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Aufgrund des 40-Jahr-Jubiläums der ersten bemannten Landung auf dem Mond sind die Medien derzeit voll mit dem Thema Raumfahrt. Und wie immer, wenn man über bemannte Raumfahrt redet, werden ziemlich bald zwei Kritikpunkte geäußert: Bemannte Raumfahrt ist viel zu teuer! und Bemannte Raumfahrt ist unnötig, dass können Roboter auch!

Aber ist das wirklich so? Ist bemannte Raumfahrt wirklich Geldverschwendung?


Zu teuer!

Das Argument, dass Raumfahrt zu teuer sei, hört man fast unausweichlich immer dort, wo über eine neue Weltraummission gesprochen wird (bzw. eigentlich allgemein immer, wenn es um Forschung geht).

Klar, für einen durchschnittlichen Menschen sind die Kosten eines großen Forschungsprojekts oder einer bemannten Weltraummission enorm hoch. Aber verglichen mit dem Budget großer Länder und Organisationen und verglichen mit dem, was für andere Dinge ausgegeben wird, sind die Kosten für Wissenschaft und Raumfahrt fast schon vernachlässigbar. Ich habe hier über dieses Thema schon einmal ausführlicher geschrieben: mit dem Geld, das beispielsweise der Fernsehsender NBC für die Übertragungsrechte der olympischen Spiele 2008 gezahlt hat, hätte man den kompletten Large Hadron Collider finanzieren können. Mit dem Steuergeld, dass jährlich nur in Deutschland verschwendet wird, könnte man sich einen bemannten Flug zum Mars leisten (kostet etwa 30 Milliarden Euro). Deutschland könnte sich also tatsächlich eine eigene, bemannte Mission zum Mars leisten! Ohne viel neues Geld auftreiben zu müssen – man müsste nur das vorhandene sinnvoller einsetzen.

Und wenn man sich ansieht, wie schnell gewaltige Geldmengen locker gemacht werden konnten, nur um ein paar Bänker zu retten, die sich beim Glückspiel verspekuliert hatten, dann verliert das Argument “Raumfahrt/Wissenschaft ist teuer” sowieso jede Gültigkeit. 700 Milliarden Dollar allein in den USA – damit hätte man sieben komplette Apollo-Programme finanzieren können!

“Zu teuer!” ist also kein Argument gegen die bemannte Raumfahrt.

Das bringt nichts!

Neben “Zu teuer” ist auch “Das bringt doch nichts!” ein beliebtes Argument der Wissenschaftsgegner. “Solange Kinder in Afrika hungern müssen, soll kein Geld für unnütze Forschung ausgegeben werden dürfen” – so oder so ähnlich wird oft polemisiert. Natürlich viel niemand, dass Menschen verhungern – aber ist ein Forschungsstopp die richtige Lösung?

Ich bin hier komplett anderer Meinung. Meiner Meinung nach sind Wissenschaft, Forschung und Bildung die einzige Möglichkeit, die Welt nachhaltig positiv zu beeinflussen. Und dafür braucht man eben auch Grundlagenforschung. Viele Menschen sehen aber meist nicht, wie wichtig Grundlagenforschung als Basis für die gesamte Wissenschaft ist.

Ohne Grundlagenforschung kann es keine neuen Anwendungen geben und damit auch keinen Fortschritt. Und man kann eben nicht sagen, wohin einen die Grundlagenforschung führen wird. Viele Anwendungen kristallisieren sich erst nach Jahrzehnten heraus. Hätte sich zum Beispiel Max Planck 1900 nicht mit einem komplett theoretisch und anwendungsfreien Thema (der Schwarzkörperstrahlung) beschäftigt, dann gäbe es heute keine Quantenphysik und damit auch nicht all die Anwendungen, die daraus entstanden sind und die unsere moderne Zivilisation prägen.

Deswegen muss es immer möglich sein, frei vom Zwang nach Anwendbarkeit und schnellem Nutzen zu forschen: man kann nie wissen, was sich vielleicht später einmal daraus entwicklen wird. Das gilt auch für die Raumfahrt!

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Menschen braucht man dazu nicht!

Das vernünftigste Argument, dass man in solchen Diskussionen zu hören bekommt, ist meistens “Das könnten doch Roboter genauso gut erledigen – warum muss man Menschen ins All schicken?“.

