Letztes Jahr im Juni entdeckten amerikanische Forscher den bisher kleinsten extrasolaren Planeten. Dieses Jahr im Februar wurden sie vom europäischen CoRoT-Team übertrumpft, dass einen noch kleineren Planeten; den ersten erdähnlichen Exoplaneten, gefunden hatte.
Und heute hat der bekannte Exoplanetenforscher Michel Mayor (der 1995 auch den allerersten extrasolaren Planeten entdeckte) eine neue Rekordmeldung bekanntgegeben: Im Planetensystem des Sterns Gliese 581 wurde neben den drei schon bekannten Planeten ein vierter entdeckt (mit den Teleskopen der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile). Und der ist nur knapp doppelt so schwer wie unsere Erde! Damit ist er der bisher kleinste (bzw. eigentlich leichteste) bekannte extrasolare Planet.
Allerdings wird auf Gliese 581 e (so lautet sein Name) kein Leben möglich sein. Er befindet sich viel zu nahe am Stern. Er ist ihm viel näher als der Merkur unserer Sonne und braucht nur knapp 3 Tage für eine Umrundung. Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, dass Gliese 581 e neben CoRoT-Exo-7b nun der zweite bekannte erdähnliche Planet (also ein Felsplanet mit fester Oberfläche so wie Merkur, Venus, Erde und Mars) ist.
Das war aber noch nicht alles, was man bei den Planeten des Sterns Gliese 581 gefunden hat. Bisher waren schon 3 andere Planeten dort bekannt. Von einem, Gliese 581 d, vermutete man, dass er sich in der sg. habitablen Zone befindet. Das ist der Bereich um einen Stern, in dem die Temperaturen genau passend wären, damit auf der Oberfläche eines Planeten flüssiges Wasser existieren kann – die Grundvoraussetzung für Leben!
Mit den neuen Messungen, die zur Entdeckung von Gliese 581 e geführt haben, konnte nun auch die Bahn von Gliese 581 d genauer bestimmt werden. Und er befindet sich tatsächlich in der habitablen Zone! Allerdings ist Gliese 581 d ziemlich groß. Er ist siebenmal so schwer wie die Erde und damit ist es nicht sicher, ob er tatsächlich eine feste Oberfläche hat, also ein erdähnlicher Planet ist, oder eher ein kleiner Gasplanet, wie z.B. Uranus oder Neptun in unserem Sonnensystem.
Stephan Udry, ein Mitglied von Mayors Team und der Entdecker von Gliese 581 d, meint dazu aber:
“Gliese 581 d is probably too massive to be made only of rocky
material, but we can speculate that it is an icy planet that has
migrated closer to the star. “‘d’ could even be covered by a large and deep ocean — it is the first serious ‘water world’ candidate.”
Es könnte sich also vielleicht um einen Eisplaneten handeln, der im Laufe der Zeit seine Bahn verkleinert hat und näher an den Stern gerückt ist. Gliese 581 d könnte sogar eine “Wasserwelt” sein – also ein Planet, der komplett von einem Ozean bedeckt ist!
Das zu bestätigen dürfte allerdings schwierig sein. Ohne genaueres über die Größe von Gliese 581 d zu wissen kann man wenig über seine Zusammensetzung sagen. Um die Größe eines Planeten zu bestimmen, müsste man allerdings beobachten können, wie er vor dem Stern vorbeizieht und dessen Licht für kurze Zeit schwächer wird (mit dieser Methode arbeiten z.B. CoRoT und das Kepler-Teleskop). Leider lässt die Geometrie des Gliese 581 Systems das nicht zu und wir können von der Erde aus keine Transite beobachten.
Noch besser wäre es natürlich, man könnte das Licht, dass vom Planet reflektiert wird, tatsächlich sehen. Dann könnte man dessen Zusammensetzung untersuchen und herausfinden, ob es dort wirklich Wasser gibt. Aber auch das wird so schnell nicht klappen – der Planet ist viel zu klein und viel zu weit entfernt um ihn direkt zu beobachten. Seine Existenz verrät er uns nur indirekt, über die gravitative Wirkung, die er auf den Stern ausübt, und die diesen ein bisschen “wackeln” lässt.
Die Forscher sind aber trotzdem optimistisch:
“Es ist beeindruckend, wie weit wir seit der Endeckung des ersten Exoplaneten – 51 Pegasi b – um einen normalen Stern im Jahr 1995 gekommen sind. Die Masse von Gliese 851 e ist achtzigmal kleiner als die von 51 Pegasi b. Das ist ein gewaltiger Fortschritt in nur 14 Jahren.”
meint Michel Mayor uns sein Kollege Xavier Bonfils sagt
“Unter den gleichen Beobachtungsbedingungen hätten wir auch einen erdähnlichen Planeten finden können, der sich mitten in der habitablen um einen roten Zwergstern befindet. Die Jagd geht weiter.”
Es sieht so aus, als seien wir nun technisch endlich an jenem Punkt angekommen, wo auch die kleinen, erdähnlichen extrasolaren Planeten in unserer Reichweite liegen. Zusammen mit den zu erwartenden Entdeckungen der Weltraumteleskope CoRoT und Kepler dürfen wir uns in Zukunft wohl auf einige spannende Neuigkeiten gefasst machen!
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