Ein Projekt des gerade laufenden internationalen Jahr der Astronomie (IYA) habe ich ja schon vorgestellt: die Kinderserie “Cosmic Quantum Ray“. Heute möchte ich über ein zweites, sehr interesantes Projekt schreiben: Cosmic Diary.
Cosmic Diary ist eines der 11 “Cornerstone Projects” des IYA und besteht aus einem großen Blog-Portal. Mehr als 60 professionelle Astronomen bloggen dort über ihre Forschung und zeigen vor allem, wie es ist, Astronom zu sein.
Cosmic Diary ist international: es gibt Blogger aus Indonesien, Griechenland, Israel, Brasilien, Litauen, Indien, dem Vatikan – und vielen anderen Ländern. Die sprachliche Vielfalt ist da leider schon geringer. Die meisten schreiben auf englisch – aber es finden sich auch immer wieder Beiträge in spanisch, portugiesisch, türkisch, japanisch oder deutsch.
Eigentlich ein enorm interessantes Projekt – trotzdem ist es in der Blogwelt noch nicht so richtig angekommen. In den diesjährigen Ausgaben des “Carnival of Space” (dem englischsprachigen Gegenstpck zum Blogteleskop) wurde beispielsweise noch nie über Cosmic Diary berichtet. Ich habe natürlich nicht alle Astronomie-Blogs überprüft – aber ich könnte mich nicht erinnern, dass Artikel aus dem Cosmic Diary irgendwo aufgegriffen wurde…
Dieser Mangel an Popularität ist schade – denn wann hat man schon mal die Chance, dutzenden Astronomen quasi “live” bei der Arbeit zuzsehen. Rogel Sese von den Philipinen erzählt dort zum Beispiel, wie es ist, Astronom in einem Entwicklungsland zu sein. Nando Patat aus Italien berichtet ausführlich von seiner Forschung am Very Large Telescope (VLT) in Chile – ebenso wie Gaitee Hussain aus Großbritannien, die vom “Telescope Hopping in Chile” erzählt. Gerard van Belle aus den USA erklärt die Welt der astronomischen Akronyme. Alberto Krone Martins freut sich, dass in Brasilien endlich ein eigenes Bachelor-Studium für Astronomie eingeführt wurde. Heidi Korhonen aus Finnland erzählt, was eigentlich ein “Day Astronomer” am Paranal in Chile so macht. Guy Consolmagno von der Sternwarte des Vatikan schreibt über die Probleme zwischen Astronomen und Journalisten. Avivah Yamani Rayadi aus Indonesien ist mir ihrem Teleskop in ein Dorf auf dem Land gefahren, um dort den Kindern über Astronomie zu erzählen. Stefan Uttenthaler aus Österreich erzählt eine “Kleine Geschichte der Forschung”.
Cosmic Diary bietet also haufenweise interessante Artikel und ich kann jedem nur empfehlen, dort vorbeizuschauen bzw. den RSS-Feed zu abonnieren.
Das die kosmischen Tagebücher ein bisschen unter mangelnder Popularität leiden, ist allerdings auch nicht so verwunderlich. Die Menschen, die dort schreiben, sind ja in erster Linie Astronomen, keine Blogger. Wenn sie nicht gebeten worden wären, sich am Cosmic Diary zu beteiligen, hätten die meisten wohl nie angefangen zu bloggen. Das die Blogger dort im Allgemeinen nicht mit der Blogosphäre und deren Mechanismen vertraut sind, merkt man auch daran, dass (zwei Blogs ausgenommen) niemand eine Blogroll eingerichtet hat. Aber Vernetzung ist in der Blogwelt eben etwas, was man nicht vernachlässigen darf. Manche Blogger haben auch immer noch nicht angefangen zu schreiben – und wenn man dann auf leere “Hello World”-Artikel stößt, wirkt das auch nicht gerade professionell (besonders wenn sie, so wie es jetzt im Moment gerade der Fall ist, direkt auf der Startseite an erster Stelle bei den neuen Postings verlinkt sein). Auch die Cosmic Diary-Seite selbst ist etwas unübersichtlich aufgebaut. Einige Blogger sind direkt dort, unter den jeweils neuesten Beiträgen verlinkt. Zu anderen Blogs gelangt man wiederum nur, wenn man am rechten Seitenrand auf die jeweilige Organisation klickt der sie angehören (ESO, NASA, …).
Aber das Internationale Jahr der Astronomie ist ja noch lang – vielleicht verbessern die Organisatoren ja noch das eine oder andere und die Popularität des Cosmic Diary wächst (es gibt übrigens auch eine eigene Facebook-Gruppe). Zu wünschen wäre es diesem tollen Projekt – und vielleicht bleibt ja der eine oder andere Astronom der Blogwelt erhalten.
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