Der Large Hadron Collider (LHC) am europäischen Kernforschungszentrum CERN wurde abgeschalten. Allerdings nicht, weil dort böse schwarze Löcher oder andere weltzerstörerische Dinge entstanden sind. Auch nicht, weil sich die LHC-Kritiker mit ihren absurden Theorien endlich durchgesetzt haben. Es war ein ganz “normaler” technischer Defekt und in ein paar Wochen wird der LHC wieder betriebsbereit sein.
Was ist nun genau passiert? Während der Inbetriebnahme des LHC kam es am Freitag zu einem Zwischenfall in Sektor 34 des LHC-Rings. Dabei ist Helium aus dem Kühlsystem in den Tunnel ausgetreten. Das hat hat zu einem Ausfall der Kühlung gesorgt. Und da der komplette LHC auf supraleitende Temperaturen von -271°C gekühlt werden muss damit alles reibungslos funktioniert musste der Teilchenbeschleuniger abgeschaltet werden. Der Vorfall wird noch untersucht – aber es scheint so dass eine der elektrischen Verbindungen zwischen den Magneten defekt war und so den Vorfall ausgelöst hat.
Menschen sind dabei nicht zu Schaden gekommen. Das wäre auch verwunderlich gewesen – denn während der LHC in Betrieb ist kann man nicht so einfach im Tunnel rumlaufen. Der Zeitplan für die Experimente ist allerdings ordentlich durcheinander gekommen.
Das was am LHC passiert ist, passiert bei Teilchenbeschleunigern öfter. Man nennt das “magnet quench” (ich finde gerade keine passende Übersetzung dazu). Wenn die Temperatur eines der vielen supraleitenden Magneten ansteigt sodass der Magnet irgendwann plötzlich nicht mehr supraleitend ist (dazu reichen oft nur ein paar Grad), dann steigt auch der Widerstand in den elektrischen Leitungen plötzlich stark an. Das kann dann dazu führen, dass die Leitung durchbrennt und so einen Vorfall auslösen wie er am LHC gestern stattgefunden hat. Auch die US/LHC-Blogs schreiben, dass solche quenches an Teilchenbeschleunigern regelmäßig auftreten können.
Nun ist LHC aber ein gewaltig großer Teilchenbeschleuniger. Dementsprechend lange dauert es nun leider auch, zuerst die betroffenen Teile so weit aufzuwärmen dass man sie reparieren kann und dann die ganze Anlage wieder auf -271°C runterzukühlen. Was bei kleineren Beschleunigern ein paar Tage dauert wird hier mindestens ein paar Wochen brauchen.
Vermutlich muss man nun auch noch ein paar Sätze zur Beruhigung derjeniger schreiben, die sich nun noch mehr Sorgen machen, dass der LHC die Welt vernichten könnte. Abgesehen davon, dass der LHC die Welt auf keinen Fall zerstören wird braucht man sich über Vorfälle dieser Art keine allzu großen Sorgen machen.
Wie schon gesagt – so etwas kommt an Teilchenbeschleunigern öfter vor. Auch LHC ist nicht immun dagegen. Das wissen auch die Wissenschaftler dort und die haben solche Ausfälle eingeplant. Es wäre auch ziemlich verwunderlich, wenn die größte Maschine der Welt gleich von Anfang an absolut fehlerfrei funktionieren würde. Mit Pannen ist in der Anfangsphase durchaus zu rechnen. Und solche Ausfälle können auch keinen großen Schaden an der Maschine selbst, den dort arbeitenden Menschen oder gar der Welt anrichten!
Der LHC ist allerdings in einer besonderen medialen Position. Allem was dort passiert wird in den Medien besondere Aufmerksamkeit zugemessen. Wenn irgendeiner der vielen anderen Teilchenbeschleuniger auf der Welt kleinere Probleme hat, dann interessiert das vermutlich (ausser den beteiligten Wissenschaftlern) niemanden groß und schon gar nicht die Medien. Aber der LHC steht im Moment eben aufgrund der Panikmache im Vorfeld unter verschärfter Beobachtung.
Es ist jedenfalls schade dass es nun mit den ersten echten Experimenten wohl doch noch bis nächstes Jahr dauern wird. Aber kommen werden sie! Und wenn dann erstmal die ersten Ergebnisse da sind, dann interessiert es niemanden mehr, ob es am Anfang zu kleineren Verzögerungen gekommen ist.
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