Da ist tatsächlich etwas dran. Abgesehen von der Arbeit auf den Raumstationen MIR und ISS und den Shuttleflügen hat die gesamte Forschung im Weltall in den letzten Jahrzehnten ohne Menschen stattgefunden. Und – wie ja auch hier bei den Scienceblogs immer wieder zu lesen ist – diese unbemannten Missionen haben tolle Ergebnisse geliefert! In vielen Fällen ist es tatsächlich nicht nötig, Menschen mit zu schicken. Die automatischen Sonden, die von der Erde aus gesteuert werden, erledigen ihre Sache hervorragend.

Aber: Wissenschaft soll (zumindest meiner Meinung nach) nicht nur allein dem Erkenntnisgewinn dienen. Sie soll die Menschen auch faszinieren und inspirieren. In dieser Hinsicht ist Wissenschaft genauso wertvoll wie Kunst, Musik oder Literatur. Ein Bild von Van Gogh bringt uns keine neuen Erkenntnisse über die Natur oder das Universum. Aber seine Existenz ist für die Menschheit unzweifelhaft wichtig und nützlich.

Genauso kann die bemannte Raumfahrt die Menschen viel stärker faszinieren und mitreißen als nur der Flug einer unbemannten Raumsonde. Will man, dass sich die Menschen wieder mehr für Wissenschaft, für Raumfahrt und für unser Universum und das All interessieren, dann ist es unumgänglich, dass die Menschen sich auch selbst ins All begeben!

Wir Menschen sind von Natur aus Forscher und Entdecker! Alles Wissenswerte über die Berggipfel des Himalaya könnte man problemlos auch durch Satelliten oder andere automatische Methoden erlangen. Trotzdem ist es für viele wichtig, dass Menschen selbst dort waren und diese Berge erklommen haben.

Neben diesen eher philosophischen Betrachtungen spielt aber natürlich auch die Forschung selbst eine wichtige Rolle. Man kann vieles durch Roboter erledigen lassen – aber eben nicht alles. Manches können nur Menschen machen und manches können sie besser machen. Das gilt besonders, wenn man etwas langfristiger denkt. Irgendwann werden die Menschen vielleicht die Rohstoffe im Asteroidengürtel abbauen wollen (bzw. müssen). So ein Vorhaben ist aber ohne bemannte Basen auf Mond und Mars nicht denkbar! Wenn wir irgendwann einmal unseren eigenen Hinterhof im Sonnensystem verlassen wollen, dann müssen wir uns Stützpunkte außerhalb der Erde schaffen. Vom Mond oder vom Mars aus lassen sich Raummissionen (wegen der dort herrschenden geringeren Schwerkraft) viel leichter durchführen.

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Aber auch jetzt schon gäbe es gute Gründe, sich z.B. auf dem Mond anzusiedeln. Eine wissenschaftliche Forschungsstation, die sich dort befindet, könnte großartige neue Erkenntnisse bringen. Nicht nur wegen all der physikalischen Forschung, die sich bei niedriger Schwerkraft leichter durchführen lässt. Astronomische Großteleskope könnte man beispielsweise dort viel leichter und größer bauen. Und die niedrigen Temperaturen in der Mondnacht und vor allem die fehlende Atmosphäre würden Beobachtungen möglich machen, die von der Erde aus niemals durchgeführt werden könnten.

Das sind nur ein paar Beispiele, warum bemannte Raumfahrt auch rein aus wissenschaftlicher Sicht immer wichtig bleiben wird. Wir haben ja auch bemannte Stationen in der unwirtlichen Antarktis – und die ist im Winter wahrscheinlich genauso unzugänglich wie der Mond. Trotzdem erachten wir es als unumgänglich, das dort Menschen forschen und nicht nur Maschinen!

Ultimativ wird den Menschen nichts anderes übrig bleiben, als die Erde zu verlassen. Eine sich ändernde Umwelt, Naturkatstrophen oder nur die wachsende Zahl an Menschen wird es irgendwann nötig machen, andere Planeten zu besiedeln. Das mag erst in fernster Zukunft passieren – aber je eher wir anfangen, desto leichter und besser wird es dann gehen!

P.S. Über das Thema wird auch gerade bei der taz gestritten.


