Sonnenflare am 31. August 2012. Der große Protuberanzenbogen löst sich gerade ab, während in der Gegenrichtung geladene Partikel auf die Sonnenoberfläche geschleudert werden, wo sie den hell aufleuchtenden Flare am Sonnenrand oberhalb der Protuberanz erzeugen. Aufgenommen vom NASA Solar Dynamics Observatory im Röntgenlicht bei 30,4 und 17,1 nm Wellenlänge. Bild: NASA/GSFC/SDO, Flickr, NASA-Standardlizenz.

Lange schon ist bekannt, dass Rote Zwergsterne ziemlich übellaunig sein können und mit ihren starken Magnetfeldern Superflares auf ihre potenziellen Planeten abfeuern können, UV- und Röntgenstrahlenschauer, die die Oberfläche einer solchen Welt sterilisieren können. Unsere Sonne ist da ja zum Glück weitaus friedfertiger. Dachte man jedenfalls bisher. Etwas überraschend zeigte sich dann als Beifang zu den Beobachtungen des Planetensuchers Kepler, dass ganz gewöhnliche sonnenähnliche F8-G8-Zwergsterne mitunter auch Superflares hervorbringen können. Wenn auch nur ein sehr kleiner Teil von ihnen. Ein japanisch-amerikanisches Team hat die Kepler-Superflaresterne systematisch analysiert, um die Unterschiede zwischen den Superflare-Sternen und unserer Sonne zu finden. Um es vorweg zu nehmen: sie fanden keine.

 

Magnetische Kurzschlüsse

Sonnenflares sind magnetische Kurzschlüsse in der Sonnenatmosphäre, die entstehen, wenn das Magnetfeld sich lokal neu verbindet und die darin gespeicherte Energie schlagartig freigesetzt wird. Anders als bei der Erde entsteht der Magnetismus der Sonne nicht tief in ihrem Inneren, sondern in den oberen Schichten. Das Plasma aus geladenen Teilchen, aus denen die Sonne besteht, wird dort durch aufsteigende Strömungen umgewälzt, die die Wärme aus dem Inneren an die Oberfläche transportieren (Konvektion), wobei die bewegten Ladungsträger ein Magnetfeld erzeugen. Das wäre einigermaßen regelmäßig, wenn die Sonne nicht auch noch rotieren würde, und zwar differentiell: an den Polen dreht sie sich alle 31 Tage um sich selbst, am Äquator in nur 25 Tagen. Dadurch verdrillen sich die Magnetfeldlinien über die Jahre, verstärken sich an manchen Stellen, und bilden teils Schlaufen. In den Schlaufen bewegt sich das Plasma den Feldlinien entlang und erzeugt so zum Beispiel die bogenförmigen Protuberanzen, die man mit entsprechenen Filtern am Sonnenrand sehen kann, oder die Sonnenflecken, dunklere Zonen der Oberfläche, wo die Feldlinien gewissermaßen kühlere Löcher in die Photosphäre gebohrt haben. Durch das allmählliche Verdrillen der Magnetfeldlinien kommt es zur periodischen Sonnenaktivität, die unregelmäßig mit einem Mittelwert von 11 Jahren ein Maximum erreicht. Im Maximum ist das globale Feld vollkommen verquirlt, bricht schließlich zusammen, und baut sich in gegenpoliger Richtung wieder auf, bis zum nächsten Maximum, an dem sich das Spiel wiederholt. Im Maximum zeigt die Sonnenoberfläche ständig ein paar Sonnenflecken, im Minimum (wie gerade jetzt) oft wochenlang keinen einzigen.

Hat die Sonne viele Flecken, dann ist sie besonders aktiv, dann sind die Magnetfelder stark verdrillt, und genau dann kommt es auch am häufigsten zu Flares. Wenn die sonst bogenförmigen Feldlinien aufreißen, werden Elektronen in der äußeren Chromosphäre und Korona im Magnetfeld stark beschleunigt, die dann den Feldlinien folgend mit hoher Geschwindigkeiten auf die dichtere Photosphäre prallen, wo sie stark abgebremst werden. Elektronen stark abzubremsen ist genau das Prinzip der von Wilhelm Konrad Röntgen erfundenen Röhre – so entsteht die Röntgenstrahlung des Flares. In Gegenrichtung beschleunigte Teilchen werden als koronaler Massenauswurf (engl. coronal mass ejection, CME) nach außen geschleudert. Erfolgt der Auswurf in Richtung der Erde, können die Teilchen nach 1-3 Tagen Flugzeit mit bis zu 2000 km/s dieselbe erreichen und vom Erdmagnetfeld zu den Polen abgeleitet Polarlichter bei uns verursachen. Das Röntgenlicht eines Flares ist hingegen mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs schon nach 8 Minuten und 20 Sekunden bei uns. So kann ein Flare als Vorwarnung vor dem Partikelstrom eines CME dienen, der bei großer Intensität als Sonnensturm bezeichnet wird.

 

Weltraumwetter

Sonnenstürme sind also Schauer geladener Teilchen, die z.B. direkt die Elektronik von Satelliten zerstören können, und die für zukünftige Raumfahrer außerhalb des Erdmagnetfelds lebensgefährlich werden können. Das Magnetfeld der Erde schützt die niedrig kreisende ISS und auch uns Erdenbewohner zuverlässig vor Sonnenstürmen, die jedoch das Feld selbst erschüttern und deformieren können. Dies führt zu großräumigen Schwankungen der Magnetfeldstärke, die man sogar mit Amateurmitteln messen kann. In langen Leitern (Strom- und metallische Datenleitungen) kann das schwankende Feld dann durch Induktion teils beträchtliche Ströme erzeugen (induzieren), die angeschlossene Geräte oder Trafos zerstören können. Bei einem Sonnensturm im März 1989 in Quebec brach großflächig wegen durchgebrannter Transformatoren das Stromnetz zusammen. Noch stärker war der Sonnensturm von 1859 nach dem von Carrington und Hodgson ersten beobachten Flare überhaupt (im sichtbaren Licht!) dessen CME die Erde voll erwischte. Damals waren Polarlichter bis nach Kuba und Hawaii berichtet worden und Telegraphen, deren Papierstreifen durch Funkenschlag Feuer fingen. Und dies war noch kein Superflare.

