Kaum schreibe ich einen Beitrag über die Entstehung des Mondes gibt es auch bei New Scientist einen Bericht über neue Modellrechnungen zur großen Kollision bei der der Mond entstanden ist. Es besteht die Möglichkeit, dass die Erde früher nicht nur einen, sondern mehrer Monde hatte.
Mein Beitrag von gestern beschreibt die verschiedenen Theorien zur Mondentstehung. Am wahrscheinlichsten ist es, dass der Mond in der Frühzeit des Sonnensystems durch eine Kollision zwischen der Erde und einem marsgroßem Protoplaneten entstanden ist.
Im Beitrag von New Scientist findet sich nun der Bericht über eine neue Arbeit von Jack Lissauer und John Chambers, die diese Kollision am Computer simuliert haben. Bei dieser Kollision wurde sehr viel Material von der Erde in eine Umlaufbahn transportiert. Lissauer und Chambers vermuten nun, dass sich aus diesem Material nicht nur ein ein einziger Körper – der Mond – gebildet hat sondern vielleicht mehrere. Kleinere “moonlets” (also kleine Monde) könnten sich dabei in den sogenannten Lagrangepunkten L4 und L5 gebildet haben.
Über die Lagrangepunkte werde ich sicher nochmal einen eigenen Beitrag verfassen. Fürs erste reicht es zu wissen, dass es in jedem System zweier Körper (z.B. Erde und Mond) immer 5 besondere Punkte gibt, an denen sich die gravitativen Kräfte die diese Körper ausüben gerade die Waage halten. Drei davon, L1, L2 und L3 sind instabil – Körper die sich befinden würden durch verschiedenste kleine Störungen diese Punkte sehr schnell wieder verlassen. L4 und L5 sind allerdings stabil! Und wir wissen dass sich beispielsweise in (und in der Nähe von) den Lagrangepunkten L4 und L5 des Sonne-Jupiter Systems sehr viele Asteroiden befinden – die sg. Trojaner-Asteroiden. Auch in den Lagrangepunkten L4 und L5 des Erde-Mond Systems könnten sich einige kleine Monde (etwa von der Größe eines größeren Asteroiden) gebildet und für längere Zeit aufgehalten. Im Laufe der Zeit sind sie dann aber vermutlich mit der Erde oder dem Mond kollidiert bzw. haben sich soweit von der Erde entfernt, dass sie nicht mehr gravitativ an sie gebunden waren.
Diese Monde könnten zwar theoretisch etwa für eine Milliarde Jahre stabil bleiben (sagt Matija Cuk von der University of British Columbia in Canada) – aber da die große Kollision schon vor etwa 4.5 Milliarden Jahren stattgefunden hat wird trotzdem leider kein Mensch in den Genuß des Anblicks eines Himmels mit mehreren Monden gekommen sein (abgesehen davon, dass diese kleinen Monden leider auch nicht so spektakulär ausgesehen haben wie unser großer Mond).
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