Genauso wie ein Planet sich nicht auf einer beliebigen Bahn bewegen kann, kann er sich auch nicht mit einer beliebigen Geschwindigkeit bewegen. Das zweite Keplersche Gesetz sagt uns genau, wie schnell sich ein Himmelskörper entlangt seiner Bahn fortbewegt.
Aus der angeblichen Bahn, die Planet X haben soll, kann man also ausrechnen, wo er sich jetzt gerade befinden muss, damit er es noch rechtzeitig bis 2012 zur Erde schafft. Das Ergebnis: er wäre jetzt schon fast im inneren Sonnensystem – also weit innerhalb der Bahn des Saturn. Das heisst aber auch, dass wir Planet X schon längst sehen können müssten.
Je nachdem wie groß Planet X ist, müsste man ihn sogar schon mit freiem Auge am Nachthimmel sehen können! Das diesen Planeten noch niemand entdeckt haben soll, ist unmöglich. Professionelle und Amateurastronomen beobachten Nacht für Nacht den Himmel um z.B. Asteroiden zu finden. Diese werden ständig entdeckt und viele davon sind nur ein paar hundert Meter groß und befinden sich weit hinter der Neptunbahn im äußeren Sonnensystem. Ein sehr viel größeres und näheres Objekt wie Nibiru kann man dabei nicht übersehen!
Manche sagen, dass Nibiru sich von uns aus gesehen auf der anderen Seite der Sonne befindet und deswegen nicht sichtbar ist. Aber auch das ist nicht möglich. Damit ein Himmelskörper von uns aus gesehen immer hinter der Sonne steht, muss er sich auf der selben Bahn wie die Erde befinden – nur eben auf der anderen Seite. Damit kann er uns aber auch nicht nahe kommen.
Im Internet sieht man auch oft Fotos, die angeblich Planet X in umittelbarer Nähe der Sonne zeigen. Abgesehen davon, dass diese Bilder keinen Himmelskörper zeigen, sondern optische Effekte und Kamerartefakte darstellen, kann es sich hier ebenso nicht um den angeblichen Planeten X handeln. Ein Planet, der sich von uns aus gesehen immer in der Nähe der Sonne befindet, muss eine Bahn haben, die innerhalb der Erdbahn liegt (so wie beispielsweise Merkur).
Selbst wenn Planet X es also geschafft hätte, bis heute zu überleben, dann müsste man ihn schon längst am Himmel sehen können! Auch Verschwörungstheorien greifen hier nicht. Planet X wäre nicht nur von irgendwelchen abgelegenen Großteleskopen sichtbar – sondern von überall aus, mit kleinen Amateurteleskopen oder sogar mit freiem Auge. Seine Entdeckung würde sich nicht vertuschen lassen.
Gravitation ist überall
Aber nehmen wir wieder an, das oben gesagte würde nicht gelten. Vielleicht besteht Planet X aus irgendeinem seltsamen Material, das alles Licht verschluckt. Vielleicht ist Planet X für uns unsichtbar.
Selbst dann wüssten wir schon lange, ob es ihn gibt oder nicht! Ein Himmelskörper macht sich ja nicht nur durch sein Licht bemerkbar – sondern auch durch seine Gravitation. Jedes Objekt, das eine Masse besitzt wechselwirkt gravitativ mit jedem anderen massiven Objekt!
Und Planet X soll angeblich sehr viel Masse besitzen! Die Angaben, die man findet reichen von einem Planeten, der so groß wie die Erde ist bis zu Objekten, die eine viel größere Masse als Jupiter (der größte Planet im Sonnensystem und dreihundert mal schwerer als die Erde) haben. Wenn es Planet X gibt, dann würde er also die anderen Objekte im Sonnensystem durch seine Gravitationskraft beeinflussen.
Und das würden wir merken! Wir können z.B. die Gravitationsgleichungen benutzen, um zu berechnen, wo sich der Planet Mars nächstes Jahr befindet. Dazu müssen wir den gravitativen Einfluss der anderen Planeten berücksichtigen. Vergessen wir dabei einen, z.B. Jupiter, dann wird unser Ergebnis falsch sein und Mars wird sich nicht dort befinden, wo wir es berechnet haben. Gäbe es also noch einen unbekannten Planeten, dann würden wir das deswegen merken, weil unsere Rechnungen immer falsche Ergebnisse liefern würde. Mit dieser Methode wurde übrigens im 19. Jahrhundert der Planet Neptun entdeckt: man hat damals festgestellt, dass sich der Uranus nicht dort befindet, wo man es errechnet hatte und hat daraus geschlossen, dass man den Einfluß eines bisher unbekannten Planeten nicht berücksichtigt hat – und das war Neptun!
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