Im dritten Aufsatz des Buches “Experiment – Differenz – Schrift” geht Hans-Jörg Rheinberger den technologischen Bedingungen des epistemischen Dings nach. Einfacher gesagt: Er betrachtet die funktionale Struktur des Experimentalsystems, das er zuvor im ersten Text als “kleinste funktionelle Einheit, als die Arbeitseinheit des Wissenschaftlers” ausgemacht und dessen Rolle im Wissenschaftsprozess er im zweiten Text betrachtet…
Dem Vortrag eines Evolutionsforschers konnte ich vor einiger Zeit entnehmen, dass es bei Vogelarten, die wir gemeinhin als Zugvögel ansehen, immer Individuen gibt, denen – im Gegensatz zur Mehrheit der Artgenossen – das Bleiben und Überwintern am Ort “in den Genen” liegt, so wie es bei anderen Arten, die wir als sesshaft ansehen, auch immer…
Das Schöne beim Lesen von Vortragssammlungen ist, dass man im zweiten Text zumeist – wenigstens am Rande, das Thema des ersten noch einmal dargestellt bekommt, aus einer anderen Perspektive vielleicht und mit einer gewissen Verschiebung, die auch die Veränderung des Standpunktes des Autors oder die Vielschichtigkeit des Gegenstandes selbst sichtbar macht. So ist es auch…
„Experiment – Differenz – Schrift” heißt das schöne Buch von Hans-Jörg Rheinberger, dessen drei Hauptteile ich hier in den nächsten Tagen besprechen werde*. Der Titel verweist schon auf eine gewisse Nähe des Autors zu Jaques Derrida, und in der Tat ist der Biologe und heutige Direktor des Max-Planck-Institutes für Wissenschaftsgeschichte gleichzeitig der Übersetzer einiger Derrida-Werke,…
Ich bin vor ein paar Tagen gefragt worden, wie grundsätzlich meine Wissenschaftskritik sei. Die Antwort lautet: Das kommt ganz darauf an, was unter Kritik verstanden wird. Das Wort “Kritik” ist in Verruf geraten und bevor man mal eben, die Zielrichtung der Frage wohl verstehend, betont, man sei selbstverständlich kein Feind der Wissenschaften, lohnt es sich,…
In einer Vorlesung unter dem Titel “Pragmatismus. Eine offene Frage” zitiert Hilary Putnam den Philosophen, der als der eigentliche Begründer des modernen Pragmatismus gelten kann, William James: Das Wahre ist, um es kurz zu sagen, nichts anderes als das, was uns auf dem Wege des Denkens vorwärts bringt … Denn was der gegenwärtigen Erfahrung entspricht,…
Es gibt hier und da die Vorstellung von einem Idealbild der Wissenschaft. Wird eine Disziplin anhand der Rationalität ihres Vorgehens, der Strenge ihrer Methode, der Logik ihres Denkens als Wissenschaft beurteilt, dann kommt man schnell zu der Ansicht, dass die Physik der idealen Wissenschaft wohl am nächsten kommt, ganz dicht gefolgt von den übrigen Naturwissenschaften…
Es gibt einen Widerspruch in meinen bisherigen Aussagen zur Frage “Was macht Wissenschaft aus”. Einerseits habe ich verschiedene soziale Attribute (Lehrbarkeit in Universitäten, regelbasierte Diskussion in Fachzeitschriften und auf Konferenzen, Wege zur Definition gesicherten, anerkannten Wissens) genannt und versucht, das Abgrenzungskriterium der Voraussetzungslosigkeit genauer zu bestimmen. Andrerseits habe ich immer wieder behauptet, Philosophie sei keine…
Am Rande der Diskussion um die Theologie ist vor einigen Tagen erneut die Frage aufgetaucht, wie Mathematik und Physik eigentlich zusammenhängen. Gehorcht die Natur mathematischen Gesetzen? Und wenn nicht, warum ist die mathematisch formulierte Physik dann so erfolgreich? Ich möchte diese Frage anhand eines altbekannten, alltäglichen Beispiels untersuchen: dem Pendel. Die Geschichte des Pendels ist…
Man kann Theologie an Universitäten studieren, man kann promovieren und sich habilitieren, es gibt Fachzeitschriften, Kongresse und Symposien – und trotzdem fällt es schwer, die Frage, die diesem Artikel die Überschrift gab, einfach mit “Ja” zu beantworten. Mich interessiert hier nicht, ob dieser oder jener Theologe oder ob gar der Theologe dort im Vatikan auf…
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