Ich kenne mich ja mit Wirtschaft und Banken nicht wirklich gut aus und kann daher wenig dazu beitragen die aktuelle Finanzkrise zu erklären. Das kann Ali von zoon politicon viel besser; er hat auch heute einen schönen Beitrag dazu geschrieben. Wer ebenfalls meint, sich in der Hinsicht gut auszukennen sind die Astrologen.
Wirklich vorhergesagt haben die Astrologen den aktuellen Börsencrash natürlich nicht. Wie denn auch – Astrologie ist denkbar ungeeignet irgendetwas vorherzusagen. Nichtsdestotrotz gibt es jetzt jede Menge “Analysen” und Prognosen der Sternendeuter. Ein paar davon habe ich mir angesehen.
Malkiël Rouven Dietrich scheint ein echter Experte zu sein. Schon seit sieben (!) Generation wird in seiner Familie Astrologie betrieben. Er absolvierte ein dreijähriges “Vollzeitstudium der astrologischen Wissenschaften” (ja, dort steht tatsächlich “Wissenschaften”) und gehört angeblich zu den “bekanntesten und beliebtesten Astrologen in Deutschland“. Bei diesen Referenzen muss er ja sicher auch Profundes zur Finanzkrise zu sagen haben.
Auf Astrologie.de findet sich seine Analyse zur Lage. Die beginnt gleich ziemlich überraschend:
Im Horoskop der USA deuten alle Zeichen auf einen deutlichen Verlust hin.
Wer hätte das gedacht! Er sagt auch vorraus das es noch viel schlimmer wird:
Ende November bis Mitte Dezember dieses Jahres wird es wohl zu einem größeren Börsencrash kommen.
Das führt dann in weitere Folge dazu dass der neue Präsident der USA seine Amtszeit nicht vollenden kann und vorzeitig abgewählt wird. Aber Dietrich hat auch wertvolle Tipps für die Leser:
Generell kann man sagen, dass sämtliche Anlageformen, die mit Anteilsscheinen in den Vereinigten Staaten zu tun haben, derzeit alles
andere als ratsam sind.
Puh – und ich war gerade kurz davor mein ganzes Vermögen in amerikanischen Banken zu investieren. Nochmal Glück gehabt 😉 Überraschenderweise stellt er zum Schluß fest, dass die amerikanische Regierung in Zukunft wohl etwas sparen muss.
Vor ein paar Tagen hat Dietrich dann auch noch eine neue Prognosen veröffentlicht. Auch hier stellt er nochmals fest dass die Krise noch weitergehen wird.
Seinen Berechnungen nach wird es Ende Oktober/Anfang November zu einem
noch stärkeren Einbruch kommen. Saturn gehe eine gefährliche Verbindung
mit Mars und dem Finanzhaus des Horoskops ein und schüre größere Ängste
und bringe deutlich mehr Verluste als bisher.
Außerdem ist da noch der fiese Uranus der das Horoskop seit 23. September “ungünstig bestrahlt“. Tja, da kann man wohl nichts machen…
Im Februar 2009 wechselt dann aber netterweise der Saturn ins “Finanzhaus des Horoskops” und es wird wieder etwas besser. Optimistisch endet die Analyse:
Der schwarze Freitag 1929 sei eine Kinderkakaogeburtstagsparty im Vergleich zu diesen massiven Aspekten, die aktuell vorherrschen.
Auch Gabrielle Mooq hat auf Astrologie.de ihre Analyse der Finanzkrise veröffentlicht. Dort erklärt sie zuerst einmal wie es überhaupt zu dem ganzen Schlamassel kommen konnte:
Die Versäumnisse oder Fehleinschätzungen der vergangene Jahre in dem Pluto sich im Schützen befand und dadurch ein Übermaß (Schütze) von Schulden (Pluto) erzeugt wurde, begann ihren Tribut zu fordern.
