Erstes Bild aus Sicht der Instrument Deployment Camera am Roboterarm auf der Oberseite von InSight. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Wie geht’s InSight? Es wurde nach der Landung ein wenig stiller um die Marssonde, aber es war ja angekündigt, dass die Mission nach der furiosen Landung ein paar Gänge zurückschalten würde. Trotzdem gibt es ein paar Neuigkeiten und auch ein paar neue Bilder, die vielleicht noch nicht alle Leser gesehen haben.

Zunächst die schlechte Nachricht: es ist dem Mars Reconnaissance Orbiter MRO nicht gelungen, eine Aufnahme mit der HiRISE-Kamera von der Landephase am Fallschirm aufzunehmen. Die Unsicherheitszone, in der die Sonde niedergegangen ist, war sehr groß und schwierig, in der kurzen Zeit voll zu erfassen. Die gewählten Einstellungen an der Kamera führten dann leider dazu, dass das Bild überbelichtet wurde:

Wo InSight genau gelandet ist, ist zur Zeit noch nicht klar. Ein Navigationsinstrument an Bord der Sonde konnte ihren Standort auf 5 km genau bestimmen, und der ist nicht in der Mitte des angepeilten Zielgebiets. Aus den empfangenen Bildern weiß man, dass sie in einem mit Sand gefüllten Krater sitzt, der von Geröll umgeben ist. Die angepeilte Landestelle hätte weniger Geröll haben sollen, aber der Standort im sandgefüllten Krater, der nur ein paar Meter groß sein dürfte, ist glücklicherweise in jeder Hinsicht perfekt für die Mission. Das EDL (Entry, Descend & Landing – Eintritt, Abstieg und Landung) Team wird aufgrund der beim Abstieg aufgezeichneten Daten den Landeort auf weniger als 1 km genau bestimmen können und dann sollte es auch möglich sein, die Sonde, die Rückenverkleidung und den Fallschirm auf HiRISE-Fotos aufspüren zu können. Auch das im ersten InSight-Artikel beschriebene RISE-Experiment auf der Basis von auf der Erde empfangenen X-Band-Funksignalen kann zur Lokalisierung verwendet werden. Das InSight-Wissenschafts-Team liefert sich derzeit einen kleinen Wettstreit mit den Orbitern, wer die Sonde zuerst findet. Anders als zuerst angegeben steht InSight mit 4° Neigung auf dem Marsboden. Das sei aber kein Problem, die Sonde käme auch mit 15° Neigung noch klar. Auch der ca. 20 cm große Stein, der direkt vor der Sonde liegt, ist kein Problem – er liegt nicht dort, wo die beiden Experimente SEIS und HP³ abgestellt werden sollen. Mittlerweile ist die durchsichtige Kappe der Instrument Context Camera ICC unterhalb der Plattform abgeworfen worden und die dunkle Vignettierung am Bildrand ist verschwunden, aber leider ist die Linse immer noch etwas verstaubt:

Ansicht der Instrument Context Camera (ICC) nach Abwurf der Linsenabdeckung. Die Kamera hat eine Fischaugenlinse, die für den verkrümmten Horizont verantwortlich ist, dafür beträgt ihr Blickfeld 180° in der Diagonalen. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Ansicht der Instrument Context Camera (ICC) nach Abwurf der Linsenabdeckung. Die Kamera hat eine Fischaugenlinse, die für den verkrümmten Horizont verantwortlich ist, dafür beträgt ihr Blickfeld 180° in der Diagonalen. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Hier eine entzerrte Version des Bildes:

Scharfe Beobachter stellten fest, dass auf einer nachfolgenden Aufnahme nur 34 Minuten später schon weniger Staub zu sehen war. Der Wind pustet die Krümel anscheinend weg.

Außerdem gab es erste Bilder von der Kamera am Roboterarm (Instrument Deployment Camera, IDC). Mit den Bildern wurde verifiziert, dass man die Befestigung des Greifers (Grapple) erfolgreich gelöst hatte. Der Greifer hängt mit einem Metallkabel am Roboterarm (Instrument Deployment Arm) und soll später das Seismometer SEIS und den “Mars-Maulwurf” HP³ von der Sondenplattform anheben und auf den Marsboden setzen. Hier eine Sequenz von zwei Bildern mit ca. 40 Minuten Abstand am 27. November (Sol 1, der erste Marstag nach der Landung), die zeigt, wie sich der Greifer bewegt:

