Das Ende der Titius-Bode-Reihe kam erst 1846. Da entdeckte Johann Galle in Berlin (nach mathematischer Vorarbeit von Urban LeVerrier) den Planeten Neptun. Und der passte überhaupt nicht mehr ins Schema des Titius. Anstatt den vorhergesagten 388 Einheiten Abstand befand er sich nur 300 Einheiten von der Sonne entfernt.
Das Versagen der Titius-Bode-Formel zeigt auch diese graphische Übersicht recht schön:
In rot werden die vorhergesagten Werte angezeigt; in schwaz die tatsächlich gemessenen Positionen. Für die inneren Planeten passt alles noch recht gut – aber weiter außen verliert das Gesetz jede Gültigkeit. Außerdem entdeckte man im Laufe der Zeit zwischen Mars und Jupiter mehr und mehr “Planeten”. Alle waren sie ziemlich klein und bald ging man dazu über, sie als “Asteroiden” zu bezeichnen (das Wort stammt übrigens von William Herschel). Wir wissen auch schon lange, dass sich dort niemals ein großer Planet befunden haben kann. Erstens wäre die Gesamtmasse aller Asteroiden viel zu gering, um damit einen Planeten bauen zu können (nichmal ein Objekt von der Größe unseres Mondes wäre möglich) und zweitens haben die gravitativen Störungen des Jupiter dafür gesorgt, dass sich dort nie ein Planet bilden konnte.
Das Gesetz des Titius war also nur eine zufällig passende “Formel”, hinter der keine echten physikalischen Gesetzmäßigkeiten standen. Das bedeutet natürlich nicht, dass solche Abstandsformeln für Planeten generell nicht existieren. Ich bin allerdings sehr skeptisch, was die Suche danach angeht. Selbstverständlich ist es möglich, sich eine Variation der Titius-Bode-Reihe auszudenken, die auch Neptun bzw. Pluto (der sich ja, so wie Ceres, nicht als Planet sondern als Asteroid herausgestellt hat) berücksichtigen und deren Position richtig beschreiben (solche Formeln findet man auch hier und da im Internet). Aber man kann natürlich immer eine Interpolationsformel für einen Satz von Datenpunkten finden – das hat dann aber noch lange nichts mit Physik zu tun.
Solange kein physikalischer Mechanismus bekannt ist, der genau eine bestimmte Reihe von Abständen der Planeten herruft, sind Versuche, neue Formen der Titius-Bode-Reihe zu bestimmen, nur Zahlenspielereien. Leider verstehen wir die Planetenentstehung noch nicht gut genug, um so einen Mechanismus zu identifizieren. Es sind zwar mittlerweile schon einige extrasolare Planetensysteme bekannt – aber viel zu wenige, um eine vernünftige Statistik machen zu können. Erst wenn wir in einigen Jahren ausreichend Planeten kennen, wird man sehen, ob ihre Abstände tatsächlich gewissen Regeln folgen.
Das hindert die Astronomen natürlich nicht, auch heute schon darüber zu spekulieren: es erscheinen immer wieder neue wissenschaftliche Artikel zu diesem Thema (allerdings nehmen nicht alle Zeitschriften Artikel zur Titius-Bode-Reihe an. Die Fachzeitschrift Icarus lehnt solche Arbeiten beispielsweise prinzipiell ab). Und das ist auch gut so – vielleicht stößt ja wirklich mal jemand auf etwas interessantes. Aber meiner persönlichen Meinung nach wird es noch einige Zeit dauern, bis wir ausreichend Daten haben, um dieses Thema endgültig abzuschließen.
Das Ende der Titius-Bode-Reihe kam erst 1846. Da entdeckte Johann Galle in Berlin (nach mathematischer Vorarbeit von Urban LeVerrier) den Planeten Neptun. Und der passte überhaupt nicht mehr ins Schema...
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