Im Moment dreht sich ja hier bei ScienceBlogs alles um die Nobelpreisträger und die Konferenz in Lindau. Ich bin leider nicht dabei – aber das ist schon ok; dieses Jahr treffen sich dort ja die Chemiker und von Chemie habe ich weit nicht so viel Ahnung als wie von Astronomie.
Aber einen Nobelpreis für Astronomie gibt es nicht.
Das ist irgendwie schade – aber als der Nobelpreis damals eingeführt wurde, gab es eben – was die Naturwissenschaften anging – nur Preise für Chemie, Biologie Medizin und Physik. Lange hat das Nobelpreiskomittee auch überhaupt keine Preise für astronomische Leistungen vergeben. Es sah Astronomie nicht als Teil der Physik an.
Ein bisschen stimme ich da sogar zu, Astronomie ist keine Physik. Natürlich sind beide Disziplinen eng verwandt und bauen aufeinander auf. Aber allein was die Methodik angeht, ist Astronomie doch was ganz anderes als Physik (Astronomen können ihre Forschungsobjekte ja nur im seltensten Fall direkt studieren). Ich halte es daher eigentlich auch nicht für sinnvoll, dass man Astronomie hier in Deutschland nur als Erweiterung des Physikstudiums ansieht. Ich bin froh, dass ich in Österreich noch ein “echtes” Astronomiestudium machen könnte, das unabhängig vom Physikstudium existiert.
Aber zurück zum Nobelpreis. Trotz allem hängen Astronomie und Physik stark zusammen – so wie z.B. Medizin und Chemie. Da erscheint es irgendwie unfair, dass Astronomen für ihre Leistungen nicht geehrt werden konnten. Das fand Mitte des vergangenen Jahrhunderts auch der große Astronom Edwin Hubble (rechts). Er setzte sich stark dafür ein, dass auch astronomische Leistungen nobelpreiswürdig sein können.
Einer, der den Nobelpreis ganz besonders verdient hätte, war Hubble selbst. Und er hätte ihn fast bekommen! 1953 lenkte das Preiskommittee ein. Der Physikpreis dieses Jahres sollte an Hubble gehen. Leider starb Hubble am 28. September 1953 – und posthum kann der Preis leider nicht verliehen werden.
Seitdem wurden aber immer wieder auch Astronomen ausgezeichnet. Die folgende Liste zeigt die Astronomen unter den Physik-Nobelpreisträgern:
- 1974 bekamen Martin Ryle und Antony Hewish den Preis “für ihre bahnbrechenden Arbeiten in der Radioastronomie” verliehen.
- 1978 erhielten Arno Penzias und Robert Wilson den Preis für die Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung.
- 1983 waren Subrahmanyan Chandrasekhar und William Fowler die Preisträger. Sie bekamen den Physiknobelpreis für ihre Arbeit über die Entwicklung von Sternen und die Entstehung der Elemente in den Sternen.
- 1993 bekamen Russell Hulse und Joseph Taylor den Preis für ihre Entdeckung des Doppelpulsars PSR 1913+16 mit dem sich Gravitationswellen erforschen ließen.
- 2002 wurde Riccardo Giaconi „für bahnbrechende Arbeiten in der Astrophysik, die zur Entdeckung von kosmischen Röntgenquellen geführt haben” ausgezeichnet.
- 2006 bekamen John C. Mater und George Smoot den bisher letzten Preis für astronomische Leistungen: “für die Bestätigung, dass das Spektrum der Hintergrundstrahlung dem Planckschen Strahlungsgesetz eines schwarzen Körpers gehorcht und der Entdeckung der Anisotropie des kosmischen Mikrowellenhintergrunds” Übrigens: Entgegen dem, was hier oft behauptet wird, hat Smoot mit seiner Arbeit die spezielle Relativitätstheorie nicht widerlegt.
Ich bin gespannt, wer den nächsten astronomischen Nobelpreis bekommt. Vielleicht Mayor und Queloz für die Entdeckung des ersten extrasolaren Planeten (es müssen ja nicht immer die Kosmologen sein, die die Preise bekommen)? Oder Vera Rubin, für ihre Arbeit über dunkle Materie (Fritz Zwicky ist ja schon tot)? Ich werd es ja leider nicht sein – aber ich arbeite hart daran, mich irgendwann für einen der Ig-Nobelpreise zu qualifizieren 😉
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