Heute ist der Internationale Frauentag. Passend dazu möchte ich ein bisschen etwas über die Frauen in der Astronomie schreiben. Wie überall in der Naturwissenschaft hat es leider auch hier lange gedauert bis sich die Frauen durchsetzen konnten. Heute sind Astronominnen völlig normal – aber auch früher gab es einige Frauen, die es geschafft hatten, sich gegen die Anfeindungen der Gesellschaft und der männlichen Kollegen durchzusetzen und hervorragende wissenschaftliche Arbeite geleistet haben. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit will ich nun ein paar dieser Frauen näher vorstellen.

Hypatia von Alexandria

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Eine der ersten überlieferten Astronominnen war Hypatia von Alexandria. Sie lebte von etwa 370 bis 415 (oder 391) und war die Tochter von Theon von Alexandria, ein Astronom, Mathematiker und letzter Leiter der alten Bibliothek von Alexandria. Ihr Vater unterrichtete sie auch selbst in Mathematik und der Philosophie. Hypatia entwickelte sich schnell zu einer der führenden Gelehrten der antiken Welt. Sie soll sogar auf den Lehrstuhl für platonische Philosophie am Museion von Alexandria berufen worden sein. Der Kirchenhistoriker Sokrates Scholastikos schrieb über sie:

„Es gab in Alexandria eine Frau mit Namen Hypatia, Tochter des Philosophen Theon, die in Literatur und Wissenschaft so erfolgreich war, dass sie alle Philosophen ihrer Zeit übertraf. (…) Sie scheute sich auch nicht, in öffentliche Versammlungen von Männern zu gehen. Alle Männer bewunderten sie dafür auf Grund ihrer außerordentlichen Würde und Tugend um so mehr”.

Ihre Werke sind leider nicht bis heute überliefert – sie hat aber u.a. Kommentare zur Arithmetik von Diophantos und zur Arbeit von Ptolemäus erarbeitet. Ihr wird von manchen Autoren sogar die Erfindung des Astrolabiums zugeschrieben – ein Gerät, das bis in die Neuzeit hinein ein äußerst wichtiges astronomisches Meßgerät war. Leider wurde sie ein Opfer der religiösen Intoleranz und 415 von der christlichen Bevölkerung Alexandrias vermutlich im Zuge einer Heidenverfolgung grausam ermordet.

Maria Mitchell

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Maria Mitchell wurde 1818 in Massachusetts geboren. Von ihrem Vater, der selbst Astronom und Lehrer war, wurde sie in den Naturwissenschaften unterrichtet. Im Observatorium ihres Vaters entdeckte sie 1847 auch einen – später nach ihr benannten – Kometen und wurde 1848 (als erste Frau!) in die American Academy of Arts and Science aufgenommen. 1865 wurde sie Professorin für Astronomie am Vassar College – ebenfalls eine Premiere. Sie war eine sehr gute Pädagogin und betonte immer wieder die Bedeutung von Beobachtungen für die astronomische Forschung. Eine ihrer berühmten Fragen lautete:

“Did you learn that from a book or did you observe it yourself?”

Mitchell war allerdings nicht nur Astronomin (und Mathematikerin); sie setzte sich auch immer stark für die Rechte der Frauen ein und betonte wie wichtig es ist, das Frauen auch in den Naturwissenschaften präsent sind. Sie starb 1889 – 1905 wurde sie in die “Hall of Fame for Great Americans” aufgenommen.

Annie Jump Cannon, Antonia Maury, Williamina Flemming

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Annie Jump Cannon (oberes Bild), Antonia Maury (mittleres Bild) und Williamina Flemming (unteres Bild) arbeiteten alle drei gemeinsam in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts mit dem Harvard-Astronomen Edward Charles Pickering. Pickering war bekannt dafür, das er viele Frauen beschäftigte. Williamina Flemming beispielsweise arbeitete ursprünglich als Dienstmädchen in Pickerings Haushalt. Pickering war mit seinen Assistenten an der Sternwarte von Harvard unzufrieden und übertrug daher 1881 einfach Williamina die Büroarbeiten des Observatoriums. Sie beschäftigte sich allerdings auch bald mit astronomischen Aufgaben und entwickelte ein System zur Klassifizierung von Sternen. Je nachdem wieviel Wasserstoff im Spektrum eines Sterns beobachtet werden konnte, wurde dem Stern ein Buchstabe zugewiesen. Annie Jump Cannon, die am Wellesley College Physik und Astronomie studierte entwickelte diese Klassifizierung weiter. Auch Antonia Maury war an dieser Arbeit beteiligt und veröffentlichte 1897 einen Katalog mit Sternspektren. Pickering beschäftigte noch dutzende weitere Frauen um die Klassifizierung der Sterne durchzuführen. Das damals entwickelte System wird heute noch zur spektralen Klassifikation benutzt und die “Harvard spectral classification” ist eines der wichtigsten Werkzeuge der moderenen Astrophysik. Den Merksatz zur Reihenfolge der Spektralklassen (O B A F G K), den Annie Jump Cannon eingeführt hatte, kennt heute noch jeder Astronom: “Oh, Be A Fine Girl – Kiss Me!”

Cannon erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford, Antonia Maury erhielt 1943 den “Annie Jump Cannon Award” der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft. Williamina Fleming wurde 1906 Ehrenmitglied der Königlichen Astronomischen Gesellschaft in London – als erste Frau.

Auf womanastronomer.com gibt es noch mehr Informationen zu den “Harvard Girls” und der wichtigen astronomischen Grundlagenarbeit, die sie dort geleistet haben.