Animation zweier Bilder der Instrument Deployment Camera am ersten Marstag nach der Landung. Die Bilder entstanden mit 41 Minuten Abstand. Man sieht, wie sich der Greifer bewegt. Die Kuppel links im Bild ist die Abdeckung des SEIS-Seismometers und das schwarze Rechteck am Ende des Arms eine Schaufel. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Animation zweier Bilder der Instrument Deployment Camera am ersten Marstag nach der Landung. Die Bilder entstanden mit 41 Minuten Abstand. Man sieht, wie sich der Greifer bewegt. Die weißen Stangen gehören zum zusammengefalteten Roboterarm. Die kupferfarbene Kuppel links im Bild ist die Abdeckung des SEIS-Seismometers und das schwarze Rechteck am Ende des Arms eine Schaufel. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Spätere Bilder vom 30. November (Sol 4) zeigen, wie der Roboterarm offenbar in den Himmel weist:

Bild der IDC vom 30. November. Der Roboterarm weist Richtung Himmel. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Bild der IDC vom 30. November. Der Roboterarm weist Richtung Himmel. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Bisher hat das JPL zu dem Bild noch keinen Kommentar veröffentlicht.

Die Sonde produziert derweil kräftig Strom, und zwar weitaus mehr, als je eine andere Marssonde zuvor – sogar mehr als der Curiosity-Rover mit seiner Radionuklidbatterie:

Generierte elektrische Energie an einem Marstag für verschiedene Marsmissionen. Insight übertrifft alle bisherigen Missionen mit großem Abstand. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Generierte elektrische Energie an einem Marstag für verschiedene Marsmissionen. InSight übertrifft alle bisherigen Missionen mit großem Abstand. Kleiner Fehler im Bild: Viking benutzte wie Curiosity Radionuklidbatterien. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Die Mission ist auf zwei Jahre ausgelegt und soll auch am Ende, wenn die Solarpaneelen mit Staub bedeckt sind, noch genug Strom zur Verfügung haben. Sie verwendet Solarpaneelen, die mit 2,15 m Durchmesser 5 cm mehr durchmessen als die des Phoenix Landers, dessen Bauplan die Grundlage von InSight war. Die Paneelen sind mit 29,5% in elektrische Energie umgesetzte Sonnenenergie effizienter als die von Phoenix (22%), und anders als Phoenix, der auf 68° areografischer Breite in der Polarregion des Mars mit tiefstehender Sonne klarkommen musste, steht InSight mit seinen besseren, größeren Paneelen nahe dem Mars-Äquator.

Auch von den MarCO-CubeSats gab es noch ein paar Bilder.

Das folgende Bild wurde am 26. November, ca. 1h15 vor der Landung aus 18200 km Entfernung kurz vor InSights Landung von MarCO-B aufgenommen. Norden ist oben:

Der Mars aus Sicht von MarCO-B aus 18200 km Entfernung am 26. November kurz vor der Landung von InSight. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Der Mars aus Sicht von MarCO-B aus 18200 km Entfernung am 26. November kurz vor der Landung von InSight. Links im Bild die High-Gain-Antenne. Der helle Punkt rechts am Bildrand ist kein Stern oder Marsmond, sondern ein Reflex an einem Bauteil des CubeSat. Der große helle Fleck in der unteren Marshälfte ist das Hellas-Becken. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Das nächste Bild entstand während des Vorbeiflugs, knapp 20 Minuten nach der Landung von InSight:

Aufnahme von MarCO-B beim Vorbeiflug am Mars kurz nach der Landung von Insight am 26.11.2018. Die Entfernung zum Planeten betrug 7600 km. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Aufnahme von MarCO-B beim Vorbeiflug am Mars kurz nach der Landung von InSight am 26.11.2018. Die Entfernung zum Planeten betrug 7600 km. Bild: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Nach dem Vorbeiflug machte MarCO-B noch zwei weitere Aufnahmen von der Rückseite des Mars aus, auf denen der Mars als Sichel erscheint, so wie er von der Erde aus nie zu sehen ist:

PIA22834

PIA22832

Zwei weitere MarCO-B-Aufnahmen aus 17500 km Entfernung von der Rückseite des Mars, entstanden am 26. November rund 50 Minuten nach der Landung von InSight. Das untere Bild mit der einstrahlenden Sonne entstand 10s vor dem oberen. Bilder: NASA/JPL-Caltech, gemeinfrei.

Von den MarCOs wird es wohl keine weiteren Bilder mehr geben, sie sind nun auch weit weg vom Mars, aber InSight wird uns sicherlich bald ein paar Rundumsichten von der IDC-Kamera am schwenkbaren Roboterarm liefern. Die Rohbilder von InSight findet man unter dieser Adresse, kommentierte Bilder hier, und es lohnt sich auch, dem InSight-Twitter-Account zu folgen. Wenn es etwas wichtiges zu berichten gibt, dann werdet Ihr es in diesem Blog erfahren.

