Das vor etwa 65 Millionen Jahren ein großer Asteroid mit der Erde kollidierte und dadurch ein großes Massensterben verursachte, das u.a. den Tod der Dinosauriere bedeutete, ist in der wissenschaftlichen Gemeinschaft mittlerweile weitesgehend anerkannt. Allerdings eben nur weitesgehend – es gibt eine kleine Minderheit an Forschern, die andere Theorien vertreten.
Eine der prominentesten Kritikerinnen der Asteroiden-Theorie, die Paläontologin Gerta Keller aus Princeton, hat sich nun wieder zu Wort gemeldet.
Im Laufe der Erdgeschichte ist es immer wieder vorgekommen, dass innerhalb sehr kurzer Zeiträume sehr viele Arten ausstarben. Viele dieser Ereignisse meint man, auf Asteroiden- oder Kometeneinschläge zurückführen zu können. Für einige dieser Massensterben hat man sogar zeitlich passende Krater auf der Erde gefunden:
Dieses Bild stammt von einem Vortrag von Christian Köberl, einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Impaktforschung und zeigt in gelb die verschiedenen Ereignisse, bei denen sehr viele Spezies ausstarben und darüber in rot zeitlich korrespondiere Krater (hier habe ich mehr zu diesem Thema geschrieben).
Der letzte große Peak in diesem Diagram ist mit “K/T” bezeichnet und steht für das Ereignis vor etwa 65 Millionen Jahren, als die Dinosaurier ausstarben (“K/T” ist die Abkürzung für “Kreide/Tertiär” und beschreibt den Übergang von der Kreidezeit zum nächsten geologischen Zeitabschnitt, dem Tertiär). Passend dazu findet man im Diagram den mit “Chixulub” bezeichneten Krater.
Dieser etwa 180 km durchmessende Krater befindet sich an nördlichen Spitze der mexikanischen Halbinsel Yucatan. Sehen kann man ihn zwar nicht direkt – aber Messungen der magnetischen und gravitativen Anomalien machen ihn sichtbar (siehe das Bild rechts).
Mit diesem Krater brachte man die von Walter und Luis Alvarez entdeckte “Iridium-Anomalie” in Verbindung. In der geologischen Grenzschicht zwischen Kreide und Tertiär fand man nämlich einen sehr hohen Anteil an Iridium; ein Element, das häufig in Asteroiden und selten auf der Erde vorkommt. Ein vor 65 Millionen Jahren eingeschlagener Asteroid könnte für diese weltweit vorhandene Schicht verantwortlich sein und durch den Impakt gleichzeit das letzte große Massensterben verursacht haben.
Stimmt nicht! – behauptet zumindest Gerta Keller. Sie bezweifelt zwar nicht, das in Chixulub ein großer Asteroid auf die Erde getroffen ist. Aber sie ist der Meinung, dass dieses Ereignis längst nicht so weitreichende Folgen hatte, wie bis jetzt immer angenommen wird. Ihrer Meinung nach sind die Dinosaurier an der Folgen eines Klimawandels gestorben; ausgelöst durch massive Vulkanausbrüche im indischen Dekkan-Hochland. Der Asteroid sei schon 300000 Jahre vor dem Massensterben mit der Erde kollidiert.
Ich hätte mir Kellers Argumente gerne im Detail angesehen – die diversen Medien berichten alle, diese wären in der aktuellen Ausgabe des “Journal of the Geological Society” zu finden. Aber irgendwie sehe ich dort keinen Artikel von Keller (aber vielleicht ist die aktuelle Ausgabe auch noch nicht online?).
Da ich kein Geologe bin, kann ich die geologischen Argumente aber vermutlich sowieso nicht vernünftig beurteilen. Soweit ich mich mit diesem Thema beschäftigt habe, spricht allerdings doch sehr viel für die Asteroiden-Hypothese (und auch für Kellers neue Argumente gibt es gegenteilige Interpretationen). Auch all das, was ich über Asteroideneinschläge weiß (siehe die Liste am Artikelende) spricht nicht gegen die Einschlags-Theorie. Aber Kellers Story eignet sich wohl besser für die Medien, als die Schlagzeile “Weiteres Indiz für etablierte Theorie gefunden!” 😉
Ich werde mir den Artikel von Keller durchlesen (sobald ich ihn gefunden habe) und gegebenenfalls hier nochmal darüber berichten!
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