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Maximal drei bis vier Tage kann ein Mensch ohne Wasser überleben. Das macht das Element zu einer der wichtigsten Lebensgrundlagen auf dieser Erde. Aber nicht nur zum Trinken, sondern auch für viele weitere Zwecke kommt Wasser heutzutage zum Einsatz. Hierzulande ist es normal, den Wasserhahn aufzudrehen und unbegrenzt Wasser zur Verfügung zu haben; zumindest noch. Denn das könnte sich in naher Zukunft ändern. Schon jetzt haben rund 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu durchgängig verfügbarem und trinkbarem Wasser. Diese Wasserknappheit wird in Zukunft immer dramatischer sein und somit auch immer mehr Menschen betreffen. Es lohnt sich daher ein genauerer Blick auf das Thema.

Ein Blick auf die vier Ursachen der Wasserknappheit

Durchschnittlich 120 Liter Wasser verbraucht in Deutschland jeder Mensch pro Tag. Nur der geringste Teil des Wasserverbrauchs entfällt somit auf den lebenswichtigen Part, also das Trinken. Stattdessen wird nicht nur hierzulande verschwenderisch mit der Ressource umgegangen, sei es für das Waschen, Baden oder Putzen. Hinzu kommen Unmengen an Wasser, die in der industriellen Produktion verbraucht werden, was etwa 20 Prozent des entnommenen Frischwassers ausmacht. Rund 70 Prozent des entnommenen Frischwassers entfallen außerdem auf den Agrarsektor, der jedoch als lebenswichtig zu erachten ist. Das Problem an der Sache ist, dass Wasser eine endliche Ressource ist und nur ein Bruchteil der tatsächlichen Wassermengen der Erde eine ausreichende Qualität aufweist, um für einen dieser Einsatzzwecke brauchbar zu sein. Drei Prozent, um genau zu sein.

  1. Wachsende Weltbevölkerung

Diese drei Prozent stehen einer wachsenden Bevölkerungszahl gegenüber. Das erklärt auch, weshalb 19 Prozent des entnommenen Frischwassers auf Indien und 15 Prozent auf China entfallen. Gemeinsam mit den USA sind sie somit für rund die Hälfte der weltweiten Wasserentnahme verantwortlich. Die Verdreifachung der Weltbevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten ist deshalb ein Hauptproblem, wenn es um die Wasserknappheit geht.

  1. Zunehmender Wasserverbrauch

Hinzu kommt, dass sich der Wasserverbrauch pro Kopf seit 1930 verdoppelt hat. Es gibt also mehr Menschen auf der Welt, die zugleich mehr Wasser verbrauchen. Außerdem ist das Wasser ungleich verteilt. Dass sich die Wasserknappheit simultan zum Bevölkerungswachstum weiter verschlimmern wird, ist somit eine logische Schlussfolgerung.

  1. Globale Erwärmung

Doch gibt noch eine dritte Hauptursache für die zunehmende Wasserknappheit, und zwar den Klimawandel. Denn durch die globale Erwärmung verändert sich auch der Wasserkreislauf im Gesamten. Das bedeutet, dass Niederschläge „anders“ fallen als früher. Vielerorts bleiben sie aus oder treten seltener sowie in geringerer Menge auf. Anderswo kommt es zu sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen. Hochwasserprobleme werden daher ebenso zunehmen wie Dürreperioden, wodurch sich die Ungleichverteilung verschlimmert. Vor allem jene Bevölkerungsgruppen, die schon jetzt in einer wasserarmen Region leben, werden voraussichtlich von der zunehmenden Dürre betroffen sein. Der Klimawandel selbst führt somit zwar zu einer Umverteilung, sorgt aber nicht dafür, dass die „brauchbare“ Wassermenge weniger wird.

  1. Wasserverschmutzung

Daran ist stattdessen die Wasserverschmutzung schuld, die auch, aber nicht nur, durch die Hochwasserkatastrophen ausgelöst wird und somit die vierte Ursache des Wassermangels darstellt. Viele Experten sehen in der Wasserknappheit in erster Linie eine Abwasserkrise, denn das Wasser wird zunehmend verschmutzt und verliert an Qualität. Unterm Strich sinkt dadurch der ohnehin geringe Wasseranteil auf der Erde, der sich zum Trinken, Kochen, Bewässern der Agrarflächen & Co eignet. Wie bereits erwähnt, spielt der Klimawandel dabei nur eine beiläufige Rolle. Der Großteil des Wassers wird hingegen durch die Industrie oder die Verstädterung verschmutzt. So gelangen beispielsweise Chemikalien ins (Trink-) Wasser, die sich nicht ohne Weiteres wieder herausfiltern lassen. Auch indirekt können solche in das Grundwasser gelangen, beispielsweise durch Chemikalien in der Landwirtschaft, und dort ebenfalls für eine Wasserverschmutzung sorgen. Das Schweröl ist hierfür ein anschauliches Beispiel, denn schon ein Tropfen kann rund 600 bis 1.000 Liter Wasser verunreinigen. Zwar arbeitet die Wissenschaft bereits an Reinigungsverfahren, dennoch fehlt es bislang an Lösungen für das Problem – und dabei handelt es sich nur um ein Problem von vielen, wenn es um das Thema Wasser geht.

