Dunkle Materie und Dunkle Energie haben Zuwachs bekommen: jetzt gibt es auch einen “dark flow” – eine Dunkle Strömung.
Alexander Kashlinsky vom Goddard Space Flight Center der NASA und seine Kollegen aus den USA und Spanien haben vor kurzem eine Arbeit im Astrophysical Journal veröffentlicht: “A Measurement of Large-Scale Peculiar Velocities of Clusters of Galaxies: Results and Cosmological Implications“. Sie haben ausgehend von den Daten des Satelliten WMAP die Bewegung von weit entfernten Galaxienhaufen gemessen.
“Die Haufen zeigen eine kleine aber messbare Geschwindigkeit die unabhängig von der Ausdehung des Universums ist und sich auch nicht ändert je weiter die Haufen entfernt sind. Wir hätten nicht damit gerechnet so etwas zu finden.”
meint Alexander Kashlinsky.
Die Verteilung der Materie im beobachtbaren Universum kann diese Eigenbewegung der Galaxienhaufen nicht erklären. Aber was ist dann die Ursache? Die große Ausdehnung dieser “dunklen Strömung” – auch Galaxien in Milliarden Lichtjahren Entfernung sind davon betroffen – ist für Kashlinsky ein Hinweis darauf dass sie sich auch hinter die Grenze des beobachtbaren Universums erstreckt.
Den der Bereich des Universums den wir mit unseren Teleskopen beobachten können ist vermutlich noch lange nicht alles. Das Licht weit entfernter Objekte muss ja erst einmal zu uns auf die Erde gelangen damit wir sie überhaupt sehen können. Je weiter ein Objekt entfernt ist, desto länger dauert es. Unser Universum ist “erst” 13,73 Milliarden Jahre alt: ist eine Galaxie also weiter entfernt als 13,73 Milliarden Lichtjahre dann hatte das Licht noch keine Zeit uns zu erreichen.
Die aktuellen Beobachtungen von Kashlinsky und seinen Mitarbeitern sind ein Hinweis darauf, dass kurz nach dem Urknall tatsächlich eine sogenannte “inflationäre Phase” stattgefunden hat wie sie von den kosmologischen Modellen vorhergesagt hat. Damals dehnte sich das Universum für eine kurze Zeit extrem schnell aus – schneller als die Lichtgeschwindigkeit (diese superluminare Expansion verletzt übrigens nicht die Relativitätstheorie). Deswegen gibt es auch heute noch Bereiche im Universum die so weit entfernt sind dass das Licht von dort keine Zeit hatte um bis zu uns zu gelangen.
Kashlinsky vermutet nun, dass die dunkle Strömung durch den gravitativen Einfluss von Materie verursacht wird, die hinter den Grenzen des von uns beobachtbaren Universums liegt. Wenn das stimmt, wäre das natürlich eine großartige Sache! Aus Messungen wie sie Kashlinsky und seine Kollegen durchgeführt haben könnte man dann nämlich Informationen über den Zustand des Universums vor der inflationären Phase ableiten!
Deswegen wird im Moment auch daran gearbeitet die Meßmethoden zu verbessern und die Ergebnisse genauer zu machen. Danach sollen umfangreichere Untersuchungen der dunklen Strömung folgen. Faszinierende Sache!
WMAP-Bild der kosmischen Hintergrundstrahlung im Universum. Die Galaxienhaufen bewegen sich in Richtung der violetten Ellipse (Bild: NASA/WMAP/Kashlinsky et al.)
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