Weitere Artikel in der Serie “40 Jahre Mondlandung”: Die Astrologin und der Austronaut, 1959: die erste Mondlandung von Luna 2, Wie ein Filzstift einmal die Mondlandung gerettet hat, Wir kamen in Frieden und für die gesamte Menschheit, We choose the moon, Die verlorenen Videoaufnahmen vom Mond, Zuhören beim Wettlauf um den Mond, Live von Apollo 11 – 40 Jahre später

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Kommentare (29)

  1. #1 ali
    15. Juli 2009

    Ich möchte (ein bisschen) widersprechen. Ich finde deine Auslegeung von ‘zu teuer’ und ‘bringt nichts’ sind Argumente die ganz allgemein gegen die Raumfahrt vorgebracht werden (zumindest so wie du dagegen argumentierst) und daher irreführend unter dem Titel der sich auf die ‘bemannte Raumfahrt’ bezieht. Man sollte Kosten und Sinn in Bezug auf die unbemannte Raumfahrt diskutieren.

    Ich denke (und da scheinen wir uns einig zu sein) dass es durchaus bedenkswerte Argumente gegen die bemannte Raumfahrt gibt. In diesem Zusammenhang müsste man die ‘zu Teuer’ und ‘bringt nichts’ Argumente sehen: Was würden wir für das gleiche Geld kriegen, was würden wir nicht kriegen? Ist es uns das Wert? Dein Kommunikationsargument müsste man dann in Anbetracht der Kosten sehen: Ist uns diese Inspiration (andere würden vielleicht von Werbung sprechen) das Geld wert (wiederum im Verhältnis zur unbemannten Raumfahrt natürlich)?

    Am überzeugensten finde ich nach wie vor das Argument, dass wir früher oder später (wohl spätestens wenn uns die Sonne um die Ohren fliegt) hier weg müssen. Nur die Frage ist, ob dies wirklich ein relevanter Zeithorizont ist in Anbetracht der kurzen Geschichte der Menschheit.

  2. #2 Florian Freistetter
    15. Juli 2009

    @Ali: Ja, das hast du recht. Natürlich gibts Kostenunterschiede zwischen bemannter/unbemannter Raumfahrt die man diskutieren sollte. Aber wie du schon sagst, diese Argumente werden eigentlich immer vorgebracht und ich hab mich ein bisschen zu einem allgemeinen Plädoyer hinreissen lassen.

  3. #3 Stefan
    15. Juli 2009

    Ich finde diesen Beitrag sehr gelungen und teile Florians Meinung.
    Dass die Kosten der Raumfahrt (bemannt oder unbemannt) überschätzt werden und das Geld ja auf der Erde ausgegeben wird, leuchtet hoffentlich jedem ein.

    Wichtig finde ich den letzten Punkt: Bemannte Raumfahrt kann nicht einfach durch Forschung gerechtfertigt werden, denn in der Tat können automatische Sonden hier viel erreichen und deren Potenzial ist noch lange nicht erschöpft. Bemannte Raumfahrt ist viel mehr, wie Florian sagt, und man sollte den Mut haben das offen zu bekennen. Wir können noch so viele Sonden auf den Mars schicken, erst wenn ein Mensch dort gelandet ist, sind wir wirklich da. Wir erkunden die Antarktis schließlich auch nicht nur per Satellit oder ferngesteuerten Rovern und auch die Tiefsee wird bemannt befahren und nicht nur ferngesteuert. Wir wollen da hin! Bemannte und unbemannte Raumfahrt sollten sich ergänzen und nicht als Konkurrenten sehen.

    Ein Punkt findet bei Florian leider keine Erwähnung, weil das Thema in Europa weitestgehend verpennt wird, nämlich Space 2.0 So wie das Web 2.0 ein Internet für alle ist, wird es auch neben der staatlichen Raumfahrt in Zukunft auch eine rein private bemannte Raumfahrt geben. Bei uns wird das gerne belächelt oder als Spielzeug für Milliardäre mit Sozialneid bedacht, aber das erste Auto war schließlich auch kein Volkswagen. In Amerika, wo es diese ausgeprägte Sozialneidkultur nicht gibt, werden raumfahrtenthusiastische Pioniere mit dicken Geldbeutel sehr geschätzt.
    Wir haben so was in Ansätzen auch in D. So könnte es gut sein, dass der ehemalige kanadische Militärflughafen in Lahr (das ist zwischen Freiburg und Offenburg) als kommerzieller Satellitenstartplatz (via einer russischen Antonov) genutzt wird – ganz ohne ESA.

