrankheiten“ bezeichnet werden, sind höchst unterschiedlich. Laut dem Robert Koch Institut leidet jedes siebte Kind an Übergewicht. Diese Zahl habe sich binnen der letzten zehn Jahre nicht verändert. Veränderungen regionaler Art gäbe es hingegen vor allem beim Bluthochdruck: 35 Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt leiden an Bluthochdruck, in Bremen sind mit 24 Prozent deutlich weniger. Neu in den Kreis der Volkskrankheiten geselle sich die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation. Bei dieser Zahnerkrankung, die vor allem Kinder und Jugendliche trifft, handelt es sich um sogenannte Kreidezähne, die besonders schmerzempfindlich sind. Besonders gefährlich sind die Krankheiten, die in vielen Betroffenen im Verborgenen schlummern. So ist die Tendenz bei Diabetes mellitus besonders dramatisch: Sechs Millionen sind allein deutschlandweit von der Zuckerkrankheit betroffen; ein Drittel weiß jedoch noch nichts davon.

    Abbildung 2: Eine Zecke erkennt mittlerweile jeder. Dieser Parasit saugt sich am menschlichen Körper an und kann im schlimmsten Fall schwere Krankheiten bedingen. Gefährlicher als diese sichtbaren Parasiten sind hingegen Würmer im Darm, die weder sichtbar sind und darüber hinaus von Betroffenen oft tabuisiert werden. Foto: pixabay.com © Catkin (CC0 Public Domain)

    Verkannte Gefahr: Parasiten sind eine weltweite Gefährdung für die Gesundheit

    Das Problem der Erkrankung verschärft sich insbesondere dadurch, da der Befall häufig noch tabuisiert wird. Betroffene erkennen vielleicht noch die Symptome, scheuen aber den Gang zum Arzt. Experten gehen davon aus, dass 60 Prozent der deutschen Bevölkerung vom sogenannten Toxoplasma Gondii befallen ist. Bekannt werden Befall und Erkrankung laut dem Robert Koch Institut oft erst, wenn eine Schwangerschaft festgestellt wird. Schwangere, die noch keine Antikörper gebildet haben, könnten nicht nur selbst erkranken, sondern den Erreger sogar auf das Baby im Mutterleib übertragen.

    Nicht minder gefährlich sind Wurmerkrankungen, die den Betroffenen erst auffallen, wenn sie kleine weiße Würmer im Stuhl finden. Melanie Wagner, Expertin für Parasitenbefall, erklärt, dass Würmer im Darm durchaus eine Gefahr für die Gesundheit sind – und damit eine Volkskrankheit, die offensichtlich auch zur Kategorie der unterschätzten Gefahren gehört. Sie macht darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, die Anzeichen zu erkennen, denn Würmer können die Darmwand beschädigen und in den Blutkreislauf gelangen.

    Mit aktuell verfügbaren Medikamenten könne die Medizin nicht gegen die Würmer ankommen, erklärt die Expertin. Die Parasiten leben in einer Art Blase, einem Biofilm, der sie vor Medikamenten förmlich schütze. Damit dämmen Medikamente, wie etwa Antihelminthika, zwar die Symptome ein. Den Parasiten können Betroffene damit allerdings nicht loswerden; im schlimmsten Fall reduzieren die Arzneimittel sogar die sogenannten Granulozyten, die im Körper dafür zuständig sind, aktiv gegen Madenwürmer zu kämpfen.

    Die Ansteckungsgefahr bei Würmern ist extrem hoch, weswegen die Expertin auch zu diesen Maßnahmen rät:

    • Hygiene hat oberste Priorität. Wer von Wurmbefall betroffen ist, muss täglich Kleidung und Bettwäsche bei heißen Temperaturen von 95 Grad Celsius waschen sowie alle Ansteckungsquellen im Haushalt desinfizieren. Auch die Hände sind stündlich zu desinfizieren.
    • Lebensmittel sorgfältig waschen. Gemüse und Obst, das ungekocht gegessen wird, muss im Vorfeld gründlich gereinigt werden.
    • Wurmkur für Tier und Mensch. Um die Parasiten loszuwerden, ist es wichtig sowohl Hund und Katze (die häufig befallen sind) als auch für die im Haushalt lebenden Menschen eine Wurmkur durchzuführen. Natürliche Mittel, wie etwa Papayakerne, kolloidales Silber, Kokosöl und Knoblauchpräparate, haben in der Regel nicht denselben Effekt wie eine Anti-Parasitenkur.

    Fazit: Volkskrankheiten wandeln sind; Parasiten bleiben ein Tabuthema

    Was genau schlimmer für die Menschen ist, ist unklar. Fakt ist: Wissenschaftler und Mediziner setzen viel daran, Diagnose-, Präventions- und Behandlungsmethoden zu entwickeln, die Menschen, die älter werden, die Chance geben, das Alter gesund zu erleben. Was bleibt ist die Gefahr der Krankheiten, die unerkannt sind, wie etwa Diabetes mellitus, oder die tabuisiert werden, wie etwa der Parasitenbefall. Damit ist auch klar: Forschung und Entwicklung ist nur die eine Seite der Medaille, denn dann muss letztlich auch eine adäquate Aufklärung folgen