Je nach Zeitschrift, in der ein Artikel veröffentlicht wird, wird dieser “besser” oder “schlechter” – auch wenn sich am eigentlich Inhalt des Artikels nichts ändert. Ein anderer Artikel von mir soll beispielsweise in den “Astronomischen Nachrichten” erscheinen – immerhin die älteste noch existierende astronomische Fachzeitschrift der Welt! Trotzdem ist ihr Impact Factor ziemlich klein. Ich hätte meinen Artikel sicherlich auch bei Astronomy & Astrophysics oder z.B. den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society unterbringen können. In diesem Fall waren es aber organisatorische Gründe die zur Veröffentlichung in den Astronomischen Nachrichten geführt haben – und damit dann auch die “Qualität” meines Artikels verringern.
Ein gewisses Gegengewicht zu dieser Entwicklung hat die Digitalisierung der Zeitschriftendatenbanken gebracht. Während früher Artikel in unbekannteren bzw. “unwichtigeren” Journalen tatsächlich nicht gelesen oder zur Kenntnis genommen wurden (weil die entsprechenden Zeitschriften nur in wenigen Bibliotheken vorhanden waren), sorgen heute Datenbanken wie z.B. das Astrophysics Data System (ADS) für mehr Sichtbarkeit. Wer nach Artikeln zu bestimmten Themen sucht, findet alle – egal ob sie in Nature, Science, A&A, CMDA oder den Astronomischen Nachrichten erschienen sind.
Das ändert aber nichts daran, dass die Zeitschriften, in denen man veröffentlicht, immer noch eine sehr wichtige Rolle spielen, wenn es daran geht, eine wissenschaftliche Karriere zu bewerten. Das System ist unfair – aber ich habe mir schon öfter Gedanken darüber gemacht, ohne wirklich eine bessere Lösung zu finden. Wenn man nicht tatsächlich alle Artikel eines Wissenschaftlers detailliert studiert, dann muss man zwangsläufigt irgendwelche Näherungswerte suchen, die die Qualität beschreiben können – und das kann wohl nie eine befriedigende Lösung sein. Oder haben meine Leserinnen und Leser vielleicht eine geniale Idee?
Ein weiteres wesentliches Problem ist die Beschränkung der Beurteilung auf die Publikationen. Nicht umsonst heisst die Redewendung ja “Publish or Perish!” – “Publiziere oder gehe unter!”. Wer nicht publiziert, existiert in der wissenschaftlichen Welt quasi nicht.
Ich habe ja hier schon öfter gefordert, dass man Wissenschaftler nicht allein nach ihrer Forschungsarbeit bzw. Publikationen beurteilen sollte. Nicht, weil Forschung nicht wichtig ist. Selbstverständlich, ist Forschung ein fundamentaler Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit. Aber eben nicht alles. Meiner Meinung nach sollte die Vermittlung des Wissens (Lehre und Öffentlichkeitsarbeit) eine mindestens ebenso wichtige Rolle für die Forschung spielen. Diese Themen werden an den Universitäten meist etwas stiefmütterlich behandelt. Das ist auch nicht verwunderlich – wenn der Erfolg eines Wissenschaftlers rein an der Forschung und an den Publikationen gemessen werden, dann wird man auch nicht sonderlich viel Zeit auf die Lehre oder gar Öffentlichkeitsarbeit verwenden. Ob man gute oder schlechte Vorlesungen hält, sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert oder nicht, spielt bei der Bewertung wissenschaftlicher Karrieren kaum eine Rolle – und dementsprechend “wichtig” wird sie auch genommen.
Wenn auch diese Dinge eine wichtige Rolle bei der Messung des wissenschaftlichen Erfolgs spielen würden, dann könnte man vielleicht von der reinen Fixierung auf Publikationen und die damit verbundenen Probleme abkommen. Aber das ist wohl nur eine Wunschvorstellung…
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