Der Sternenhimmel ist immer für eine Überraschung gut. Im Rahmen des Hubble Space Telescop Cluster Supernova Survey – eine systematische Suche nach Supernovae in Galaxienhaufen mit dem Hubble-Weltraumteleskop – entdeckten Astronomen eine seltsame Erscheinung die sich von allen bisher bekannten Himmelsphänomenen unterscheidet.
Bei der Suche nach Supernovae – gewaltigen Sternexplosionen – versucht man dort Sterne zu finden wo vorher keine waren. Explodiert ein Stern am Ende seines Lebens gibt es einen gewaltigen Helligkeitsausbruch: wir sehen einen “neuen Stern” am Himmel. Der plötzliche Anstieg und die folgende Verringerung der Helligkeit der Supernova verläuft dabei nach ganz konkreten und vorhersagbaren Regeln. Deswegen eignen sich Supernovae auch sehr gut zur Entfernungsbestimmung und die Suche nach ihnen ist wichtig für viele Bereiche der Astronomie und Kosmologie.
Darum haben sich auch Kyle Barbary von der University of California Berkely und seine Kollegen mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops auf die Suche nach Supernovae in entfernten Galaxienhaufen gemacht. Am 21. Februar 2006 fanden sie dabei eine Erscheinung, die nicht ganz in das erwartete Bild passte. Plötzlich war da ein helles Objekt am Himmel wo vorher keines war:
Bild: K. Barbary et al.
Das war aber noch nicht das Besondere. Bei näheren Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich dabei nicht um eine Supernova handeln konnte: der Verlauf der Helligkeitsveränderung war völlig untypisch. Nun gibt es natürlich noch einige andere Objekte am Himmel die ihre Helligkeit ändern können. Barbary und seine Kollegen untersuchten daher das Spektrum dieses Objekt; d.h. sie bestimmten wie viel Licht der Himmelskörper in verschiedenen Wellenlängebereichen ausstrahlte. Dieses Spektrum verglichen sie dann mit dem Sloan Digital Sky Survey Spektralkatalog – eine große Sammlung an Spektren bekannter Objekte. Aber auch hier fand sich nichts, was dem beobachteten Ereignis irgendwie ähnlich war. Es kann sich auch nicht um einen Gravitationslinseneffekt handeln bei dem ein vorbeiziehendes schweres Objekt die Helligkeit des Lichts eines dahinterliegenden Himmelskörpers ändert: auch hier verläuft die Helligkeitsänderung auf eine bestimmte Art und Weise die nicht mit den gemachten Beobachtungen übereinstimmt.
Bei der Untersuchung der Umgebung der Erscheinung konnte auch keine Galaxie gefunden werden, die dieses Objekt beheimatet. Es außerdem noch unklar, wie weit entfernt sich der mysteriöse Himmelsköper wirklich befindet. Aus den bisherigen Messungen kann man nur schließen dass es sich nicht näher als 130 Lichtjahre an der Erde befindet (es ist also ausgeschlossen das es sich dabei um ein Objekt aus unserem Sonnensystem handelt). Es kann sich auch nicht weiter weg als 11 Milliarden Lichtjahren befinden. Dazwischen ist allerdings noch jede Menge Platz: es kann sich innerhalb unserer Milchstraße befinden oder aber ein extragalaktisches Phänomen sein.
Barbary und seine Kollegen haben ihre Untersuchungen in einem Artikel veröffentlicht der bald im Astrophysical Journal erscheinen wird: “Discovery of an unusual optical transient with the Hubble Space Telescope“. Die Schlussfolgerungen dort sind naturgemäß sehr vage: Entweder wird dieses Ereignis durch Objekte verursacht die typischerweise sehr selten sind oder sehr schwach leuchten (sind sie nicht sehr hell, dann befinden sie sich wohl außerhalb unserer Galaxis).
Es könnte sich auch um eine völlig neue Art von Himmelsobjekt handeln – um das zu bestätigen muss man aber erst auf die Ergebnisse von zukünftigen Himmelsdurchmusterungen warten.
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