Flares werden nach ihrer Röntgenleuchtkraft in einer logarithmischen Skala klassifiziert, A, B, C, M und X. Klasse B setzt 10mal so viel Energie frei wie Klasse A (Röntgenleuchtkraft 10-8 W/m²), Klasse C das hundertfache. Die einzelnen Klassen sind noch einmal linear von 1 bis 9 unterteilt, so ist M2 doppelt so stark wie M1 (10-5 W/m²), M3 dreimal so stark etc. und M10 = 10 mal M1 entspricht dann X1. In der höchsten Klasse X wird nach oben offen weitergezählt: der stärkste bisher gemessene Flare war ein X28 am 4. November 2003, dessen CME die Erde zum Glück verfehlte. Der Carrington-Flare wird auf X45 geschätzt, derjenige, der dem Sonnensturm von Quebec vorausging, lag bei X15 [6]. Den Röntgenleuchtkräften der Flares kann man annähernd die freigesetzte Energie zuordnen, wobei X1 etwa 2·1031 erg = 2·1024 Joules = 480 Billionen Tonnen TNT entsprechen (die stärkste von Menschen je erzeugte Energiefreisetzung war die Zar-Atombombe mit 50 Millionen Tonnen TNT bei 1/1000 der Stärke eine A-Klasse-Flares; immerhin…). X28 entsprechen knapp 3·1032 erg. Carrington lag bei 4,5·1032 erg. Die Energieeinheit erg stammt übrigens aus dem alten Zentimeter-Gramm-Sekunde-System (cgs), das dem heutigen SI-System mit Meter, Kilogramm und Sekunde vorausging. Die meisten Astronomen halten starrsinnig am cgs fest, so auch die Autoren der hier betrachteten Arbeit, daher verwende ich die Einheit hier ebenfalls. 10erg sind 1 Joules.

 

Eine andere Liga

Superflares spielen in einer um Zehnerpotenzen höheren Liga: 1033 bis 1038 erg, 10 bis eine Million mal so stark wie die stärksten gemessenen Sonnenflares. Der Planetensucher Kepler, der zum Aufspüren der winzigen Verfinsterungen von Sternen durch vorbeiziehende Planetenscheibchen die Helligkeit hunderttausender Sterne mit großer Präzision über lange Zeiten vermessen hat, fand neben den üblichen Flares von M-Zwergen auch anscheinend ganz gewöhnliche Sterne vom Typ der Sonne, etwa Spektralklassen F8V bis G8V, die mitunter Superflares produzierten, was angesichts der als friedlich betrachteten Sonne ziemlich überraschend kam. Solche Sterne zeigten quasiperiodische Helligkeitsschwankungen von 0,1% bis zu 10%, die auf riesige Sonnenflecken hindeuteten, die bei der Rotation des Sterns periodisch durch das Blickfeld Keplers zogen. Bei M-Zwergen weiß man, dass sie bis zum Zentrum hin konvektiv und deswegen besonders magnetisch aktiv sind, aber warum sollten sich G-Sterne anders verhalten als unsere Sonne? Von insgesamt 83000 sonnenähnlichen Sternen zeigten in einer 2012 veröffentlichten Analyse der Kepler-Daten nur 184 Sterne insgesamt 365 Superflares. Das sind nur 0,2% aller sonnenähnlichen Sterne.

Manche, aber nicht alle, sind Partner in engen Doppelsternsystemen, bei denen der andere Stern das Magnetfeld beeinflussen und zusätzlich verdrillen könnte. Eine Vermutung war, dass eng umlaufende heiße Jupiter ähnliches bewirken könnten, und Kepler sah solche Planeten ja nur, wenn die Erde ungefähr in der Bahnebene des Planeten lag, was nur selten der Fall ist. Aber Beobachtungen mit der alternativen spektroskopischen Radialgeschwindigkeitsmethode, die auch Planeten auf stark verkippten Bahnen aufspüren kann, konnten diese Annahme nicht bestätigen. Eine andere, bisher gültige und durch Beobachtungen bestätigte Annahme geht davon aus, dass Sterne, die schnell rotieren, ihre Magnetfelder stärker verdrillen sollten und somit Superflares erzeugen. Die Sonne sollte demnach mit ihren gemächlichen 25 Tagen Rotation keine Superflares erzeugen können.

 

What’s it take to superflare?

Ein japanisch-amerikanisches Team um Nota Yotsu hat nun 18 der Kepler-Superflare-Sonnen mit dem 3,5-m-Teleskop des Apache Point Observatoriums in New Mexico von der Erde aus auf ihre Eigenschaften und Gemeinsamkeiten hin untersucht und zusätzlich aus den Gaia-DR2-Daten ihre Radien bestimmt. Diese Daten kombinierten sie mit früheren Analysen von 50 Superflaresternen aus dem Jahr 2015 mit dem Subaru-Teleskop auf Hawaii. 4 Sterne wurden von beiden Teleskopen beobachtet, so dass insgesamt die Daten von 64 Superflaresternen vorliegen. Alle Daten stammen aus dem ersten Drittel (500 Tage) der Kepler-Primärmission, die ein Sternfeld im Schwan 4 Jahre lang fest im Blick hatte.

Im ersten Bild sind die atmosphärischen Parameter dargestellt, links die Schwerkraft, stellvertretend für den Druck an der Oberfläche, und rechts die Metallizität (Eisengehalt relativ zur Sonne), beides über der Temperatur aufgetragen (stellvertretend für die Spektralklasse: 6400K=F7, 5000K=G9). Und die Sonne ☉ (G2, 5800K) zum Vergleich. Die befindet sich mitten im Gewimmel. Ihre Atmosphäre und Temperatur unterscheidet sie nicht im geringsten von den Superflaresternen.

Atmosphärenparameter der unteruschten Superflaresterne: Links Oberflächenschwerkraft log g im cgs-System (Erdschwerkraft g = 981 cm/s², also log g = 2,99) über der Temperatur, rechts Metallizität (Logarithmus der Eisenhäufigkeit relativ zur Sonne; Sonne also log 1 = 0). Die Subaru-Sterne sind schwarz, die APO-Sterne rot, und unter den APO-Sternen sind die Einzelsterne als Quadrate dargestellt; 3 APO-Sterne sind Doppelsterne (visuell: VB für visual binary, oder spektroskopisch: RV für radial velocity). Zum Vergleich die Sonne (Kreis mit Punkt). Nichts zeichnet sie unter den Superflaresternen aus. Bild: [1], arXiv, gemeinfrei.

Wie sieht es mit dem Alter der Sterne aus? Junge Sterne rotieren gewöhnlich schneller als alte. Das Alter der Sterne kann man anhand des Lithiumgehalts abschätzen, der mit dem Alter abnimmt. Im folgenden Bild sind die Lithiumhäufigkeiten relativ zur Sonne (1) über der Temperatur aufgetragen. Die Lithiumhäufigkeit nimmt mit dem Alter ab, aber die Beziehung ist komplex, daher sind die Lithiumhäufigkeiten von Sternen im Hyaden-Sternhaufen (Alter 625 Millionen Jahre) als graue Kreuze und Plus-Zeichen eingetragen. Die Sterne unter den grauen Kreuzen sind älter, die darüber jünger als die Hyaden. Die Sonne zählt im Vergleich zu den Superflaresternen zu den Methusalems, aber es gibt ähnlich alte Superflaresterne.

Lithiumgehalt A(Li) der Superflaresterne über der Temperatur im Vergleich zur Sonne (=1). Der Lithiumgehalt nimmt mit dem Alter ab, so dass jüngere Sterne weiter oben im Diagramm liegen. In Blau und Rot die Superflaresterne, zum Altersvergleich Sterne des Hyadensternhaufens (625 Millionen Jahre; graue Kreuze und Plus-Zeichen) und die Sonne. Die meisten Superflaresterne sind jünger als die Sonne, aber es gibt auch ähnlich alte. Bild: [1], arXiv, gemeinfrei.