  4. #4 isnochys
    15. Juli 2009

    Ich bin dafür!
    Wo muss ich unterschreiben?
    :))

  5. #5 ali
    15. Juli 2009

    @isnochys
    Wärst du Schweizer, hättest du gefragt: “Ich bin dafür, wann kann ich darüber abstimmen?”

  6. #6 Florian Freistetter
    15. Juli 2009

    @ali: War denn schonmal ein Schweizer im Weltall?

  7. #7 Florian Freistetter
    15. Juli 2009

    @ali: Ah – seh gerade, dass doch schonmal einer im All war. Aber die Österreicher haben euch trotzdem um ein Jahr geschlagen 😛 Dafür hat Nicollier aber die sinnvolleren Sachen im All gemacht…

  8. #8 ali
    15. Juli 2009

    Ich bitte dich! Sogar einer vom Genfersee! Wie steht es mit Österreichern?

  9. #9 ali
    15. Juli 2009

    Zeitverschobenes Kommentieren.

  10. #10 adenosine
    15. Juli 2009

    Es läuft doch darauf hinaus, ob die Raumfahrt mit der Kohle für die bemannten Missionen nicht Nützlicheres hätte anstellen können. Welche Erkenntnisse würden uns denn ohne die bemannten Missionen fehlen? Die Bilanz bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit durch die bemannten Missionen mag 60gern und 70gern ja noch positiv gewesen sein zumindest als Anschub der Weltraummotivation. Die nachfolgenden Shutteldebakel waren in der Summe doch eher negativ.

  11. #11 Stefan
    15. Juli 2009

    @adenosine: Nein, ich sehe nicht, warum man das eine nicht tun kann ohne das andere zu lassen. Ozeanographen verwenden ja auch bemannte und unbemannte Instrumente für ihre Forschung.

    Klar, es ist schwer zu sagen, ob man Innovationsimpulse aus der Raumfahrt nicht auch anders hätte bekommen können, aber darum geht es eben nicht primär. Das CERN wurde ja auch nicht gebaut, um das Internet zu erfinden. Primär geht es um die Exploration. Das Apollo-Jubiläum stößt schließlich auf viel Zuspruch. Ein Beispiel: Die, gemessen an Zuschauerzahlen, erfolgreichste Ausstellung, die jemals im Mannheimer Landesmuseum für Arbeit und Technik stattfand, war eine Ausstellung über bemannte Raumfahrt. Letzten Samstag war dort wieder eine Raumfahrtveranstaltung: rappelvoll!

    Ja, das Shuttle war vielleicht wirklich ein Fehler, zumindest in dieser Kompromissform aus Rakete und Flugzeug. Das Hauptproblem ist, dass die NASA seit 1972 nicht mehr den Erdorbit verlassen hat und wir daher momentan gar keine echte bemannte Raumfahrt haben. Meine Generation weiß ja gar nicht, wie es sich anfühlt, wenn da ein Mensch zu einem anderen Himmelskörper aufbricht.

  12. #12 Florian Freistetter
    15. Juli 2009

    @adenosine: Ich wollte das selbe schreiben wie Stefan. Warum kann man nicht bemannte und unbemannte Raumfahrt machen?

    Man hätte die Angelegenheit vielleicht damals ganz anders angehen sollen. Nicht gleich mit aller Macht die Mondlandung anstreben. Sondern erstmal die Flüge zum Mond ordentlich auf die Reihe kriegen. Nach und nach Material zum Mond bringen, um dort ne kleine Basis zu bauen. Dann erst Menschen am Mond landen lassen. Die Mondbasis als Ausgangspunkt für eine bemannte Marsmission nehmen. usw. Nun ist anscheinend die gesamte Raumfahrtsenergie im Apollo-Programm der 70er verpufft und niemand hat mehr Lust auf was neues.

