Wie geht’s InSight? Es wurde nach der Landung ein wenig stiller um die Marssonde, aber es war ja angekündigt, dass die Mission nach der furiosen Landung ein paar Gänge zurückschalten würde. Trotzdem gibt es ein paar Neuigkeiten und auch ein paar neue Bilder, die vielleicht noch nicht alle Leser gesehen haben.
Zunächst die schlechte Nachricht: es ist dem Mars Reconnaissance Orbiter MRO nicht gelungen, eine Aufnahme mit der HiRISE-Kamera von der Landephase am Fallschirm aufzunehmen. Die Unsicherheitszone, in der die Sonde niedergegangen ist, war sehr groß und schwierig, in der kurzen Zeit voll zu erfassen. Die gewählten Einstellungen an der Kamera führten dann leider dazu, dass das Bild überbelichtet wurde:
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The geometry was more challenging than the Phoenix & Curiosity images, and the uncertainty in timing and the limitations on MRO’s ability to rapidly pan the camera across the scene motivated the HiRISE team to use a camera setting which unfortunately saturated the detector.
— HiRISE (NASA) (@HiRISE) 28. November 2018
Wo InSight genau gelandet ist, ist zur Zeit noch nicht klar. Ein Navigationsinstrument an Bord der Sonde konnte ihren Standort auf 5 km genau bestimmen, und der ist nicht in der Mitte des angepeilten Zielgebiets. Aus den empfangenen Bildern weiß man, dass sie in einem mit Sand gefüllten Krater sitzt, der von Geröll umgeben ist. Die angepeilte Landestelle hätte weniger Geröll haben sollen, aber der Standort im sandgefüllten Krater, der nur ein paar Meter groß sein dürfte, ist glücklicherweise in jeder Hinsicht perfekt für die Mission. Das EDL (Entry, Descend & Landing – Eintritt, Abstieg und Landung) Team wird aufgrund der beim Abstieg aufgezeichneten Daten den Landeort auf weniger als 1 km genau bestimmen können und dann sollte es auch möglich sein, die Sonde, die Rückenverkleidung und den Fallschirm auf HiRISE-Fotos aufspüren zu können. Auch das im ersten InSight-Artikel beschriebene RISE-Experiment auf der Basis von auf der Erde empfangenen X-Band-Funksignalen kann zur Lokalisierung verwendet werden. Das InSight-Wissenschafts-Team liefert sich derzeit einen kleinen Wettstreit mit den Orbitern, wer die Sonde zuerst findet. Anders als zuerst angegeben steht InSight mit 4° Neigung auf dem Marsboden. Das sei aber kein Problem, die Sonde käme auch mit 15° Neigung noch klar. Auch der ca. 20 cm große Stein, der direkt vor der Sonde liegt, ist kein Problem – er liegt nicht dort, wo die beiden Experimente SEIS und HP³ abgestellt werden sollen. Mittlerweile ist die durchsichtige Kappe der Instrument Context Camera ICC unterhalb der Plattform abgeworfen worden und die dunkle Vignettierung am Bildrand ist verschwunden, aber leider ist die Linse immer noch etwas verstaubt:
Hier eine entzerrte Version des Bildes:
A bit tweaked version of the last ICC image from InSight, reprojected in equirectangular, with a little bit of sharpen. I can’t wait for the IDC to take actual panoramic of the site !https://t.co/mngcbg7EZT pic.twitter.com/P3rOECHOWO — Damia Bouic (@db_prods) 1. Dezember 2018
Scharfe Beobachter stellten fest, dass auf einer nachfolgenden Aufnahme nur 34 Minuten später schon weniger Staub zu sehen war. Der Wind pustet die Krümel anscheinend weg.
Außerdem gab es erste Bilder von der Kamera am Roboterarm (Instrument Deployment Camera, IDC). Mit den Bildern wurde verifiziert, dass man die Befestigung des Greifers (Grapple) erfolgreich gelöst hatte. Der Greifer hängt mit einem Metallkabel am Roboterarm (Instrument Deployment Arm) und soll später das Seismometer SEIS und den “Mars-Maulwurf” HP³ von der Sondenplattform anheben und auf den Marsboden setzen. Hier eine Sequenz von zwei Bildern mit ca. 40 Minuten Abstand am 27. November (Sol 1, der erste Marstag nach der Landung), die zeigt, wie sich der Greifer bewegt:
Spätere Bilder vom 30. November (Sol 4) zeigen, wie der Roboterarm offenbar in den Himmel weist:
Bisher hat das JPL zu dem Bild noch keinen Kommentar veröffentlicht.
Die Sonde produziert derweil kräftig Strom, und zwar weitaus mehr, als je eine andere Marssonde zuvor – sogar mehr als der Curiosity-Rover mit seiner Radionuklidbatterie:
Die Mission ist auf zwei Jahre ausgelegt und soll auch am Ende, wenn die Solarpaneelen mit Staub bedeckt sind, noch genug Strom zur Verfügung haben. Sie verwendet Solarpaneelen, die mit 2,15 m Durchmesser 5 cm mehr durchmessen als die des Phoenix Landers, dessen Bauplan die Grundlage von InSight war. Die Paneelen sind mit 29,5% in elektrische Energie umgesetzte Sonnenenergie effizienter als die von Phoenix (22%), und anders als Phoenix, der auf 68° areografischer Breite in der Polarregion des Mars mit tiefstehender Sonne klarkommen musste, steht InSight mit seinen besseren, größeren Paneelen nahe dem Mars-Äquator.
Auch von den MarCO-CubeSats gab es noch ein paar Bilder.
Das folgende Bild wurde am 26. November, ca. 1h15 vor der Landung aus 18200 km Entfernung kurz vor InSights Landung von MarCO-B aufgenommen. Norden ist oben:
Das nächste Bild entstand während des Vorbeiflugs, knapp 20 Minuten nach der Landung von InSight:
Nach dem Vorbeiflug machte MarCO-B noch zwei weitere Aufnahmen von der Rückseite des Mars aus, auf denen der Mars als Sichel erscheint, so wie er von der Erde aus nie zu sehen ist:
Von den MarCOs wird es wohl keine weiteren Bilder mehr geben, sie sind nun auch weit weg vom Mars, aber InSight wird uns sicherlich bald ein paar Rundumsichten von der IDC-Kamera am schwenkbaren Roboterarm liefern. Die Rohbilder von InSight findet man unter dieser Adresse, kommentierte Bilder hier, und es lohnt sich auch, dem InSight-Twitter-Account zu folgen. Wenn es etwas wichtiges zu berichten gibt, dann werdet Ihr es in diesem Blog erfahren.
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