“Sonnenähnlich” war bisher auf die Temperatur der Sterne bezogen – wie sieht es mit den Durchmessern aus? Aufgrund der Entfernung, Temperatur und Helligkeit kann der Radius eines Sterns bestimmt werden. Die Autoren nutzten Entfernungsmessungen aus dem Gaia-DR2-Katalog, um die Sterndurchmesser zu ermitteln. Es zeigte sich, dass etwa 40% der Superflaresterne tatsächlich keine waschechten Hauptreihensterne (Leuchtkraftklasse V, Zwerge wie die Sonne), sondern Unterriesen sind (Klasse IV, unterhalb der Roten Riesen in Klasse III), wie im folgenden Bild zu sehen ist. Der Radius in Sonnenradien ist nach oben hin aufgetragen, die Temperatur von 3000K (Spektralklasse M) bis 8000K (Klasse A) von rechts nach links. Die farbigen Punkte im Hintergrund sind alle von Kepler gemessenen Sterne, eingefärbt nach Leuchtkraftklasse V (schwarz), IV (Grün) und III (Rot). In Blau kühle Hauptreihen-Doppelsterne. Die Sonne ist hier nicht dargestellt, man denke sie sich bei 100=1 und 5800K. Das ist im unteren Teil der Superflaresterne-Wolke, noch innerhalb derselben.

Die Radien der Superflaresterne in Sonnenradien über der Temperatur. Im Hintergrund alle von Kepler beobachteten Sterne, eingefärbt nach Leuchtkraftklassen: Schwarz = Klasse V (Zwergsterne, Hauptreihensterne), grün = Klasse IV, (Unterriesen), rot = Klasse III (Riesen), blau = kühle Hauptreihen-Doppelsterne. 40% der Superflaresterne sind Unterriesen (einer ist ein Riese), aber 60% Zwerge. Die Sonne befände sich bei 5800K und 100 im unteren Bereich der Superflaresterne. Bild: [1], arXiv, gemeinfrei.

Wie schaut es aus mit der Rotationsperiode? Im nächsten Bild sind die von Kepler beobachteten Flare-Energien über den Umlaufzeiten in Tagen abgebildet. Zwar streut die Flare-Energie (auch bei der Sonne schwanken sie ja von A bis X über einen großen Bereich), aber man erkennt deutlich, dass schnelle Rotation zu höheren Flare-Energien führt, als langsame Rotation. Die Sonne läge in diesem Bild mit dem Carrington-Flare unten rechts etwa beim “d” im Wort “data”, alle anderen Flares lägen tiefer.

Gemessene Flares der Superflare-Sterne über der Rotationsperiode der jeweiligen Sterne. Blaue Kreuze entstammen Kepler-Messungen im 30-Minuten-Takt, rote Quadrate solchen im 1-Minuten-Takt, die auch schwächere Flares erfassen konnten. Es gibt eine klare Tendenz, dass die Flareenergie mit zunehmender Rotationsdauer sinkt. Bild: [1], arXiv, gemeinfrei.

Auch die Rotationsrate kann also nicht erklären, warum die Sonne nicht imstande sein sollte, Superflares von 1034 bis 1035 zu erzeugen. Es gibt Superflaresterne der gleichen Größe und Temperatur, der gleichen Zusammensetzung, des gleichen Alters, der gleichen Rotationsrate und ohne enge Begleiter wie die Sonne. Welchen Unterschied zwischen der Sonne und den Superflaresternen könnte es sonst geben? Sterne sind im Grunde genommen einfach gestrickt, sie sind Gasbälle aus Wasserstoff und Helium, die sich lediglich in der Masse, Metallizität, Entwicklungsstufe und Rotationsrate unterscheiden. Theoretisch könnte es noch feine Unterschiede im Anteil der Metalle geben oder bestimmte Kombinationen von Eigenschaften zusammen kommen müssen, um einen sonnenähnlichen Stern zum Superflarestern zu machen.

 

Gleiche unter Gleichen?

Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit: dass es gar keinen Unterschied gibt. Was wäre, wenn nicht etwa nur 0,2% aller sonnenähnlichen Sterne Superflares produzieren, sondern alle, aber nur zu 0,2% der Zeit? Kepler sah schließlich in seinen 4 Jahren Primärmission nicht einmal einen metaphorischen Lidschlag im Leben der Sterne, aber weil das Weltraumteleskop eine so große Menge von Sternen überwachte, sah es Sterne in praktisch jeder Phase ihres Lebens.

Von Kepler beobachtete Superflares waren immer mit sehr großen Sternflecken verbunden. Im folgenden Bild sind die Wahrscheinlichkeiten für die Größe von Sternfleckengruppen für besonders sonnenähnliche Sterne (±200K, etwa F9-G4) mit Rotationsperioden von 20-40 Tagen aufgetragen. Auf der x-Achse die Fläche der Flecken relativ zur Fläche der Sonnenscheibe, auf der y-Achse die Häufigkeit der Fleckenguppen von mindestens dieser Größe pro Stern und Jahr. Die schwarze gestrichelte Linie gibt die Statistik der Sonne seit 1874 wieder, die bei 10-2=1% der Sonnenfläche nach oben abgeschnitten ist, weil im Beobachtungszeitraum keine größeren Flecken beobachtet wurden. In Blau die Daten der Kepler-Sterne, die bei Flecken von weniger als 10-3=0,1% der Sternfläche nach unten abgeschnitten ist, weil Kepler kleinere Flecken nicht mehr wahrnehmen konnte. Im Schnittbereich sind beide Graphen innerhalb der gleichen Größenordnung und folgen dem rot gestrichelten Verlauf. Dies spricht dafür, dass auch der Graph der Sonne entsprechend weiter verlaufen würde, wenn man nicht nur 150 sondern 1500 oder 15000 Jahre an Daten zur Verfügung hätten.

Statistik der Größe (Flächenanteil relativ zur Sonnenscheibe) von Sonnen- und Sternfleckengrößen für Sterne von ungefähr der Temperatur der Sonne ( ±200K) und Rotationsdauer von 20-40 Tagen (Sonne: 25). Die y-Achse gibt die Wahrscheinlichkeit an, Fleckengruppen von mindestens der Größe auf der x-Achse pro Jahr und Stern vorzufinden. Da systematische Daten der Sonnenflecken erst seit 1874 vorliegen, ist die schwarz gestrichelte Kurve der Sonne oberhalb 10-2 abgeschnitten – es wurden in den ca. 150 Jahre keine Sonnenfleckengruppen von mehr als 1% der Sonnenfläche beobachtet. Da Kepler Sternflecken nur oberhalb von ca. 1/1000 des Sterndurchmesser entdecken konnte, ist die blaue Kurve unterhalb von 10-3 abgeschnitten – Flecken von weniger als 0,1% der Sternfläche blieben unentdeckt. Im gemeinsamen Schnittbereich liegen die Daten innerhalb einer Zehnerpotenz und werden durch die rote gestrichelte Linie nach oben abgeschätzt. Bild: [1], arXiv, gemeinfrei.