 

Kommentare (12)

  1. #1 tomtoo
    2. Dezember 2018

    @Alderamin
    “..Wenn es etwas wichtiges zu berichten gibt, dann werdet Ihr es in diesem Blog…”

    Klar werden wir das, aber eigentlich dachte ich wir könnten uns auf dich verlassen?! ; )

  2. #2 Till
    2. Dezember 2018

    @tomtoo Korinthen. 😉

    @Alderamin: vielen Dank für die schönen InSight Artikel. Dein Blog ist inzwischen eine meiner primären Quellen für aktuelle astronomische Themen geworden.

  3. #3 tomtoo
    2. Dezember 2018

    @Till
    “..Korinthen..”
    Aber musst zu geben das sie hübsch verpackt waren? ; )

  4. #4 tomtoo
    2. Dezember 2018

    Bzgl. Solar Power. Liegt das nur an der Fläche der Panels oder sind das Fortschritte in der Technologie?

  5. #5 Alderamin
    2. Dezember 2018

    @tomtoo

    aber eigentlich dachte ich wir könnten uns auf dich verlassen?!

    War das missverständlich formuliert? Dieser Blog = Alpha Cephei. Der InSight-Twitter-Account ist ja kein Blog.

    Bzgl. Solar Power. Liegt das nur an der Fläche der Panels oder sind das Fortschritte in der Technologie?

    Die Fläche ist ja unwesentlich größer als beim Phoenix, es liegt an der Technologie und an der GeoAreografie.

    Pathfinder und die Mars Exploration Rover hatten bei ähnlichem Breitengrad kleinere Panels älterer Technologie.

  6. #6 tomtoo
    2. Dezember 2018

    @Alderamin
    Das war nur ein spasshafter Hinweiss dass da evtl. ein ‘erfahren’ fehlt. Darum ja auch Till’s Khorinten zu mir. ; )

    Schön das es Fortschritte bei den Panels gibt. Ich hab nämlich keinen Plan inwieweit da noch etwas rauszuholen war.

  7. #7 Alderamin
    2. Dezember 2018

    @tomtoo

    Das war nur ein spasshafter Hinweiss dass da evtl. ein ‘erfahren’ fehlt.

    Ach so… hatte keine Zeit mehr, musste weg 😉

  8. #8 Alderamin
    4. Dezember 2018

    Ich weiß nicht wieso, aber einige wenige Artikel gehen durch die Decke. Der hier war am zweiten Tag schon der am zweithäufigsten gelesene überhaupt, nach dem eingeschlagenen Mini-Asteroiden, der das nochmal um den knappen Faktor 2 toppte. 6,5-mal häufiger gelesen als die eigentlichen InSight-Artikel.

    Dabei war es eigentlich nur ein Verlegenheitsartikel, weil der geplante, schon in Arbeit befindliche nicht rechtzeitig fertig wurde. Vielleicht sollte ich öfters Fotoalben bringen, es gibt so viel da draußen zu sehen. Hab’ da schon eine Idee…

    Würde mich freuen, wenn von den 66% Erstlesern, die den Artikel anschauten, ein paar wiederkämen. 😉

  9. #9 UMa
    4. Dezember 2018

    @Alderamin:
    Ja, mehr Fotoalben. Vielleicht aus aktuellem Anlass ein Fotoalbum von Bennu?
    Bisher habe ich nur die Animation aus 200km Entfernung vom November gesehen. Aber jetzt sollte es doch weitere Aufnahmen geben, oder?

  10. #10 Alderamin
    4. Dezember 2018

    @UMa

    Es gibt eine neue Animation aus geringerer Entfernung. Osiris-Rex hat gestern den Asteroiden erreicht, will heißen, man hat die Entfernung erreicht, aus der die weitere Erkundung stattfinden soll, und die Annäherung zunächst gestoppt.

  11. #11 Alderamin
    4. Dezember 2018

    Mittlerweile weiß ich auch, warum in manchen Browsern die in eingebetteten Tweets enthaltenen Medien (Bilder, Videos) nicht angezeigt werden; ich dachte immer, ich sei zu blöde zum Einbetten. Man muss dem Browser das Tracking von Scienceblogs.de (oder generell) erlauben! Nur dann liefert Twitter die Info auf die Seite.

    Früher war Twitter die erste Firma, die sich konsequent an die Tracking-Einstellung des Nutzers hielt und dann keine Infos für Werbung sammelte. Weil das aber sonst kaum ein Content-Provider tat, gaben sie es letztes Jahr auf, und jetzt verlangen sie offenabr sogar, dass man das Tracking abstellt. Da sich – wie gesagt – sowieso niemand dran hält, kann man das dann auch tun.

  12. #12 RPGNo1
    8. Dezember 2018

    Sounds of Mars: NASA’s InSight Senses Martian Wind