Hmm – da hat sich Ali bei seiner Erklärung wohl geirrt. Nicht die Immobilienblase in der USA waren die Ursache. Sondern Pluto, weil er sich unbedingt im Schützen rumtreiben musste. Und jetzt ist der Kerl auch noch rückläufig und macht alles nur noch schlimmer!
Wie im Lehrbuch, lässt sich nun beobachten, dass sich in der letzten Phase der Rückläufigkeit, z.B. bevor ein Planet endgültig in ein neues
Zeichen wechselt, besonders starke Auswirkungen und Konsequenzen der jeweiligen Thematik zeigt.
Aber bald kommt der Jupiter und geht zum Wassermann und macht alles wieder gut:
Wahrscheinlich wird man in den nächsten Monaten, nämlich dann, wenn der Jupiter in den Wassermann geht (5. Januar 2009 bis 18. Januar 2010), feststellen, dass Wachstum sich darin ausdrückt, innovative und richtungsweisende neue Technologien zu fördern; dies bezieht sich in
erster Linie auf alternative, rückstandsfreie und erneuerbare Energien im Wind- und Solarbereich, Hybridfahrzeuge etc..
Innovative und richtungsweisende neue Technologien zu fördern ist also gut für die Wirtschaft. Diese Aussage wird wohl ein Schock für die Ökonomen sein – ein Dank an die Astrologie ob dieser revolutionären Erkenntnis ist wohl angebracht!
Ich habe übrigens auch mal nachgesehen was mein besonderer Freund, der Astrologe Markus Termin, zur Finanzkrise zu sagen hat. Im Gegensatz zu seinen Kollegen von Astrologie.de behauptet er:
“die “Finanzkriese” (sic) ist am 3. Dezember gelaufen”.
Der Rest des Artikels ist wie üblich ziemlich wirr und wegen der seltsamen Angewohnheit vieler Astrologen ihre Texte ohne Absätze oder Zwischenüberschriften zu formatieren sehr schwer zu lesen. Termin philosophiert noch ein bisschen über die “Zeitenwende” die uns im Jahr 2012 bevorsteht (ich dachte da kommen die außerirdischen Götter zurück? Oder kümmern die sich dann um unsere Finanzprobleme?). Etwas seltsam mutet auch dieser Aufruf an:
“Deswegen: keine Angst vor fallenden Kursen, hier wird kein “Geld vernichtet, wie unsere parallelgeschaltete Aktienbesitzerpresse behauptet, oder wollte jemand Angst vor einem Spielkasino haben? Wir werden gut davonkommen, solange die Leute ihr Geld auf der Bank lassen.
Deswegen: wir selbst haben es in der Hand. Wir sind das Volk!”
Naja – wie zu erwarten war können die Astrologen auch nur den üblichen seltsamen Kauderwelsch bzw. Allgemeinplätze von sich geben. Unverständlicherweise gibt es leider immer noch haufenweise Menschen die so etwas für echte Informationen halten. Börsen- und Finanzastrologen werden weiterhin genügend Kunden haben die auf der Suche nach optimalen Anlageformen sind. Mich wundert nur dass den Astrologen selbst nicht auffällt, wie sinnfrei ihre “Prognosen” eigentlich sind. Da muss schon jede Menge Selbsttäuschung im Spiel sein.
Dass es Firmen (durchaus auch größere) und Banken gibt die bei wichtigen Entscheidungen Astrologen konsultieren ist ja ein offenes Geheimnis. Ich frage mich, wie weit dieser Einfluss wirklich geht (In Norwegen musste übrigens kürzlich eine Abgeordnete des Parlaments zurücktreten weil sie auf Kosten der Steuerzahler 10000 Euro bei Wahrsagerhotlines vertelefonierte). Anderseits passt ein nicht funktionierendes Prognosesystem das auf altem Aberglauben basiert ja auch recht zu gut zur Börse die ja eigentlich auch nichts anderes als ein Glücksspiel ist das ebenso von Irrationalitäten und Aberglauben abhängig ist wie die Astrologie.
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