Im letzten Bild ist schließlich noch die Statistik der Flareenergien für Sonnenflares und der in verschiedenen Arbeiten behandelten Superflares für sehr kleine (Nanoflares) bis sehr große Flares (Superflares) dargestellt. Türkisblau die Nanoflares bis zu 1026 erg, deren Häufigkeit (Anteil dN von Flares mit dem Energieintervall dE) gemäß einer Arbeit von Aschwanden et al. einem Exponentialgesetz mit dem Exponenten -1,79 der Energie E folgt. Darunter in Violett Mikroflares um 1028 erg (bis Klasse B) mit einem Exponenten von -1,74.  Nachfolgend in Grün normale Sonnenflares der Klassen A1 bis X10, die einem Exponenten von -1,53 folgen, und unten rechts schließlich die Daten von Superflares mehrerer Arbeiten. Die einzelnen Abschnitte lassen sich im Rahmen einer Größenordung mit einem gemeinsamen Exponenten von -1,8 approximieren (schwarze durchgezogene Linie).

Statistik verschiedener Flareenergien für Sonnenflares und Superflares, gemäß mehrerer Arbeiten. Auf der x-Achse die Flareenergie, auf der y-Achse die Häufigkeit der Flares pro Intervall von einem erg und Jahr. Grün gestrichelt die gewöhnlichen Sonnenflares der Klassen A bis X10 mit Energien zwischen 5·1026 und 1032 erg. Flares niedrigerer Energien werden als Mikro- und Nanoflares bezeichnet. Diese folgen exponentiellen Häufikgkeitsgesetzen mit den angegeben Exponenten -1,53, -1,74 und -1,79. Unten rechts die Kepler-Superflares. Alle Teilgraphen lassen sich durch ein gemeinsames Exponentialgesetz von -1,8 innerhalb einer Größenordnung annähern (schwarze durchgezogenen Linie). Bild: [1], arXiv, gemeinfrei.

Dies ist verträglich mit der Annahme, dass wir uns möglicherweise in der “friedlichen Natur” der Sonne getäuscht haben. Wir kennen sie, bzw. ihr Flareverhalten einfach noch nicht lange genug. Gemäß der in den letzten beiden Graphiken extrapolierten Statistiken wäre für die Sonne etwa alle 2000-3000 Jahre mit einem Flare von mehr als 5·1034 erg zu rechnen (entsprechend ca. X10.000). Ohne Teleskop und Sonnenfilter wäre so ein Flare aber möglicherweisei nicht auffällig und beobachtbar. Bestenfalls würde man das Polarlicht des folgenden Sonnensturms wahrnehmen, der die Erde aber durchaus auch verfehlen könnte (siehe 2003). Polarlicht in Mitteleuropa gibt es aber gelegentlich schon bei X1-Flares und historische Aufzeichnungen von Polarlicht-Sichtungen aus den Tropen sind m.W.n. nichtexistent bis spärlich.

 

Auch die Sonne kann vermutlich Superflares

Kann man ausschließen, dass die Sonne jemals Superflares produziert hat? Wäre das Leben auf der Erde nicht untergegangen, denn Superflares sollen das Leben auf Planeten von Roten Zwergen ja so gut wie unmöglich machen? Solche Planeten umkreisen ihren Stern jedoch viel enger als die Erde unsere Sonne, wenn sie sich seiner kleinen habitablen Zone befinden sollen, in 5%-20% des Abstands der Erde von der Sonne, und die Sterne  produzieren sehr viel häufiger Superflares als die Sonne. Mit ihrer langsamen Rotation gehört die Sonne zudem zu den G-Sternen, deren potenzielle Superflares 2 Größenordnungen unter denen der extremsten von Kepler beobachteten Flares liegen.

Und wenn es denn so wäre: kann man mögliche Spuren von Superflares auf der Erde finden? Eine der wenigen Möglichkeiten zum Nachweis bietet radioaktiver Kohlenstoff-14, der beim Ansturm der Partikel eines großen Sonnensturms (eine Art von Radioaktivität) verstärkt gebildet wird. Tatsächlich fanden Fusa Miyake et al. 2012 [2,3] einen scharfen Anstieg der C-14-Konzentration in japanischen Zedern für das Jahr 774-775. Für das gleiche Jahr fand sich ein ebensolcher Spitzenwert in kalifornischen Pinien, deutschen Eichen, sibirischen Lärchen und neuseeländischen Kauri-Bäumen. Das Bombardement der solaren Partikel erzeugt außerdem das Isotop Beryllium-10 in der Atmosphäre, das sich im folgenden auf dem Erdboden niederschlägt, wo es in kalten Regionen rasch von Schnee bedeckt werden kann. Tatsächlich fand Miyake in Eisbohrkernen aus der Antarktis für das Jahr 775 einen Anstieg der Beryllium-10-Konzentration um 80%. Neben einem Superflare könnten auch eine nahe Supernova-Explosion oder ein Gammastrahlenschauer C-14 und Beryllium-10 produzieren, aber eine nahe Supernova wäre strahlend hell gewesen und mit Sicherheit von Historikern dokumentiert worden, und ein Gammastrahlenburst dauert nur Sekundenbruchteile und könnte höchstens eine Hälfte der Erde bestrahlen. Insofern ist ein Superflare die plausibelste Erklärung für die Messungen.

 

Willst Du nicht haben

Und wenn uns heute ein Superflare träfe? Nun, wir würden sicher nicht gleich alle sterben. Die Menschheit wurde offenbar in historischer Zeit nicht durch einen Superflare oder Sonnensturm erheblich dezimiert, das hätte man bemerkt. Erhöhte Krebsraten in der Spätantike sind denkbar, aber mangels medizinischer Kenntnisse der damaligen Zeit nicht zu belegen. Im Unterschied zur Antike sind wir heute jedoch in großem Maße von Stromversorgung und Elektronik abhängig. Insofern würde es die Menschheit heutzutage schon katastrophal treffen, wenn etwa ein Sonnensturm weltweit die Transformatoren der Hochspannungsnetze zerstören würde. Transformatoren werden nicht in so großen Stückzahlen gefertigt oder gelagert, dass das Netz binnen Tagen wieder hergestellt wäre, es könnte nach einer Studie [4,5] der National Academy of Sciences Monate dauern, bis das Netz der Vereingten Staaten wieder vollständig hergestellt wäre, die Folgeschäden lägen bei bis zu 2 Billionen Dollar, 20mal höher als die des Hurrikan Kathrina, und die Nachwirkungen wären erst nach 4-10 Jahren beseitigt. Jeder mag sich das Leben in einer Großstadt ausmalen, die für ein paar Wochen ohne Strom und damit auch ohne fließendes Wasser und Klärwerke, ohne Bahnen und Tankstellen, ohne Geldautomaten, Alarmanlagen und Straßenbeleuchtungen wäre.

