Was bedeutet das für die Forschung in Österreich?

Österreich hat jetzt endlich vorrangigen Zugang zu den modernsten astronomischen Instrumenten. Das ist für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der astronomischen Forschung nicht unwichtig. Ein kleines Land wie Österreich kann sich selbst den Bau von größeren Teleskopen nicht leisten – eine Kooperation mit anderen Ländern ist also unerlässlich (und die geografischen/klimatischen Bedingungen in Österreich sind auch nicht unbedingt das, was man sich für astronomische Beobachtungen wünscht). Österreich ist nun auch von Anfang an die Entwicklung neuer Projekte (z.B. ELT) eingebunden.
 
Die österreichischen Astronomen und Astronominnen sind natürlich enorm froh, dass es endlich geklappt hat. Ich habe heute ein paar von ihnen gefragt, was der ESO Beitritt für ihre spezielle Arbeit bedeutet
.
Victoria Antoci arbeitet auf dem Gebiet der Asteroseismologie. Sie misst die Schwingungen eines Sterns und kann daraus Rückschlüsse auf seine Eigenschaften ziehen: “Wir brauchen dafür sehr genaue Messungen. Das wäre z.B. mit HARPS möglich. Wir haben schon zweimal Beobachtungszeit beantragt, wurden aber abgelehnt. Jetzt werden wir einen neuen Antrag stellen.”

Martin Netopil beschäftigt sich mit Sternen die chemische Auffälligkeiten zeigen (sg. chemisch pekuliare Sterne). Auch dazu benötigt man große, moderne Teleskope und die ESO bietet hier beste Voraussetzungen: “Obwohl ich
schon des öfteren mit ESO Teleskopen beobachtet habe, geschah dies
meistens als “Trittbrettfahrer”. Zusätzlich stand immer die Frage im
Raum, wie der Beobachtungsaufenthalt finanziert werden kann. Mit dem ESO
Beitritt sind beide Probleme gelöst.”

Mit der ESO bekommen die Wissenschaftler in Österreich nun nicht nur Zugang zu besseren Instrumenten – auch die Astronomie an sich wurde enorm gestärkt. Langfristig wäre ein ESO Beitritt unumgänglich gewesen – es sei den Österreich würde “auf eine international wettbewerbsfähige Forschung
im Bereich Astronomie verzichten”
wie die oben zitierte Studie des RFT es formuliert hat. Ich als Astronom und Österreicher freue mich daher ganz besonders, dass die astronomische Forschung in Österreich durch den ESO Beitritt nun auch für die Zukunft gut abgesichert ist!

Weiterführende Links und Infos:


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Kommentare (2)

  1. #1 florian
    23. April 2008

    Schön ist auch die Schlagzeile auf ORF.at: “Österreich tritt Astronomie Organisation bei”. Da hat wohl jemand im Kurs “Wie schreibe ich dramatische Schlagzeile” geschlafen 😉

  2. #2 Andylee
    26. April 2008

    Das ist ein toller Schritt hin zu mehr europäischer Zusammenarbeit in der Wissenschaft.

    Die 3 Millionen pro Jahr sind sicherlich gut investiert.