Gestern berichtetet Gastautor rolak über den ersten Tag der Konferenz der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Heute geht es weiter mit dem zweiten Tag der Konferenz, der unter dem Thema “Wissenschaft unter Beschuß” stand.
Der zweite Tag fing mit der Mitgliederversammlung der GWUP an – die war allerdings nichtöffentlich. Vielleicht wegen dem an einem gestrigen Vortrag angelehnten Vorschlag, den Verein in ‘Illuminaten‘ umzubenennen. Allein schon wegen des Partystoppers: Was machst Du? Ich konspiriere bei den Illuminaten 🙂
Armadeo Sarma
Am Nachmittag ging es dann mit den Vorträgen weiter.
14:30: Amardeo Sarma, Vorstandsvorsitzender der GWUP, referierte über die Folgen der “Beweisnot”, in der sich die Parawissenschaftler befinden (“Beweisnot – Warum Parapsychologen und Alternativmediziner neue Regeln fordern”). Um den existierenden Konflikt zwischen Ratio und Wunschdenken aufzulösen, wird der ziemlich erfolgreiche, schleichende Versuch unternommen, die durch mangelnde Belege auftretende Argumentationsnot dadurch zu beheben, daß das Wort ‘Beleg’ bzw sogar die Methoden der Wissenschaft neu definiert werden sollen. Zum Abschluß gab es noch eine Art Appell an die gesamte Gesellschaft zum Widerstand speziell gegen die Paramedizin.
15:30: Gerd Antes (Bild oben) verneinte die Frage “Sind die Qualitätskriterien medizinischer Studien verhandelbar”. Hauptsächlich wegen der Reputation des wissenschaftlichen Betriebes. Nach Grundlegendem zu der üblichen Verfahrensweise bei randomisierten verblindeten Studien und einem Überblick über mögliche Techniken, die diversen Kontrollmechanismen zu unterlaufen wurden viele erschreckende Beispiele der letzten Jahre vorgeführt. Neben dem aktuellen Fall des Scott Reuben, der seine Studien komplett gefälscht hat, mit Hademar Bankhofer auch ein Fall aus dem populärwissenschaftlichen Bereich und anderes mehr. Mangels Evidenzmasse sind speziell in der Komplementärmedizin diese kreativen Umgehungstechniken das Grundmodell des Marketings.
Besonders zu erwähnen war der ausgesprochen trockene Humor dieses Vortrages.
17:00: Martin Lambeck untersucht “Quantenspuk & Co“. Wie schon in den mir bekannten Texten von Lambeck, lauerte der Schalk auch in jedem Moment dieses kurzweiligen Vortrages. Es ist schwer, die Aufreihung der mutmaßlich absichtlich falsch ausgelegten bis eindeutig passend zum gewünschten Ziel umformulierten Ergebnisse der mehr oder weniger aktuellen Physik zusammenzufassen. Kann auch weitgehend im Netz gefunden werden..
Endlich einmal wurde das seit einigen Jahren immer wieder zu hörende Geschwurbel des Hans Peter Dürr, nun ja, auseinandergenommen (z.B. die unangemessene Übertragung quantenphysikalischer Begriffe [nicht lokal-realistisch] in die alltägliche Sprache: ‘Es gibt keine Realität’).
Hierzu gibt es leider kein Bild, da sich Herr Lambeck von mir aus gesehen immer hinter dem Mikrophon versteckte…
Bevor der Aufbruch zum Buffet startete, verlas Herr Sarma noch ein Grußwort von Simon Singh, der wegen der Begleiterscheinungen der aktuellen Verleumdungsklage leider nicht kommen konnte.
Zwei Unterschiede waren (für mich) zu dem gestrigen Teil auffällig:
- das Publikum war heute längst nicht so bunt gemischt
- die den Vorträgen folgenden Diskussionen waren ein wesentlicher Teil des Gesamteindruckes, was natürlich auch an der passenden Moderation von Martin Mahner gelegen haben wird.
continued on the next rock – Morgen folgt der dritte Teil
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