Glücklicherweise kommt ein Sonnensturm mit einem bis mehreren Tagen Verzögerung nach einem Flare und koronalen Massenauswurf auf der Sonne bei uns an, und wir haben die Sonne mit dem Solar Dynamics Observatory SDO permanent im Blick. Als vorgeschobener Spähposten im All befindet sich zusätzlich das Weltraum-Sonnenteleskop ACE im Lagrange-1-Punkt der Erde, 1,5 Millionen km vor der Erde, und es registriert die Stärke ankommender Sonnenstürme schon 1/2-1 Stunde bevor sie die Erde treffen. Es ist also möglich, rechtzeitig vor dem Eintreffen die Netze abzuschalten – wenn jemand die Verantwortung dafür auf sich nähme. Man muss den unvermeidlichen kurzfristigen Schaden einer solchen Abschaltung gegenüber dem möglichen, aber nicht absolut sicheren katastrophalen Schaden eines langfristigen Netzausfalls abwägen. Es ist auch technisch kein großes Problem, die Netze hart gegen Sonnenstürme zu machen. Die Netzbetreiber müssten nur die nötigen Investitionen tätigen. Arbeiten wie die vorliegende können hoffentlich dazu beitragen, dass entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen werden.

Im Moment scheint ein Superflare aber nicht akut zu sein. Die Sonnenaktivität ging in den vergangenen Zyklen kontinuierlich zurück und die Zyklen wurden länger (d.h. das Verdrillen der Magnetfelder dauerte länger). Wir kennen die Ursachen nicht und wissen noch viel zu wenig über die langfristigen Aktivitätszyklen der Sonne und sonnenähnlicher Sterne. Dies ist ein schönes Beispiel dafür, dass Astronomie mitunter durchaus wichtige Erkenntnisse für unser tägliches Leben liefern kann. Nur zur Erinnerung, falls noch einmal jemand über die Kosten von Weltraumteleskopen jammert.

 

Referenzen

[1] Yuta Notsu, Hiroyuki Maehara, Satoshi Honda et al., “Do Kepler superflare stars really include slowly-rotating Sun-like stars ? – Results using APO 3.5m telescope spectroscopic observations and Gaia-DR2 data –“, The Astrophysical Journal, Volume 876, Number 1, 3. Mai 2019; arXiv:1904.00142.

[2] Fusa Miyake, Kentaro Nagaya, Kimiaki Masuda & Toshio Nakamura, “A signature of cosmic-ray increase in ad 774–775 from tree rings in Japan“, Nature, 486, S. 240-242, 14. Juni 2012.

[3] Monica Bobra, “Superflares“, Sky & Telescope, November 2015, S. 22-27.

[4] Jason Samenow, “The devastating potential of an extreme solar storm and what the White House is doing about it“, The Washington Post, 29. Oktober 2015.

[5] “Severe Space Weather Events – understanding socieatl and Economics Impacts, A Workshop Report“,  National Research Council, 2008, Washington, DC: The National Academies Press. https://doi.org/10.17226/12507.

[6] Kazunari Shibata, Hiroaki Isobe, Andrew Hillier et al., “Can Superflares Occur on Our Sun?“, Publications of the Astronomical Society of Japan Vol. 65, S. 49, 25. Juni 2013.

Kommentare (39)

  1. #1 jeetboy
    17. Juni 2019

    “Türkisblau die Nanoflares bis zu 10-26 erg” ==> gemeint war sicher “Türkisblau die Nanoflares bis zu 10+26 erg”.

    Analog bei Mikroflares.

    Ansonsten: toller Artikel!

    MfG

    jeetboy

  2. #2 Alderamin
    17. Juni 2019

    @jeetboy

    Ja, natürlich, danke. Ist korrigiert.

  3. #3 UMa
    17. Juni 2019

    Sehr starke solare Flares nicht nur 774 sondern auch 993 und 2610 BP:
    https://www.pnas.org/content/116/13/5961

    774 gab es einen C-14 Anstieg um 1.2%. Die C-14 erzeugende Strahlung muss so stark gewesen sein wie sonst in der Summe von 100 Jahren.

    Falls die Strahlung am Boden um den gleichen Faktor stärker war, wäre das eine Strahlendosis von einmalig 30 mSv gewesen (statt 0.3 mSv pro Jahr).

    Falls das stimmt und es noch stärkere Flares mit dem Exponenten -1.8 in der Häufigkeit gibt, wäre etwa alle Million Jahre eine Strahlung von 1 Sv zu erwarten. Das wäre neben nahen Supernovae oder Gammablitzen ein weiteres Risko.

  4. #4 UMa
    17. Juni 2019

    Nachtrag:
    Ob die Strahlung wirklich so hoch wird, könnte man durch Vergleich mit neueren Ereignissen herausfinden. Eines der stärksten Ereignisse der letzten Jahre war:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Geomagnetische_St%C3%BCrme_von_Halloween_2003
    Gibt es dazu Messungen, z.B. bei Flugzeugen oder der ISS?

  5. #5 Alderamin
    17. Juni 2019

    @UMa

    Das war doch der X28, den ich im Text oben genannt hatte. X28 sind gemäß Definition 2,8*10-3 W/m² Röntgenleuchtkraft. Wieviel das in Sv ausmacht, weiß ich nicht. Hängt wohl von der Wellenlänge und Körperfläche ab, denke ich.

  6. #6 UMa
    17. Juni 2019

    @Alderamin: Es geht wohl mehr um die Teilchen als die Röntgenstrahlung. Hätte sich dieser Sonnensturm während eines Außeneinsatzes einer Apollomission ereignet, wäre die Dosis wohl fatal gewesen.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Solar_storm_of_August_1972

  7. #7 Alderamin
    17. Juni 2019

    @UMa

    Der Sonnensturm vom X28-Flare im Herbst 2003 hat uns nicht getroffen oder höchstens gestreift. Insofern sind Messungen der Partikelstrahlung vom Sturm hier nicht aussagekräftig.

  8. #8 Mars
    17. Juni 2019

    danke für den tollen beitrag.
    nicht, dass ich angst habe, dass mir der himmel auf den kopf fällt, aber die Aussicht, dass nach einem langen, schwachen Minimum auch mal ein starkes maximum folgen kann geht mir durch den kopf.
    selbst wenn ich nicht alles von dieser neuen, modernen Technik nutze, wird heute unweigerlich fast jeder davon betroffen sein.
    einfach nur ein schönes himmelsschauspiel wird es wohl nicht bleiben.

    du schreibst so schön:
    “” … die Netze abzuschalten – wenn jemand die Verantwortung dafür auf sich nähme””,
    da kann man wohl nur hoffen, dass unsere stromversorger in Europa so vernetzt sind (fast möchte man intelligent vernetzt sagen) und die sowas auch auf dem sonnen-schirm haben.
    heute gibt es zwar übergreifend Bürokratie – aber sowas hemmt auch das entscheidende handeln.

