Gestern wurde auf den kanarischen Inseln das bislang größte Teleskop der Welt eingeweiht. Das Gran Telescopio Canarias (Grantecan) kann seine Spiegel zu einer Gesamtgröße von 10,4 Meter kombinieren. Das ist ein klein wenig mehr als der bisherige Rekordhalte, das Keck-Teleskop auf Hawaii mit 10 Metern Durchmesser. Und – wie in fast allen Medien zu lesen ist – man kann damit “einen Teller Linsen auf dem Mond erkennen”.

Das ist natürlich Unsinn.

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Das Grantecan (Bild: Herbert Raab)

Erst vor ein paar Tagen habe ich über die NASA-Sonde LRO geschrieben und darüber, dass sie erstmal die Überreste der Apollo-Missionen auf dem Mond fotografiert hat. Das war nämlich mit den bisherigen Teleskopen auf der Erde nicht möglich. Und auch das Grantecan kann die Abstiegsstufen der Mondlandefähren oder die Mondautos nicht sehen – von einem Teller Linsen gar nicht zu sprechen.

Das Auflösungsvermögen eines Teleskops beschreibt, wie groß ein Objekt sein muss, damit es vom Teleskop gerade noch ausgedehnt gesehen werden kann anstatt nur als Punktquelle. Die Formel dafür ist simpel:

Nachtrag 14.05.2016: Leider scheint der Rest dieses Beitrags bei irgendeinem Serverumzug verloren gegangen zu sein. Er ist auch nirgendwo mehr in irgendwelchen Caches zu finden. Kurz zusammengefasst: Das Auflösungsvermögen eines Teleskops ist einfach auszurechnen. Und auch die größten Teleskope der Erde können so kleine Strukturen auf dem Mond nicht sehen. Siehe auch hier: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2015/11/02/warum-kann-man-die-asteroiden-nicht-erkennen-und-sehen-die-an-der-erde-vorbei-fliegen/?all=1

Kommentare (10)

  1. #1 franz_joseph
    25. Juli 2009

    Ich mag sowieso keine Linsensuppe. Bäh.

  2. #2 Daniela
    25. Juli 2009

    Dein Spanisch trügt nicht. Im Originalzitat steht, dass man messen kann, ob die Linsen heiß oder kalt sind.

  3. #3 Jo Beer
    25. Juli 2009

    Ich – als Nicht-Astronom – frage mich, wenn ich deine Formeln so sehe – wobei 115/D (wie für wahrscheinlich jeden Amateur) die mir liebste ist -, wie die Rechnung lautet, wenn man es mit mehr als 1 Spiegel zu tun hat. Und das scheint momentan die Regel zu sein. Das VLTI habe ich schon mal erwähnt. Aber auch schon das BST – Large Binocular Telescope in Arizona – wurde (2005 oder 2006) als das größte Teleskop angekündigt. Es besteht aus zwei 8,5-Meter-Spiegeln. Wie berechnet man das Auflösungsvermögen in so einem Fall? Gibt es dafür auch noch eine einfache empirische Formel?

  4. #4 Florian Freistetter
    25. Juli 2009

    @Jo Beer: Ja, solche Formeln gibts natürlich auch. Wikipedia hat da ne schöne Sammlung. Bei getrennten Spiegeln hat man es allerdings mit Interferometrie zu tun – das ist dann wieder ne andere Kiste. Das VLT hätte z.B. interferometrisch betrieben, schon lange die Auflösung gehabt, die Apollo-Überreste zu sehen. Aber leider klappt das bei der Interferometrie nur mit der Trennung von zwei Punktquellen. Ein Objekt auf dem großen und hellen Mond kann man damit trotzdem nicht direkt sehen.

  5. #5 Jo Beer
    25. Juli 2009

    Na gut, habe die Formeln durchgerechnet. Komme auf etwa 6 Meter maximale Auflösung des VLTI, was Objekte auf dem Mond betrifft (bei einer angenommenen Basislinie von 250 Metern). Für die Auflösung selbst des größten Apollo-Artefakts (den Lander bzw. Starter) wäre das aber schon verdammt grenzwertig – genau genommen hoffnungslos (wegen erwähnter Punktquellen, Flächenhelligkeit und so weiter).
    Wobei mir gerade einfällt, dass ich noch “gar nie nicht” erwähnt habe, dass mich das VLTI wegen Apollo fasziniert …
    Tut es auch nicht – oder nicht nur. Vor 50 Jahren (oder so) wäre schon der Gedanke, man könnte mit irdischen Teleskopen derartige Werte erreichen, als absurd abgetan worden … Selbst ein Science-Fiction-Autor hätte Schwierigkeiten gehabt, das glaubwürdig rüberzubringen. DAS fasziniert mich (auch).

  6. #6 Christian
    25. Juli 2009

    hallo florian, wie funktioniert das schnell mit der punktquelle ?
    sagen wir wenn die ccd nicht überblendet oder so wird, dürfte da nur 1 pixel “belichtet” bzw “angeregt” sein, keine ahnung wie man da sagt.

    und max. auflösung hätte dann die minimale größe von 2 pixel.
    oder 1 pixel beleuchtet 1 frei und dann wieder 1 beleuchet ? (zb bei doppelstern)

  7. #7 Florian Freistetter
    25. Juli 2009

    @Christian: Es geht darum, dass man bei einem Auflösungsvermögen von x Bogensekunden gerade noch 2 Punktquellen voneinander trennen kann, die x Bogensekunden voneinander entfernt sind. Sie erscheinen im Teleskop dann nicht mehr als einzelne Lichtquelle sondern als zwei voneinander getrennten Quellen.

  8. #8 klauszwingenberger
    27. Juli 2009

    @Christian:
    Das Auflösungsvermögen an Punktlichtquellen ist eine Eigenschaft des optischen Systems und hat mit Pixeln der Kamera erst mal gar nichts zu tun. Es gälte auch, wenn gar keine Kamera vorhanden wäre, man also nach alter Väter Sitte selbst durch ein Okular schaute – was am Großteleskopen faktisch gar nicht mehr möglich ist. Richtig ist aber, dass die Auflösung der CCD mit der Leistung des optischen Systems mithalten muss, sonst nutzt das alles nichts.

    Florian, gilt in der Interferometrie da etwas anderes? man erzeugt damit ja keine direkten Abbildungen, sondern Interferenzmuster.

  9. #9 ruth
    27. Juli 2009

    ja flo, wer haette gedacht, dass du mal fragen ueber interferometrie beatwortest… 😀
    potaje heisst uebrigens nur eintopf, die linsen sind frei erfunden. macht aber natuerlich mehr sinn im zusammenhang mit teleskopen von linsen zu sprechen…

    wie eine punktquelle auf dem detektor aussieht haengt vom teleskop+instrument ab, man nennt das “point spread function” (psf). um zu sehen ob ein objekt ausgedehn ist vergleicht man die form dieser psf mit dem bild des objekts.

  10. #10 Karl Mistelberger
    3. August 2009

    Beim “Teller Linsen” fiel mir sofort Ludmilas Kaninchen ein, dessen Wärmestrahlung Planck von der Erde aus nachweisen könnte, so dass ich gar nicht an die Auflösung dachte.

    Apropos: Armstrong und Aldrin hätten sich sicher über Linseneintopf mit Kaninchen gefreut, denn die dehydrierte Nahrung der Mondfahrer ist kein kulinarischer Genuss.