  13. #13 Stefan
    15. Juli 2009

    @Florian: die Frage, ob Apollo zu früh kam ist wirklich interessant. Einerseits kann man sagen, man hätte in Ruhe erstmal eine Infrastruktur im Erdorbit aufbauen sollen, ähnlich wie heute mit der ISS und dem Space Shuttle. Von solch einer Infrastruktur ausgehend hätte man dann in die Tiefe des Raumes vordringen können. So läuft das ja auch in “2001 – Odyssee im Weltraum”. Der Kalte Krieg hat dann aber den Wunsch erster zu sein beschleunigt, ohne jede Nachhaltigkeit.
    Andererseits ist diese Vorgehensweise in der Geschichte der Entdeckungen gar nicht so ungewöhnlich. Ich bin jetzt zu faul die genauen Daten zu recherchieren, aber zwischen der Erstleistung an den Nord- und an den Südpol zu kommen und dem Bau ständig bemannter Forschungsstationen lagen auch Jahrzehnte. Es ist einfach ein Unterschied, irgendetwas zum ersten mal zu machen oder etwas nachhaltig zu machen. Daher macht auch eine Rückkehr zum Mond nur Sinn, wenn wir diesmal wirklich bleiben.

  14. #14 Alex
    15. Juli 2009

    Ich finde das Argument, auf der Erde werde ohnehin so viel Geld verschwendet, prinzipiell wenig zielführend. Gar nicht mal, weil da immer mitschwingt, dass die Alternativen (wie die Raumfahrt) ja auch überflüssig sein könnten, sondern weil man damit sofort in die Diskussion gerät, warum das Geld denn dann nicht in andere vermeintlich “sinnvollere” Dinge wie Bildung, Entwicklungshilfe, Kultur etc. gesteckt wird.
    Stattdessen sollten sich die Befürworter bemannter Raumfahrt vielmehr überlegen, wie sie denn das nötige Geld bzw. die politischen Mehrheiten zusammen bekommen können – sei es durch gezielte Lobbyarbeit, durch deutlich kommunizierte Sparbemühungen oder durch alternative Finanzierungsmöglichkeiten oder ganz neue Ideen. NBC hat die Übertragungsrechte an den Olympischen Spielen ja nicht aus Altruismus gekauft, sondern weil sie sich sicher waren, die Ausgaben durch Werbung, Merchandising, Imagegewinn etc. zu refinanzieren (und nein, ich will hier nicht der völligen Fremdfinanzierung der Forschung das Wort reden, einige bewusste Schritte in diese Richtung könnten – auch als Signal an die Politik – aber durchaus sinnvoll sein).
    Ich sehe in all diesen Punkten aber sowohl bei der europäischen Raumfahrtindustrie (die an den garantierten ESA-Aufträgen noch immer gut verdient) als auch bei den Forscher relativ wenig Bewegung. Aber vielleicht könnte sich hier in der Tat, wenn die private Konkurrenz wie SpaceX einmal richtig durchstartet, einiges ändern.

    Was derzeit in der Öffentlichkeit auch negativ auf die bemannte Raumfahrt zurückfällt, ist der fehlgeschlagene Versuch, sie zwei Jahrzehnte lang mit der Wissenschaft zu rechtfertigen. Leider gibt es – abgesehen von physiologischen Erkenntnissen, die vor allem dem Aufenthalt von Menschen im All dienen – aus der Shuttle- und ISS-Zeit kaum ein wissenschaftliches Ergebnis, das nicht auch unbemannt, mit einer robotischen Station hätte erreicht werden können.

    Ich stimme Dir zu, Faszination und Inspiration ist ein ganz wichtiger Punkt, aber die Chance hat die Nasa mit dem Ende des Apollo-Programms (das letztlich ja auch nur dem politischen Prestige diente) aus der Hand gegeben. Und seit dem “Teachers in Space”-Programm, das mit Christa McAuliffe und der Challenger ein tragisches Ende nahm, ist in diese Richtung leider nicht mehr viel passiert.