  9. #9 wereatheist
    17. Juni 2019

    Super Artikel, der mir einen Schauer über den Rücken schickte.
    BTW: 1 Sv = 1 Gy *k, wobei die Konstante von der Strahlungsart abhängt, z.B. bei schnellen Neutronen ist k ca. gleich 10.
    Und 1 Gy = 1 J/kg absorbierte Strahlungsdosis.
    Und die Strahlung kommt eh nicht bis zum Boden.

  10. #10 Karl-Heinz
    17. Juni 2019

    @Alderamin

    Ein erg hätte ich noch, falls Interesse besteht es auszubessern.
    Ansonsten ein toller Artikel. Ich bin echt froh, dass unsere Sonne im Moment so brav ist.

    Gemäß der in den letzten beiden Graphiken extrapolierten Statistiken wäre für die Sonne etwa alle 2000-3000 Jahre mit einem Flare von mehr als 5·10^-34 erg zu rechnen

  11. #11 Alderamin
    18. Juni 2019

    @Karl-Heinz

    Was, wo??!

    😉 Danke, ist korrigiert.

    Der hätte zwar hier auch nicht geholfen, aber diesmal hat mich der WordPress-Spellchecker völlig im Regen stehen lassen. Angeblich 0 Fehler. Von wegen…

  12. #12 schlappohr
    18. Juni 2019

    Eine Frage, die mir schon lange im Kopf herum geistert: Was bedeutet es, wenn eine Magnetfeldlinie “zerreißt”? Physikalisch gesehen gibt es ja keine Feldlinien, sondern eine Feldlinie ist ein gedachter Pfad durch ein Vektorfeld (ansonsten könnte man die Frage stellen, ob zwischen den Feldlinien die Feldstärke Null ist).
    Ich habe es mir so zurecht gebastelt, dass bei einem Flare nicht das Magnetfeld selbst “zerreißt”, sondern dass sich die Bahnen, auf denen sich vorher das heiße Plasma bewegt hat, aufgrund der stärker werdenden Gradienten in der Feldstärke plötzlich verändern. Das Plasma kann (aufgrund seiner Masseträgheit?) den Wirbeln und Schleifen im Vektorfeld nicht mehr folgen und fliegt gewissermaßen aus der Kurve.
    Ergibt das einen Sinn?

  13. #13 Karl-Heinz
    18. Juni 2019

    @schlappohr

    Die Sonne besteht aus einem Plasma aus negativen Elektronen und positiven Ionen, das durch Konvektionsströmungen in ständiger Bewegung gehalten wird. Die Elektronen besitzen aufgrund ihrer geringeren Masse eine höhere Geschwindigkeit als die Ionen. Es fließt ein elektrischer Strom, der ein Magnetfeld induziert. Teilweise wölben sich dabei Magnetfeldschläuche nach außen. Wenn sich die Schleifen beim Verdrehen berühren, schließen sich die Magnetfeldlinien kurz und es kommt zu einer Rekonnexion.

    Siehe: https://sonnen-sturm.info/lexikon/sonneneruption

    Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Rekonnexion

  14. #14 Karl-Heinz
    18. Juni 2019
  15. #15 Alderamin
    18. Juni 2019

    @schlappohr

    Schau’ Dir mal das Video oben an, da wird es erläutert. Die Magnetbögen schnüren sich manchmal ein und schließen sich, so dass der obere Teil des Bogens einen kompletten Kreis bildet und sich ablöst (das wird dann der CME), der untere Teil fällt nach unten und verursacht den Flare.

    Wie Karl-Heinz schon sagt verursachen die schnellen Elektronen die Felder (die Protonen haben die gleichen Ladung, sind aber wegen ihrer hohen Masse langsamer unterwegs, daher heben sich die gegenpoligen Felder nicht auf).

  16. #16 fliegenklatsche
    18. Juni 2019

    So wie es aussieht, geht die Sonnenfleckenrelativzahl zurück. Das bedeutet Entwarnung bezüglich der Flares.

    Wenn die Anzahl der Sonnenflecken wieder zunimmt, sollte man über eine Abschirmung von Stromleitungen nachdenken.

  17. #17 Karl-Heinz
    18. Juni 2019
  18. #18 Wilhelm Leonhard Schuster
    Ansbach, damals München
    18. Juni 2019

    Es muß in den 60ziger Jahren gewesen sein , als hierzulande eine Sonnenfinsternis zu beobachten war.
    Ich habe nie mehr, laufend, gewaltigere Eruptionen am Sonnenrand beobachten können wie damals.

  19. #19 Peter Paul
    18. Juni 2019

    @Alderamin, Karl-Heinz
    Das ist ja nun wirklich nicht das zentrale Thema deines schönen Artikels, aber mich tät´s trotzdem interessieren, weil man ja auch in ganz anderen Zusammenhängen (Quasare, Jets,..) immer wieder mit der Entstehung starker Magnetfelder durch Rotation von Materie zu tun hat.

    Wie Karl-Heinz schon sagt verursachen die schnellen Elektronen die Felder (die Protonen haben die gleichen Ladung, sind aber wegen ihrer hohen Masse langsamer unterwegs, daher heben sich die gegenpoligen Felder nicht auf).

    Diese “Ursache” für die Geschwindigkeitsunterschiede finde ich seltsam. Hohe Massen sind doch nicht von vorne herein langsamer als niedrige Massen. Wie dieser Geschwindigkeitsunterschied bei einer gemeinsamen Rotation entsteht, die ja zunächst auf der Beibehaltung des Drehimpulses in einer sich zusammenziehenden Materiewolke beruht (oder auch auf Konvektion dank Wärme), würde mich sehr interessieren.

  20. #20 Karl-Heinz
    18. Juni 2019

    @Wilhelm Leonhard Schuster

    https://www.tempsvrai.de/sonne-1700.php

    Myself:
    1) Strahlenblitz bei Rekonfiguration (Flare)
    ein Blitz intensiver elektromagnetischer Strahlung von Radiowellen bis hin zu Gammastrahlen. Weil sich dieser kurze aber starke Blitz mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, hat er die Erde längst erreicht, wenn die im Weltraum stationierten Sonnenobservatorien ihn registrieren. Eine rechtzeitige Vorwarnung ist daher bei diesen Ereignissen kaum möglich. Werden Astronauten von einem starken Flare bei einem Weltraumspaziergang erwischt, können sie von den harten Röntgenstrahlen buchstäblich gegrillt werden.

    2) Weitaus langsamer, dafür aber nachhaltiger wirkt sich ein koronarer Massenauswurf aus, der solche Flares oft begleitet. Bei diesem schleudert die Sonne bis zu einer Milliarde Tonnen Plasma ins Weltall hinaus und mit ihm einen Teil seines magnetischen Felds. Diese gewaltige Wolke aus geladenen, energiereichen Teilchen rast mit immerhin noch zwischen 1,5 und acht Millionen Kilometer pro Stunde Richtung Erde. Typischerweise erreicht sie uns in zwei bis drei Tagen, es gab aber auch schon Raser unter ihnen, die nur 19 Stunden benötigten.

