Bin lange nicht mehr auf den Kanaren gewesen…
Das folgende Zeitraffer-Video von Adrien Mauduit ist ganz frisch vom vergangenen April. Es zeigt zunächst ein paar Impressionen der Insel und geht dann in den astronomischen Teil über. Nach dem Sonnenuntergang sieht man den Erdschatten am Osthimmel aufsteigen (1:28 und 1:40) und die hübsche Konstellation von Mondsichel und Venus im Stier am 17. April. Sobald es dunkel geworden ist, kommen die Plejaden und die Gegend um Orion dazu. Der helle Schein, der bei 1:58 senkrecht zum Horizont durch Venus und Plejaden geht, ist das Tierkreislicht (Zodiaklicht), das ist Sonnenlicht, das von Staub in der Bahnebene der Planeten reflektiert wird und im Frühjahr abends am besten zu sehen ist – wenn man einen sehr dunklen, klaren Himmel hat.
Orion ist dann ab 2:10 noch ein paarmal in Großaufnahme zu sehen, wie er hinter den Felsen (unter anderem dem berühmten “Finger Gottes“) verschwindet, bevor der Blick nach Osten geht – wenn der Orion untergeht, geht der Skorpion auf und dahinter das Zentrum der Milchstraße im Schützen (bei 2:30). Ab 2:42 ist die Milchstraße im Sternbild Schwan zu sehen mit dem roten Nordamerikanebel am linken Bildrand.
Der gelbe Strahl, der aus einer der Teleskopkuppeln heraus scheint, ist ein gelber Laserstrahl, der Natriumatome in der Hochatmosphäre zum Leuchten anregt und so einen künstlichen Stern neben einem Zielobjekt erzeugt, anhand dessen die adaptive Optik des Teleskops die Turbulenzen der Atmosphäre über einen elektromechanisch deformierbaren Spiegel kompensieren kann – Standardtechnik heutzutage, mit der erdgebundene Teleskope die Auflösung des Hubble-Weltraumteleskops übertreffen.
Danach folgen Nahaufnahmen der Gegend des Milchstraßenzentrums im Schützen mit dem “Great Rift“, einem Band von Dunkelwolken aus Staub und Gasmolekülen in der Milchstraßenebene, das den direkten Blick auf das Zentrum verwehrt. Bei 3:14 sieht man oben am Bildrand die pinkfarbigen Trifid- und Lagunennebel, Sternentstehungsgebiete im Schützen, in denen junge Sterne das Wasserstoffgas mit ihrem UV-Licht ionisieren und zum Leuchten anregen, vor allem im roten Licht der Hα-Linie bei 650 nm. Ein bisschen türkis von Hβ und OIII ergibt dann das Pink.
Bei 3:21 und später noch einmal 4:20 noch ein Blick auf den Wolkenkomplex um ρ Ophiuchi (Schlangenträger) und Antares im Skorpion (der helle orangefarbene Stern) mit dunklen Filamenten und bunt leuchtendem Gas, Emission (rot, Sharpless 2-9 um σ Scorpii), Reflexion (orange um den gleichfarbigen Antares) und (Rayleigh-)Streuung (blau, um ρ Oph). Zwischen orange und rot sieht man den dichten Kugelsternhaufen M4.
Ein großartiges Video!
Wer selbst mal auf die Kanaren mit höheren Bergen fährt (Teneriffa, Gran Canaria, La Palma), sollte auf jeden Fall mal einen Abend unter dem Sternenhimmel oben in den Bergen verbringen, am besten mit Feldstecher oder Reiseteleskop. Und warmer Kleidung, da oben auf 2000 m kann es auch im Sommer nachts frieren. Auf La Palma und Teneriffa gibt es dort auch Unterkünfte mit Teleskopen, die man mieten kann (mit langen Wartezeiten, rechtzeitig anfragen!).
Ich bin damals auf eigene Faust mit dem Mietwagen zur Caldera hinauf gefahren, ausgerüstet mit einem 15×80-Feldstecher. Der klarste Himmel, den ich je gesehen habe. Ein Abend, den ich garantiert nicht vergessen werde.
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