Es wird also vermutlich kein neues Lehrpersonal geben und die vorhandenen Hochschullehrer werden sich wohl wieder auf verschiedenste Umstrukturierungen und Reformen vorbereiten müssen. 

Neben den bürokratischen Vorgaben spielt natürlich die Persönlichkeit und die individuelle Motivation der Hochschullehrer eine bedeutende Rolle für die Qualität der Lehre. Ein Dozent, der keine Lust/Zeit hat, sich allzu intensiv mit der Lehre zu beschäftigen wird wohl auch keine allzu guten Vorlesungen halten. Und leider ist die Situation an den Hochschulen so, dass es für die meisten Mitarbeiter keine wirklichen Anreize gibt, viel Zeit in gute Lehre zu investieren. Ob ein Hochschullehrer gute oder schlechte Vorlesungen hält, hat im Allgemeinen keinen großen Einfluss auf seine Karriere. Viele Universitäten machen sich erst gar nicht die Mühe ihre Lehrveranstaltungen zu evaluieren. Außer den “inoffiziellen” Äußerungen der Studenten gibt es dann auch keine Möglichkeit einzuschätzen, wie gut einzelne Personen ihren Lehrauftrag erfüllen. Das ist nicht nur schlecht für die Studenten – sondern auch für die Dozenten selbst. Denn ohne vernünftiges Feedback fehlt einem die Möglichkeiten, die eigenen Fehler zu erkennen und auszubessern! Ich kann daher jedem Dozenten nur empfehlen, sich beispielsweise bei MeinProf.de anzumelden und seine Studenten zu bitten, dort Bewertungen abzugeben oder sich auf andere Art um Feedback zu kümmern sollte es keine offiziellen Evaluierungen der Universität geben.

Auch bei Bewerbungen für wissenschaftliche Stellen spielt die Fähigkeit zu guter Lehre höchstens eine untergeordnete Rolle: das was fast ausschließlich zählt ist die wissenschaftliche Arbeit, die Anzahl der Veröffentlichungen etc. Das ist selbstverständlich wichtig bei der Beurteilung eines Wissenschaftlers – aber meiner Meinung nach besteht die Aufgabe eines Forschers nicht nur darin, neues Wissen zu finden sondern auch darin Wissen zu kommunizieren (an Studenten und allgemein an die Öffentlichkeit)! Das ist mindestens genauso wichtig wie die eigentliche Forschung. Da aber bei allen relevanten Beurteilungen nur die Forschungsarbeit beurteilt wird, fehlt die Motivation für die Hochschullehrer, sich Zeit für die Lehre zu nehmen.

Wenn man schon nicht dafür sorgen kann, dass mehr Personal für die Lehre zur Verfügung steht, dann sollte man wenigstens dafür sorgen dass die vorhandenen Hochschullehrer mehr Zeit für bessere Lehre investieren – zum Beispiel in dem bei Bewerbungen (oder der Beurteilung von Projektanträgen) auch die Lehrfähigkeit des Bewerbers verstärkt berücksichtigt wird. Nur durch weitere Umstrukturierungen und das “effektive und konzentrierte” Einsetzen der vorhandenen Mittel wird sich die Qualität der Lehre an deutschen Hochschulen wohl nicht dramatisch verbessern lassen!

Weiterführende Links:

Neben der Qualität der Lehre gibt es natürlich noch jede Menge andere Dinge, die an den deutschen Universitäten refomiert werden müssten. Ein wichtiges Thema dass ich oben überhaupt nicht angesprochen habe sind die Studiengebühren. Die sind natürlich Hauptthema bei den Demonstrationen gegen die HRK. Mehr Infos zu den Demonstrationen findet man z.B. hier, hier oder hier. Die OTZ hat auch jede Menge Fotos .


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Kommentare (1)

  1. #1 Meli
    23. April 2008

    Ich hab mir auch einmal von einem Prof auf der Uni anhören können, dass er seine Vorlesung schon seit 25 Jahren immer gleich hält und nicht daran denkt etwas zu ändern, Schuld waren seiner Meinung nach die Studenten und innen…
    eine Garantie auf guten Unterricht gibt es leider nicht 🙁

    Ich bin daraufhin in eine andere Vorlesung gegangen (hat leider auch Zeit gekostet).

    Die Diskussionen ad Reformen, Studiengebühren und Lehre sind auch in Österreich noch nicht abgeschlossen, glaub ich und hoff ich vor allem!