  21. #21 UMa
    18. Juni 2019

    Hier ist eine Berechnung der Strahlung durch Superflares. Die Abschirmung durch die Atmosphäre ist weitaus besser, als ich angenommen hatte.
    Vielleicht liegt es am deutlich weicherem Spektrum im Vergleich zu galaktischer kosmischer Strahlung?
    https://arxiv.org/abs/1906.06797

  22. #22 Alderamin
    18. Juni 2019

    @Peter Paul

    Diese “Ursache” für die Geschwindigkeitsunterschiede finde ich seltsam. Hohe Massen sind doch nicht von vorne herein langsamer als niedrige Massen.

    Nein, aber die elektromagnetischen Kräfte auf Proton und Elektron sind ja vom Betrag her gleich, weil die Ladung betragsmäßig gleich ist, aber wegen F=m*a ist die Beschleunigung des Protons 2000-mal kleiner als die des Elektrons im elektrischen oder magnetischen Feld. Und schnelle Elektronen erzeugen stärkere Ströme als langsame Protonen. Stärkere Ströme erzeugen wiederum stärkere Magnetfelder.

    Wie dieser Geschwindigkeitsunterschied bei einer gemeinsamen Rotation entsteht, die ja zunächst auf der Beibehaltung des Drehimpulses in einer sich zusammenziehenden Materiewolke beruht (oder auch auf Konvektion dank Wärme), würde mich sehr interessieren.

    Das weiß ich auch nicht so genau, aber die Bewegung der leichten Elektronen erfolgt offenbar nicht einfach auf Keplerbahnen, sondern es fließen Ströme im Plasma, die Magnetfelder erzeugen, die wiederum auf die Ströme wirken. Eine komplexe Rückkopplung. Im Detail ist das, soviel ich weiß, noch nicht verstanden.

  23. #23 Peter Paul
    18. Juni 2019

    @Alderamin
    Sobald Magnetfelder da sind, relativ zu denen sich die Teilchen bewegen sehe ich die Sache (fast) ein, obwohl dann die Kräfte ja senkrecht zu Bewegung und Feld wirken, also gar nicht den Betrag der Geschwindigkeit ändern.Irgendwie glaube ich, dass zum Beschleunigen ein E-Feld nötig wäre.
    Aber eigentlich ging die Frage ja darum, wie so ein Magnetfeld erst einmal entstehen kann.
    Jetzt habe ich aber eine Idee. Vielleicht ist es irgendwie ähnlich zum “Dynamoelektrischen Prinzip” (https://de.wikipedia.org/wiki/Dynamoelektrisches_Prinzip), wo aus einem zufällig vorliegenden Anfangsfeld (vielleicht aufgrund einer Fluktuation) durch Induktion ein stärkeres Feld entsteht. Allerdings braucht man dafür “Feldspulen”, die von dem anfänglich geringen Strom gespeist werden und dann durch Rückkopplung einen stärkeren Strom hervorrufen.
    Allerdings hat man so eine Apparutur im Weltall ja nicht, aber vielleicht irgendwas ähnliches. Wenn das stimmte wären allerdings nicht immer die Elektronen die Teilchen, die das Feld erzeugen, sondern es könnten zufällig wohl auch die Protonen oder andere positive Ionen sein.

  24. #24 Karl-Heinz
    18. Juni 2019

    @Peter Paul

    Es gibt nur einen Weg, der zum Ziel führt. Mal gucken was die Plasmaphysik dazu sagt. 😉

  25. #25 Braunschweiger (DE)
    19. Juni 2019

    @Karl-Heinz, du meinst, wir sollten einen Plasmaphysiker fragen? – Nun, Harald Lesch sagt von sich gelegentlich, er wäre Plasmaphysiker. Hast du ihn schon gefragt, und was rausgefunden?

  26. #26 zimtspinne
    19. Juni 2019

    In der Hochaktivitätsperiode der Plasmafackel und Treibhausgasaktivität einen Artikel über das Monster zu posten, find ich schon sehr gewagt, Alderamin!

    Ich denke derzeit täglich: Jeder Tag ohne Sonnenanblick ist ein guter Tag. Oder ein halbwegs erträglicher Tag.

    Wir befinden uns ja derzeit in einem Sonnenfleckenminimum, bin ja gespannt, ob sich irgendwelche Effekte zeigen werden, wenn sich das in den nächsten Zyklen wieder ändert. Wird aber wahrscheinlich kaum was ausmachen bzw kompensieren.

  27. #27 Karl-Heinz
    19. Juni 2019

    @Braunschweiger (DE)

    …, du meinst, wir sollten einen Plasmaphysiker fragen? – Nun, Harald Lesch sagt von sich gelegentlich, er wäre Plasmaphysiker. Hast du ihn schon gefragt, und was rausgefunden?

    Ich habe kurz ein Buch über Plasmaphysik aufgeschlagen. Hätte mir nicht gedacht, dass man locker 584 Seiten über das Plasma schwadronieren kann. Falls ich glaube, was verstanden zu haben, werde ich es posten. 😉

  28. #28 Karl-Heinz
    19. Juni 2019

    @Peter Paul

    Jetzt habe ich aber eine Idee. Vielleicht ist es irgendwie ähnlich zum “Dynamoelektrischen Prinzip” (https://de.wikipedia.org/wiki/Dynamoelektrisches_Prinzip), wo aus einem zufällig vorliegenden Anfangsfeld (vielleicht aufgrund einer Fluktuation) durch Induktion ein stärkeres Feld entsteht. Allerdings braucht man dafür “Feldspulen”, die von dem anfänglich geringen Strom gespeist werden und dann durch Rückkopplung einen stärkeren Strom hervorrufen.
    Allerdings hat man so eine Apparutur im Weltall ja nicht, aber vielleicht irgendwas ähnliches. Wenn das stimmte wären allerdings nicht immer die Elektronen die Teilchen, die das Feld erzeugen, sondern es könnten zufällig wohl auch die Protonen oder andere positive Ionen sein.

    @Braunschweiger (DE)

    …, du meinst, wir sollten einen Plasmaphysiker fragen? – Nun, Harald Lesch sagt von sich gelegentlich, er wäre Plasmaphysiker. Hast du ihn schon gefragt, und was rausgefunden?

