Eigentlich gibt es ja “die Chaostheorie” nicht. Zumindest nicht im gleichen Sinne wie “die Relativitätstheorie” oder “die Quantentheorie”. Das Wort “Chaostheorie” wird meistens nur von den Medien verwendet; unter den Fachleuten spricht man eher von “Chaosforschung“, der “Theorie dynamischer/komplexer Systeme” oder der “Theorie nichtlinearer Systeme“.
Wie auch immer man nun die Beschäftigung mit den Eigenschaften nichtlinearer dynamischer Systeme bezeichnen möchte – als Himmelsmechaniker sollte man sich damit auskennen! Denn die Bewegung der Himmelskörper unter ihrem wechselseitigen gravitativen Einfluss ist ein Paradebeispiel für so ein potentiell chaotisches System. Viele der Grundlagen der Chaostheorie (ab und zu verwende auch ich dieses Wort 😉 ) wurden z.B. von Henri Poincaré geschaffen, als er 1888 untersuchte, ob und wie sich das berühmte N-Körper-Problem lösen lässt (das ist die Bewegung von mehr als 2 Himmelskörpern, die sich gegenseitig gravitativ beeinflussen).
Aber auch heute noch beschäftigen sich viele Astronomen mit den Eigenschaften dynamischer Systeme. Genauso wie die beobachtenden Astronomen immer wieder neue Instrumente entwickeln, müssen sich auch die Theoretiker um ihre Instrumente kümmern – und das ist eben die entsprechende Mathematik, mit der sich nichtlineare Systeme beschreiben lassen.
Auch ich habe meine Diplomarbeit über ein chaostheoretisches Thema geschrieben das nur am Rande mit Astronomie zu tun hatte. Es ging darum, wie man fraktale Dimensionen zur Charakterisierung bzw. Identifizierung chaotischer und regulärer Zustände in dynamischen Systemen benutzen kann Hier gibt es eine Zusammenfassung meiner Arbeit – die ist aber eher nur was für Fachleute.
Ich möchte aber gerne auch in meinem Blog darüber schreiben. Dafür ist es aber erst einmal nötig, gewisse Grundlagen zu erklären. In den nächsten Tagen werde ich daher hier eine kleine “Mini-Serie” an Artikeln über die Theorie nichtlinearer System veröffentlichen. Keine Angst, es wird nicht allzu mathematisch und Formeln werden kaum vorkommen 😉
Zur Einstimmung habe ich hier noch zwei nette Videos gefunden. Das Videoblog Rocketboom stellt die Chaostheorie vor. Ist ganz nett – man sieht aber auch den Effekt, den das Wort “Chaostheorie” in den Medien hervorruft, relativ gut: Alles und jedes scheint chaostheoretisch behandelbar zu sein (das ist vielleicht prinzipiell richtig – praktisch aber nicht realisierbar)
Und hier gibt es cooles Experiment, das zeigt, wie ein chaotisches System aussieht: das magnetische Pendel (ich brauch unbedingt so nen Magnetbausteinkasten 😉 ):
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