  15. #15 Anhaltiner
    15. Juli 2009

    @Stefan “diese Vorgehensweise in der Geschichte der Entdeckungen” – diese Liste lässt sich noch erweitern: Kolumbus hatte auch mit Geldsorgen zu kämpfen, und ungefährlich war es auch gerade nicht. Die Produkte von Konzernriesen wie Boeing und Airbus gehen auf Apparate von Lilienthal, Wright u.a. zurück.
    Wenn man das so in etwa weiter fortschreibt, kommt noch viel Spannendes auf uns zu…

  16. #16 Anhaltiner
    15. Juli 2009

    Alex: “deutlich kommunizierte Sparbemühungen” das Problem an gestrichenen ISS-Modulen ist das über sie in den Nachrichten nicht mehr geredet wird. Und Sätze wie “das aus Spargründen nicht geteste Kabel muss nun aufwendig ersetzt werden” trägt kaum zu einem Imagegewinn bei. Jedenfalls hat den Verantwortlichen des Ariane5 Erstfluges nicht wirklich jemand gratuliert (außer zum verdienten Vorruhestand).

  17. #17 June
    16. Juli 2009

    Nach dem JFK: Wir senden Menschen zum Mars nicht weil es billig ist, aber weil es teuer ist. Teuer im Sinne einer ausserordentlichen Leistung, von der man noch 40 Jahre später glühend spricht.

  18. #18 Uli
    16. Juli 2009

    Ich darf mal zitieren:
    “Abgesehen von der Arbeit auf den Raumstationen MIR und ISS und den Shuttleflügen hat die gesamte Forschung im Weltall in den letzten Jahrzehnten ohne Menschen stattgefunden.”

    *hüstel* Wer bitteschön war denn dann “angeblich” auf dem Mond? 🙂

  19. #19 Stefan
    16. Juli 2009

    @Uli: Der letzte Flug zum Mond ist doch tatsächlich Jahrzehnte her. Was findest Du denn da komisch an dem Zitat?

  20. #20 Uli
    16. Juli 2009

    Naja, komisch finde ich daran, dass es doch heißt, es wären Menschen auf dem Mond gewesen. Dem Zitat zufolge “hat die gesamte Forschung im Weltall in den letzten Jahrzehnten ohne Menschen stattgefunden”
    Ja wat denn nu? 😉

  21. #21 Stefan
    16. Juli 2009

    Also nochmal: Menschen waren auf dem Mond, zuletzt 1972. Seit dem sind sie nur noch in der Erdumlaufbahn rumgeflogen, was irgendwie nicht zählt (Astronaut = Sternfahrer, selbst der Mond ist eigentlich zu nahe, aber immerhin). Die Erforschung von Mond, Mars, etc. lief derweil ohne Menschen durch Sonden ab. Ergo “hat die gesamte Forschung im Weltall in den letzten Jahrzehnten ohne Menschen stattgefunden”. Gemeint sind die Jahrzehnte 7, 8, und 9 im letzten Jahrtausend und das erste in diesem. Puh, also noch näher bei Adam und Eva kann ich nicht ansetzen 😉

  22. #22 June
    16. Juli 2009

    Bemannte Raumfahrt kostet natürlich mehr, denn die braucht erst Forschung mit unbemannten Sonden. Bevor Apollo 11 landete, schickten wir erst ein paar Ranger Sonden mit Kameras, und dann 5 Surveyor Sonden auf den Mond.

    Dass wir schon die 10-jährige ISS nicht mehr als “bemannte Raumfahrt” zählen is wirklich ein Kompliment für alle die an Mercury, Ranger, Surveryor, und Apollo gearbeitet haben.

  23. #23 Bastian
    17. Juli 2009

    Diesbezüglich und auch aufgrund des Jahres der Astronomie fand erst kürzlich ein Wissenschaftsforum bei bzw. auf dem Petersberg unter dem Motto “Auf zu den Sternen – Neue Sicht auf unsere Welt” statt. Ausgestrahlt wurde die Sendung, welche ich auch auf meinem Computer habe, von dem Fernsehsender “Phoenix” – aufgrund rechtlicher Bedenken werde ich diese jedoch nicht bereitstellen. Wer interesse hat, muss einmal selbst schauen, wie er sie bekommt. Häufig werden Sendungen ja auch mehrere Male und auch auf anderen Sendern ausgestrahlt, vielleicht habt ihr in der Richtung Glück.

    Meine persönliche Meinung dazu ist ziemlich sicher: Raumfahrt lohnt sich. Es gibt Entwicklungen wie gespiegeltes Glas – Stichwort Sonnenbrille – etc.pp die durchaus in das “normale Leben” Einzug gehalten haben – auch wenn dieses Beispiel nicht unbedingt von existenzieller Bedeutung ist. Desweiteren gibt es natürlich andere Errungenschaften.

