Über “Granderwasser” wurde ja hier bei Scienceblogs schon öfter berichtet. Gerade in Österreich hat es diese “Erfindung” des Herrn Johann Grander ja leider zu höchsten Weihen gebracht. Ihm wurde ein Wissenschaftsorden verliehen und der zuständige Wissenschaftsminister weigerte sich mit fadenscheinigen Begründungen, diese Ehrung wieder zurückzunehmen. Die Pädagogische Hochschule Oberösterreich bietet “Fortbildungskurse” für Lehrer an, in denen der Johannes Larch, Forschungsleiter der Firma Grander, Werbung für sein esoterisches Produkt machen darf.
Und wenn schon an östereichischen Universitäten Homöopathie gelehrt wird und selbst kleine Kinder mit esoterischer Propagande bedacht werden, dann wundert es auch nicht, wenn esoterische Lehren ihren Weg in die Schulen finden.
Das zeigt sich sehr schön in diesem Gastbeitrag von Michael Pürmeyer; 19 Jahre alt und Schüler der 13. Schulstufe an einer Handelsakademie in Oberösterreich. Er beschreibt, was er in Sachen Granderwasser im Biologieunterricht erlebt hat:
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Gleich vorweg: Ich habe noch nie einen Beitrag in einem wissenschaftlichen Blog verfasst und bitte deshalb um Verständnis, wenn mein Text nicht so schön zu lesen ist wie von Florian gewöhnt.
Am Dienstag vor einigen Wochen machte unser Biologie-Professor uns auf einen Film aufmerksam. „Unser Wissen ist ein Tropfen” war der Titel. Er lief auf 3sat und wurde daraufhin von einer Mitschülerin aufgenommen (es gibt hier in „Kritisch Gedacht” einen Beitrag, in dem auch der genannte Film behandelt wird).
Der Punkt, welcher die Aufmerksamkeit meines Professors erregte, war das Granderwasser.
Nun, da ich dem Unterricht meist nur so mit einem Ohr folge habe ich das nicht sofort mitgekriegt, aber als ich es dann auch kapiert hatte, ging ich nach dem Unterricht zum Professor um zu protestieren.
Dieser Protest endete damit, dass ich eine Art Strafarbeit, genannt „Forschungsauftrag”, zum Thema Granderwasser bekam.
Das war mir ziemlich recht, denn ich wollte ohnehin diese Aufführung eines Films voller Halb- und Pseudowissenschaft nicht einfach so durchgehen lassen.
Am Donnerstag darauf wollte ich also, gut vorbereitet und mit 2 gleich aussehenden Gläsern für eine Art Doppelblindversuch gerüstet, meinen Forschungsauftrag präsentieren.
Dies wurde mir allerdings von meinem Professor verweigert, was in einem weiteren Protestbesuch nach dem Unterricht resultierte (ich kritisiere Professoren niemals vor versammelter Klasse).
Ich bekam dank meiner Hartnäckigkeit die Zusage, meinen Forschungsauftrag folgenden Dienstag zu präsentieren.
Das tat ich dann auch und war überzeugt, dass sich dieser Unsinn von wegen Granderwasser binnen weniger Minuten erledigt haben müsste.
Dem war aber nicht so. Ich hatte zwar die Klasse ziemlich schnell überzeugt (dazu genügte eine Demonstration der „Grander-Technologie” und die Information, Johann Grander hätte sein Wissen von Jesus Christus persönlich).
Mein Professor aber zog aus meinem kleinen Vortrag ganz andere Schlüsse: „Ich sehe schon, das ist noch nicht ganz heraus ob da auch was dahinter ist.”
Aus Zeitmangel (ich hatte meine Präsentation erst am Ende der Stunde halten können) musste ich auf den Doppelblindversuch verzichten.
Damit war die Sache für mich erledigt. Mochte der Professor denken was er wollte, zumindest meine Mitschüler hatten den Film nicht für voll genommen.
Gleich in der nächsten Biologiestunde aber schlug dann überraschend der Gong zu einer weiteren Runde Esoterikunterricht.
Plötzlich forderte der Professor selbst eine Art Doppelblindversuch (eine Art deshalb, weil er nur einen einzigen Durchgang machen wollte), und da einer meiner Mitschüler zufällig (das war wirklich Zufall, denn der Ausruf „Granderwasser” war zu unserem neuen Insider-Witz geworden) in einem Miethaus mit Granderwasserversorgung wohnt und auch eine Flasche davon mit hatte, konnte dieser gleich stattfinden.
Unnötig zu erwähnen, dass bei einem einzigen Durchgang keinesfalls ein aussagekräftiges Ergebnis erwartet werden konnte.
Lustigerweise vertippte sich der Professor dann auch noch und klassifizierte Leitungswasser als „besser”.
Nach einer Schrecksekunde beeilte er sich dann aber, sein Ergebnis zu relativieren: Natürlich war das Granderwasser nicht frisch aus der Leitung und damit nicht so wohlschmeckend.
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