Henrietta Swan Leavitt

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Auch Henrietta Swan Leavitt gehörte zu den Frauen die Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Harvard Stellarastronomie betrieben. Sie beschäftigte sich mit der Katalogisierung von veränderlichen Sternen und stellte auch selbst Beobachtungen an. Viele der untersuchten Sterne lagen in der großen bzw. kleinen Magellanschen Wolke (zwei Zwerggalaxien in der Nachbarschaft der Milchstrasse). 1912 entdeckte Leavitt einen Zusammenhang zwischen der Periode, mit der die veränderlichen Sterne ihre Helligkeit ändern und ihrer Entfernung. Diese Perioden-Leuchtkraft-Beziehung stellt heute eines der wichtigsten Hilfsmittel bei der astronomischen Entfernungsbestimmung dar. Erst durch diese Beziehung wurde es möglich, die Entfernung zu den Nachbargalaxien der Milchstrasse wie z.B. der Andromedagalaxie zu bestimmen.

Jane Luu

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Im zwanzigsten Jahrhunderten fanden immer mehr Frauen ihren Weg in die Astronomie; heute sind weibliche Astronominnen völlig normal. Stellvertretend für die viele Frauen, die heute wichtige Arbeit in der Astronomie leisten habe ich (mehr oder weniger willkürlich) Jane Luu ausgewählt. Luu wurde 1963 in Vietnam geboren und kam als Flüchtling in die USA. Sie studierte in Standford, der University of California in Berkely und am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Gemeinsam mit David Jewitt entdeckte sie 1992 nach fünfjähriger Beobachtung das erste Objekt des bis dahin noch nicht beobachteten Kuipergürtels: In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts spekulierten viele Astronomen (u.a. Gerard Kuiper) über einen ausgedehnten Asteroidengürtel im äußeren Bereich unseres Sonnensystems (außerhalb der Bahn von Neptun). Wegen der großen Entfernung war es allerdings sehr schwer, diese Asteroiden auch wirklich zu entdecken. Das von Luu und Jewitt entdeckte Objekt, (1992) QB1, war der erste Nachweis, das dieser Asteroidengürtel wirklich existiert. Heute kennt man schon über 1000 Asteroiden im Kuipergürtel und viele davon wurden von Luu entdeckt.

Die Zukunft

Die Zukunft wird hoffentlich noch viele weitere erfolgreiche Frauen in der Astronomie bringen!

(Dieser Eintrag wurde zuerst in meinem alten Blog veröffentlicht)

Kommentare (10)

  1. #1 Jane
    8. März 2009

    Danke für diesen interessanten Beitrag.
    Da sind ja einige Frauen zusammengekommen und von den meisten habe ich noch nie gehört. Dann wurde es ja mal Zeit. Da sind ja sehr erstaunlich Lebensläufe dabei.

  2. #3 Florian Freistetter
    8. März 2009

    @Karl: Ja, da gäbe es noch einige große Frauen in der Astronomie. Ich werde sicher auch nochmal über diejenigen schreiben, die ich hier (zwangsweise) ausgelassen habe.

  3. #4 Ronny
    9. März 2009

    Aber Florian, du hast Ludmilla vergessen 🙂

    Ich habs sowieso niemals verstanden wieso man mindestens die halbe Intelligenz des Planeten von den Uni’s fernhielt.

    Swan Leavitt, war das nicht diejenige die eigentlich nur beauftragt war, die Fotoplatten einzulegen, zu datieren und katalogisieren und dann quasi so nebenbei die Entfernungsmessung mit Hilfe der Cepheiden revolutionierte ? War das im Buch ‘BigBang’ ?

  4. #5 florian
    9. März 2009

    @Ronny: Die Biografie von Leavitt hab ich jetzt grad nicht im Kopf. Kann aber gut sein, dass sie das war. Die Frauen in Harvard hatten damals alle ein wenig seltsame Karrieren.

  5. #6 klaus
    9. März 2009

    Und natürlich: Caroline Herschel.

  6. #7 TSK
    9. März 2009

    Also wirklich, Florian, da fehlt wohl eine der ganz wichtigen Frauen überhaupt:

    Jocelyn Bell Burnell

    Insbesondere die sehr fragwürdige Auslassung vom Nobelpreis….:->

  7. #8 Florian Freistetter
    10. März 2009

    @TSK: Ja, da fehlen noch einige wichtige Frauen. Aber ich kann hier kein Buch schreiben, sondern nur einen kurzen Artikel. Da muss ich mich eben einschränken. Und die Asteroiden stehen mir persönlich etwas näher als die Pulsare – deswegen hab ich mich für Luu als Repräsentantin des 20. Jhdts. entschieden…

  8. #9 Steffen
    8. März 2015

    Danke für diesen Artikel!
    Zu Herrn Pickerings “Harem” lässt sich noch ergänzen, dass er die meisten Entdeckungen, die diese Frauen machten, einfach unter seinem eigenen Namen veröffentlichte. Auch wenn es Zeitgeist gewesen sein mag, das macht die Ungerechtigkeit nicht ungeschehen. https://www.deutschlandfunk.de/der-direktor-und-sein-harem.732.de.html?dram:article_id=107408

  9. #10 Florian Freistetter
    8. März 2015

    @Steffen: “Danke für diesen Artikel!”

    Gerne, auch wenn er mittlerweile schon 7 Jahre alt. Aktueller wäre der hier: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2015/03/08/die-vorkaempferin-maria-mitchells-liebe-zur-astronomie-und-ihr-einsatz-fuer-die-gleichberechtigung-der-frauen/