    Ob unbedingt bemannte Missionen stattfinden müssen, darüber lässt sich streiten und ein Mensch aus der dritten Welt hat da vielleicht eine andere Meinung zu als ein dicker Amerikaner oder Europäer. Doch sind wir Menschen eben Entdecker und stets von einer Neugier und einem Wissensdurst – es gibt (leider) auch Ausnahmefälle – durchströmt, die wohl kaum durch ein Videobild eines Roboters gestillt werden können. Macht man sich nun noch bewusst, dass der Irakkrieg, abgesehen von den tausenden Menschenleben die er genommen und für immer geprägt hat sowie den unwiederbringlich zerstörten Kulturgütern, bisher 616 Milliarden US-Dollar (Stand vom 24. Juli 2008 // Wikipedia) gekostet hat, relativiert sich die Vorstellung der Kosten eines (bemannten) Raumfahrtprogrammes noch einmal.

    Auch hier stellt sich eben wieder die Frage, was an erster Stelle steht: die Raumfahrt oder das Lösen von Problemen wie Armut und Krankheit, Bildung und Umwelt. Doch müssen sich diese vielleicht gar nicht gegenseitig ausschließen und können gerade durch die Raumfahrt und ihre Folgen eingedämmt oder gar gelöst werden.

  24. #24 Andylee
    20. Juli 2009

    Bemannte Raumfahrt ist Geldverschwendung… und gleichzeitig ist sie es nicht.

    Ich bin (lacht mich aus oder tut es nicht) überzeugt davon, dass die Menschheit über kurz oder lang andere Planeten besiedeln MUSS, da sie auch bei einer radikalen Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften nicht in der Lage sein wird, völlig ressourcenneutral zu sein. Deshalb muss sie irgendwo Ersatz für die verbrauchten Rohstoffe finden.
    Dies ginge zB durch Bergbau am Mond. Oder eben durch die Umsiedelung einer größeren Anzahl von Menschen auf andere Planeten (welche zuvor natürlich durch terraforming nutzbar gemacht werden müssten). zB eben den Mars (ich bin nicht überzeugt davon, dass wir am Mars leben könnten, aber vielleicht in einem anderen Sonnensystem).

    Dafür ist bemannte Raumfahrt notwendig und damit diese möglich wird müssen wir sie halt auch durchführen und finanzieren.

    Allerdings ist die Technik momentan für solche Unternehmungen wirklich in einer Sackgasse. Verbrennungsantrieb, Raketen… damit kann man keine Weltenschiffe antreiben. Sobald jemand einen Warp-Antrieb oder zumindest Impuls entwickelt, müssen wir aufspringen. Bis dahin können wir genauso gut auch mit billigeren Robotern da oben herumkurven (und uns zB mit einem lebensdauer-verlängernden künstlichen Tiefschlaf für Weltraumreisende befassen).

    Dieser Beitrag ist völlig ernst gemeint!

  25. #25 Timor Kwasnik
    1. Februar 2010

    Vielen Dank für diesen großartigen Blog, ich muss gerade einen Vortrag zum Thema Raumfahrt halten und werde dieses Material hier gerne verwenden.

  26. #26 Ralf Einettner
    3. September 2010

    Wir geben für unsinnigere Dinge Geld aus. Ich mache mich jetzt vermutlich sehr unbeliebt – aber Entwicklungshilfe nach China etc. zu zahlen ist unangebracht.

    Bemannte Raumfahrt wird es natürlich weiterhin geben. Die Gefahr besteht allerdings, dass die Europäer und die Amerikaner von den Chinesen überholt werden und dann auf einnal die rote Fahne auf dem Mars weht. Ich persönlich hätte auf dem Mars ja gerne eine Fahne die die gesammte Erde repräsentiert. Allso eine weiße Fahne auf der die Erdkugel abgebildet ist. 🙂

  27. #27 Piet
    12. April 2011

    Ich verstehe auch nicht ganz was die Forschung im All mit der bekämpfung von hunger zu schaffen hat.
    für mich sind das keine tragbaren Argumente.

  28. #28 Florian Freistetter
    12. April 2011
  29. #29 petzer
    masm
    17. Mai 2017

    ich finde den beitrag super herr freistetter weiter so sie hurensohn