Spannendes spielt sich derzeit im Sonnensystem 284 Millionen km von der Erde entfernt ab. Wieder tut sich eine neue Welt für uns auf, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Die am 3. Dezember 2014 von der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA gestartete Sonde Hayabusa 2 (Hayabusa bedeutet “Wanderfalke”) nähert sich gerade dem Asteroiden (162173) Ryugu, benannt nach einem mystischen Drachenpalast auf dem Meeresboden in einem japanischen Märchen.
Ryugu ist knapp einen Kilometer groß und gehört zu den Apollo-Asteroiden, welche die Erdbahn kreuzen. Sein Orbit kommt dem der Erde auf 48000 km nahe – knappe 4 Erddurchmesser. Potenziell ist Ryugu also ein gefährlicher NEO (Near Earth Asteroid). Für die nächsten 200 Jahre sind allerdings keine Annäherungen auf weniger als 1,28 Millionen km (3,3 Mondentfernungen) vorhergesagt; die nächste Annäherung in eben dieser Entfernung wird am 5. Dezember 2076 stattfinden.
Hayabusa 2 soll, wie schon sein Vorgänger Hayabusa es 2005 beim Asteroiden Itokawa versucht hat, eine Probe des Asteroiden aufnehmen und zur Erde bringen. Bei der ersten Mission ging fast alles schief, was schief gehen konnte: Probleme mit den Solarzellen, die den Strom für das Ionentriebwerk lieferten, ein mitgeführter kleiner Rover “MINERVA” verfehlte den Asteroiden und verschwand im Nichts, die Probenentnahme funktionierte nicht richtig, so dass im 2. Versuch nur einige wenige Partikel aufgenommen wurden, es gab Probleme mit der Lageregelung, ein Treibstoffleck, ein Triebwerk fiel komplett aus, der chemische Treibstoff ging aus, 2 Gyroskope, 7 von 11 Lithiumbatterien und der Richtmechanismus der Antenne versagten. Dennoch konnte die Sonde die Erde erreichen und den Sammelbehälter mit den Staubpartikeln des Asteroiden sicher und hermetisch dicht auf den Erdboden bringen.
Bei Hayabusa 2 lief es bisher deutlich besser. Auch hier ist wieder ein kleiner Lander an Bord, der von der DLR in Zusammenarbeit mit der französischen Raumfahrtagentur CNES und der JAXA gebaute, schuhkartongroße MASCOT (Mobile Asteroid Surface Scout), der auf dem Asteroiden aufsetzen und sich durch 10-70 m weite Sprünge in der geringen Schwerkraft fortbewegen soll. Er soll bei der Auswahl des zu sammelnden Materials Hilfestellung leisten.
Außerdem sind diesmal gleich 3 MINERVA-Rover mit an Bord. Die Chancen stehen also gut, dass mindestes einer davon den Asteroiden wirklich erreicht.
Der weitere Zeitplan ist nicht 100% festgelegt, JAXA ist flexibel, da man es mit einem bisher vollkommen unbekannten Objekt zu tun hat. Die Annäherung findet derzeit (aktueller Abstand: ca. 200 km) in mehreren Schritten bis in den August hinein statt, wenn 1 km Abstand erreicht werden sollen. Im September/Oktober könnten die Landegeräte ausgesetzt werden und der erste Versuch einer Probenentnahme durchgeführt werden. Zwei weitere mögliche Perioden für Probenentnahmen sind für das kommende Jahr geplant, bevor die Sonde planmäßig im November/Dezember 2019 den Rückflug antreten soll, um ein Jahr später den Probenbehälter auf der Erde abzuliefern. Wenn alles gut geht.
Am 14. Juni hat die Raumsonde 52 Aufnahmen des Asteroiden aus 700 km Entfernung erstellt, die eine volle Rotation zeigen. Der Musik-Produzent, Astro-Amateur und Bildverarbeitungsspezialist Roman Tkachenko hat die Aufnahmen geschärft und eine wunderbare Animation erstellt, die er mir freundlicherweise für das Blog überließ. Sie zeigen einen diamantförmigen Asteroiden mit einem großen Krater am Äquator:
Faszinierende Bilder! Checkt unbedingt seine beiden Twitter-Kanäle, auf den sich atemberaubende Bearbeitungen von New Horizons (Pluto), Rosetta und Juno (Jupiter) finden.
Wir dürfen uns in den kommenden Wochen auf weitere Bilder des Asteroiden Ryugu freuen.
Links
- de.wikipedia.org: Hayabusa 2
- en.wikipedia.org: Hayabusa 2
- en.wikipedia.org: (162173) Ryugu
- JAXA Hayabusa 2 Homepage
- JAXA Hayabusa 2 Zeitplan
- Planetary Society Thema Hayabusa 2
Kommentare (31)