Den Mond in einer klaren Nacht am Himmel zu sehen ist immer ein schöner Anblick. Besonders beeindruckend ist es, wenn der Mond gerade auf- oder untergeht und sich in der Nähe des Horizonts befindet. Dann scheint er nämlich enorm groß zu sein!
Es ist aber tatsächlich nur Schein – die Größenänderung ist nicht auf einen physikalischen Effekt zurückzuführen (manchmal hört man, dass Refraktion oder eine Streuung des Lichts in der Atmosphäre dafür verantwortlich sein sollen). Der Mond ist immer gleich groß; egal ob er sich nahe oder fern dem Horizont befindet. Dass er uns größer vorkommt, ist ein psychologischer Effekt, der bis heute noch nicht vollständig erklärt werden kann.
Eigentlich ändert der Mond tatsächlich im Lauf der Zeit seine Größe. Mal kommt er der Erde auf seiner nicht ganz kreisrunden Bahn näher; mal weniger nahe. Dadurch ändert sich auch seine scheinbare Größe am Himmel. Aber diese Größenänderung ist meist zu klein, als das wir es bemerken würden und außerdem hat dieser Effekt nichts mit der Mondtäuschung zu tun; hängt also nicht von der Stellung des Mondes über dem Horizont ab.
Dieses Bild von Anthony Ayiomamitis zeigt, wie sich, bedingt durch elliptische Bahn des Mondes, seine scheinbare Größe ändert. Im Apogäum (also dem erdfernsten Punkt) ist er am kleinsten; im Perigäum (dem erdnächsten Punkt) am größten.
Aber wie ist es nun mit der Mondtäuschung? Warum erscheint der Mond so groß, wenn er sich in der Nähe des Horizonts befindet?
Tja, das weiß man nicht so genau. Es gibt viele mögliche Erklärungen – aber keine scheint wirklich alle Aspekte der Illusion genau zu beschreiben. Eine der favorisierten Theorien ist die “Ponzo-Illusion“. Unser Gehirn beurteilt die Größe von Objekten (u.a.) anhand des Hintergrunds. Im Bild rechts sehen wir zwei gleich lange horizontale Linien. Da die konvergierenden Linien (“Schienen”) aber andeuten, dass sich die zweite Linie weiter “hinten” befindet, interpretieren wir sie als länger/größer. Damit ein weit entferntes Objekt genauso groß erscheint wie ein nahes, muss es ja auch größer sein.
Genauso soll es beim Mond sein. Bäume, Häuser, Berge und andere Hintergrundobjekte spielen hier die Rolle der konvergierenden Linien und der Mond erscheint uns viel größer, als er tatsächlich ist. Allerdings gibt es die Mondtäuschung auch, wenn man sich am Meer oder in einem Flugzeug befindet. Hier ist der Horizont frei von Hintergrundobjekten – die Ponzo-Illusion sollte eigentlich nicht funktionieren.
Eine andere Erklärung führt die Mondtäuschung auf das “abgeflachte Firmament” zurück. Die “Himmelshalbkugel”, die sich über unseren Köpfen befindet wird von uns nicht als Halbkugel wahrgenommen, sondern abgeflacht. Wir haben das Gefühl, als wäre uns der Zenit (also der Punkt direkt über uns) näher als der Horizont. Deswegen erscheint uns auch der Mond am Horizont größer:
Aber auch diese Erklärung ist nicht frei von Problemen. So ist z.B. nicht klar, warum wir die Mondtäuschung erst bzw. hauptsächlich in der Nähe des Horizonts wahrnehmen und nicht schon früher. Die scheinbare Größe wächst ja kontinuierlich, je näher der Mond dem Horizont kommt.
Es gibt noch andere Ansätze – z.B. etwas das sich Oculomotor micropsia/macropsia nennt. Dabei geht es um die Effekte, die auftreten, wenn das Auge falsch fokusiert. Wenn wir den Mond im Zenit betrachten, dann erwarten unsere Augen, auf ein Objekt fokusieren zu müssen, dass sich nur einige Meter entfernt bzw. in einer “normalen” Distanz befindet. Das führt dazu, dass der Mond klein aussieht.
Abschließend geklärt ist die Sache jedenfalls noch nicht. Eines ist aber sicher: fotografiert man den Mond, dann bleibt sein scheinbarer Durchmesser immer gleich groß. Die Größenänderung erfolgt nur in unserem Kopf.
Warum uns der Mond am Horizont größer erscheint, wissen wir also immer noch nicht. Das ist aber kein Grund, diesen Effekt nicht zu genießen! Es kaum etwas schöneres, als den Mond in einer klaren, warmen Sommernacht aufgehen zu sehen. Schaut es euch an, wenn ihr Zeit habt (Mondaufgangszeiten kann man hier nachlesen)!
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