Eine Bestandsaufnahme: Der Status quo in Deutschland

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Für viele Menschen auf der Welt ist die Wasserknappheit somit bereits Realität und für viele weitere wird sie sich in naher Zukunft zunehmend bemerkbar machen. Die klimatischen und wirtschaftlichen Bedingungen sorgen hierzulande noch für eine entspannte Situation, doch auch diese könnte sich schon in wenigen Jahren bis Jahrzehnten zuspitzen. Denn die Folgen der Wasserknappheit machen sich sogar in Deutschland schon jetzt bemerkbar, wenn auch subtil und daher für die meisten Menschen unsichtbar. So haben die Niederschläge in den vergangenen Jahren auch in Deutschland abgenommen und zu einer zeitweisen Trockenheit geführt, die in einigen Regionen einen Wassermangel hervorgerufen hat. Höhepunkt war das Jahr 2018, doch trotz kurzzeitiger Entspannung sehen die Wissenschaftler darin ein fortschreitendes Problem. Zwar sind sie sich uneinig, ob und inwiefern das Wasserdargebot in Deutschland zukünftig ab- oder zunehmend wird, unbestritten ist aber, dass einzelne Regionen zunehmend von der Wasserknappheit betroffen sein werden. Auch hier kommt somit wieder die Ungleichverteilung durch den Klimawandel zum Tragen. Schon jetzt gibt es also Gebiete mit Wassermangel auch in Deutschland – Tendenz steigend.

Folgen der Wasserknappheit jetzt und in Zukunft

Deutschland kann somit aus eigener Erfahrung berichten, welche Folgen die Wasserknappheit hat: Der sogenannte „Trockenstress“ führt zu einer Schwächung der Bäume, jedoch werden sie dringend benötigt, um bei einem plötzlichen Starkregen, der ebenfalls  durch den Klimawandel immer häufiger wird, die Wassermengen aufzufangen. Somit steigt die Gefahr von Hochwasser und Sturmschäden. Ein Effekt, der sich schon jetzt in Deutschland beobachten lässt. Selbiges gilt für sinkende Wasserspiegel in Flüssen und Seen. So ist zum Beispiel der Fluss „Schwarze Elster“ bereits ausgetrocknet.  Gleichzeitig sinkt der Grundwasserspiegel und Dürreperioden nehmen zu. Weitere Folgen der Wasserknappheit, die in anderen Ländern bereits eingetreten sind oder in Zukunft global eintreten könnten, sind:

  • Schwindende Süßwasserreserven durch ausbleibende Niederschläge
  • Veränderungen von Ökosystemen und daraus folgendes Artensterben von Tieren und Pflanzen
  • Nahrungsmittelknappheit durch extreme Dürren und Ernteausfälle
  • Zunehmende Hungersnöte mit steigenden Todeszahlen
  • Krankheiten und Todesfälle durch verseuchtes (Trink-) Wasser
  • Verhinderung von Schulbildung bei Kindern – wie beispielsweise in Afrika

Bereits jetzt gibt es außerdem in einigen Ländern bewaffnete Konflikte um sauberes Wasser, beispielsweise in Äthiopien. Auch Kriege könnten somit eines Tages um Wasser geführt werden, und zwar auch in den westlichen Industrienationen. Noch kann somit zwar niemand mit Sicherheit vorhersagen, welche weiteren Folgen die Wasserknappheit in einigen Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten haben wird. Fakt ist aber, dass sie die Gesellschaft und die Wirtschaft grundlegend verändert.

Mögliche Lösungen – und was jeder Einzelne tun kann

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Die eine Lösung gegen die Wasserknappheit gibt es nicht und wird es auch in Zukunft nicht geben. Jedoch gibt es viele Ansatzpunkte, die wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen müssen, um jetzt sowie zukünftig für ausreichend Wasser in wiederum ausreichender Qualität zu sorgen. Dabei spielen drei Instanzen eine wichtige Rolle:

  1. Politik
  2. Wirtschaft
  3. Konsumenten

Jeder kann und sollte einen nachhaltigeren Konsum von Wasser in den Alltag integrieren. Das bedeutet, Wasser zu sparen, wann und wo es geht. Da aber auch der indirekte Wasserkonsum sowie die indirekte Wasserverschmutzung ein essentielles Problem darstellen, ist der bewusste Konsum wichtig – sprich Lebensmittel, Kleidung & Co möglichst nachhaltig einzukaufen, auch im Sinne von Wasserverbrauch und -verschmutzung.

Die Politik und Wirtschaft müssen derweil an einem Strang ziehen, um beispielsweise Wasserprojekte zu fördern, um die Ungleichverteilung durch verschiedene Maßnahmen auszugleichen, um Meere, Flüsse und Seen zu schützen, um neue Technologien zur entwickeln, um Wasservorräte zu schützen, um ein Bewusstsein für „wasserfreundlichere“ Lebensweisen in der Bevölkerung zu fördern und um viele weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Fazit

Der Kampf gegen die Wasserknappheit beginnt somit beim Individuum und reicht anschließend über die nationale bis hin zur globalen Ebene. Dennoch ist unklar, ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um Folgeprobleme zu verhindern. „Die Kriege der Zukunft werden um Wasser geführt“, warnte schließlich schon im Jahr 1995 der Vizepräsident der Weltbank, Ismail Serageldin – was sich in einigen Ländern der Welt bereits bewahrheitet. Umso wichtiger ist es, schnell und richtig zu handeln!

Autor: Benjamin Herrmann

Profil: Als Umweltwissenschaftler ist Benjamin Herrmann freiberuflich als Planer und Berater in verschiedene Projekte involviert.