    Sehr gute Idee. Werde mal nachfragen. Ich denke, dass er für die Antwort sehr weit ausholen muss. 😉

    myself Tag (Metadaten): mhd sonne dynamo

    Link: https://www.leibniz-kis.de/fileadmin/user_upload/oeffentlichkeit/lehrerfortbildung/2008/Schlichenmaier_lfb2008_magnetfelder.pdf

    • Das Dynamoproblem
    • Das Konzept der eingefrorenen Magnetfelder
    • Eingefrorene Magnetfelder bei Kontraktion
    • Die differenzielle Rotation
    • Magnetfeldverstärkung
    • Lorentz-Kraft, “magnetischer Druck” und Auftrieb
    • Der solare Dynamo

  29. #29 Alderamin
    20. Juni 2019

    @zimtspinne

    In der Hochaktivitätsperiode der Plasmafackel und Treibhausgasaktivität einen Artikel über das Monster zu posten, find ich schon sehr gewagt

    Wir sind mitten im Sonnenminimum des 11-jährigen Zyklus und die Sonnenaktivität hat nur einen winzigen Anteil (im Promillebereich) an der Gesamtstrahlung, die uns erreicht, die ja zum weitaus größten Teil als Wärmestrahlung der Fusion im Sonneninneren entstammt. Und die hat mit den Prozessen an der Oberfläche nichts zu tun. Die magnetische Sonnenaktivität sorgt nur dafür, dass ein bisschen Energie, das sonst als Teilchen mit kinetischer Energie die Sonne verlassen hätte, bei Flares (meist Nano-B) in elektomagnetische Strahlung verwandelt wird. Ist also eh’ Wurst für’s Klima, ob gerade Maximum oder Minimum ist.

    Wir befinden uns ja derzeit in einem Sonnenfleckenminimum, bin ja gespannt, ob sich irgendwelche Effekte zeigen werden, wenn sich das in den nächsten Zyklen wieder ändert.

    Hier meinst Du anscheinend den langfristigen Rückgang der Aktivität, den ich im Text beschrieben habe, den gab es schon einmal im Maunder-Minimum (wird manchmal mit einer Abkühlung in Europa, der “kleinen Eiszeit”, in Zusammenhang gebracht, die war aber vulkanisch verursacht, das zeitliche Zusammenfallen war Zufall). Das dürfte länger dauern, als dass 50+er (wie ich) das Ende noch erleben.

  30. #30 Alderamin
    20. Juni 2019

    @fliegenklatsche alias bote19 alias Robert Nicknameshifter

    ich hatte Dich vorgewarnt, dass ich diese Sockenpuppenspielerei bei mir nicht toleriere. Ab jetzt nur noch über Moderation. Entweder als bote19 oder ich schalte die Posts nicht frei.

  31. #31 bote19
    20. Juni 2019

    Alderamin,
    dir als ehrlichen und ernshaften Wissenschaftler erkläre ich mal, warum dieser Nickwechsel.
    Die Mitkommentatoren bloggen nicht nur bei dir, sondern auch zu anderen Themen. Bei diesen anderen Themen kommt es häufig vor, dass ich eine andere Meinung vertrete, und dafür sogar angegriffen werde.
    Das finde ich sehr unpassend, weil es in Deutschland Meinungsfreiheit gibt, und solange ich niemanden beleidige, was ich auch nicht tue, das mein gutes Recht ist.
    Dass ich auch bei dir den Nick gewechselt habe, war reineUnüberlegtheit, und hat nichts mit deinem Thema oder den Mitkommentatoren zu tun.

  32. #32 Alderamin
    20. Juni 2019

    @bote19

    In Deutschland gilt Meinungsfreiheit, aber einige verwechseln das mit dem Recht, keinen Widerspruch erdulden zu müssen. Wer Dich hier unverschämt angreift, den werde ich sanktionieren, aber wenn man Unsinn erzählt, muss man auch ertragen, dass es Unsinn genannt wird.

    Jeder baut hier seine digitale Persönlichkeit auf, die anderen Leser machen sich so ein Bild von einer Person, das ich für wichtig halte, man möchte z.B. nicht mit jemandem reden, der sich rassistisch geäußert hat oder Wissenschaft leugnet; manche nutzen das auch, um scheinbar eine größere Menge von Unterstützern der gleichen Meinung vorzutäuschen (mit all dem meine ich nicht Dich, aber es gilt halt Gleichbehandlung). Die private Anonymität bleibt ja gewahrt. Bei den meisten Plattformen kann man deshalb auch seinen Login-Namen nicht ändern. Immer wieder darauf reinzufallen, dass dieselbe Person unter neuem Namen auftaucht, ist frustrierend,

    Außerdem hat das bei Dir noch nie funktioniert. Nicht länger als ein paar Tage, und Du bist enttarnt. Dann kannst Du es auch gleich lassen.

    Blöderweise (wie manche vielleicht bemerkt haben) erlaubt mir mein neuer Job nur noch sehr wenig Zeit, in das Blog reinzuschauen, daher auch weniger Artikel, die Freizeit glaubt mit dran. Daher kann das Freischalten schon mal ein paar Stunden dauern. Sorry, not sorrry.

  33. #33 bote19
    20. Juni 2019

    Alderamin,
    dein Standpunkt ist korrekt und ich werde ihn respektieren.

  34. #34 Karl-Heinz
    20. Juni 2019

    @bote19

    Hast du dich schon entschieden, welchen Nicknamen du nimmst? bote10 oder bote19?
    Robert ist doch auch ein schöner Name. 😉

  35. #35 flow
    Ha ha ha , wieder ein paar Vokabeln gelernt
    20. Juni 2019

    … Wissenschaft leugnet …

    Wissenschafts Leugner

    Gottes Kritiker

    Realitäts Junkie

  36. #36 bote19
    21. Juni 2019

    Karl-Heinz,
    Wenn hier mehr Frauen teilnehmen würden, dann wäre Robert eine gute Wahl , bei nur Wissenschaftlern würde ich Karl-Friedrich oder Albert wählen.
    Für gemischtes Publikum ist fliegenklatsche nicht schlecht, weil niemand weiß, wer ich bin und was ich bin.
    Erinnere dich an das Märchen vom Rumpelstilzchen. Warum hat das einen so komischen Namen ?
    Und……auch Wissenschaft ist nicht ganz frei von Entertainement..
    So, das war’s. Jetzt geht es zu einer Geburtstagsfeier.

  37. #37 Karl-Heinz
    21. Juni 2019

    @bote19

    Lieber Robert
    Mir ist es lieber, dass eine Person nur mit einem Profil auftritt. Es spricht natürlich nicht’s dagen, dass sich eine Person im Laufe der Zeit weiter entwickelt. 😉

  38. #38 bote19
    22. Juni 2019

    Lieber Karl-Heinz
    die Wiedersehenfreude ist bei einem Namen größer. Da hast du Recht.
    Bei Dir werde ich mich also entweder als Robert oder als Bote vorstellen, wenn ich es mal eilig habe ist dann auch die Abkürzung RoBo19 genehm ?
    Zur weiteren Aufklärung: “Bote” drückt mehr die Funktiion aus, “Robert” drückt mehr den Charakter aus.
    Übrigens, kennst du Robert Guiscard ?
    Jetzt hast du eine kleine Vorstellung.

  39. #39 wolfhard
    26. Juni 2019

    RoBo19 genehm ?

    wie währe es mit “Robi tobi und das Fliewatüt”?
    Nur so als Vorschlag.