In meinem Artikel über die dunkle Energie habe ich schon über die Supernovae vom Typ Ia geschrieben und warum sie so wichtig für die Astronomen sind.
Und nun scheint so eine Explosion bevorzustehen – ganz in unserer Nähe!
Aber keine Angst – “nahe” bezieht sich auf kosmologische Skalen. Für die Erde besteht keine Gefahr…
Eine Supernova vom Typ Ia ist ein besonderes Ereignis. Sie kann dann auftreten, wenn ein kleiner, “toter”, ausgebrannter Stern – ein sogenannter weißer Zwerg – einen noch aktiven, großen Stern umkreist. In so einem Doppelsternsystem kann Material vom aktiven Stern zum weißen Zwerg fließen. Dadurch wird dessen Masse immer größer und erreicht irgendwann das 1,4fache der Sonnenmasse. Das ist die sogenannte Chandrasekhar-Grenze und wenn sie überschritten wird ist der weiße Zwerg plötzlich wieder massiv genug um Kernfusion durchführen zu können. Plötzlich “explodiert” er dann also und leuchtet extrem hell auf.
Da diese Supernova-Explosionen immer bei weißen Zwergen mit der gleichen Masse auftreten, verlaufen sie auch immer auf die gleiche Art und Weise und auch die Helligkeit ändert sich immer gleich und vorhersagbar. Wenn der Helligkeitsverlauf einer solchen Supernova also nicht so aussieht wie in der Vorhersage, dann liegt das daran, dass der weiße Zwerg weit entfernt ist und das Licht deswegen schwächer erscheint.
Aus den Beobachtungen von Supernovae vom Typ Ia lassen sich also sehr gut Entfernungen berechnen – und weil sie so hell sind, können wir sie sogar in anderen Galaxien sehen und damit fast den ganzen Kosmos vermessen.
Ein internationales Team von Astronomen unter der Führung von Patrick Woudt von der Universität in Kapstadt hat nun herausgefunden das genau so eine Supernova-Explosion “kurz” bevor steht.
Im Sternbild “Achterdeck des Schiffs” (auf der Südhalbkugel haben die Sternbilder nicht ganz so poetische Namen) befindet sich ein weißer Zwerg der um einen größeren Stern kreist. Das System mit dem Namen V445 Puppis wird schon seit Jahren beobachtet:
Im Jahr 2000 hat man dort eine Nova entdeckt. Das ist ebenfalls ein starker Helligkeitsausbruch – allerdings geringer als bei einer Supernova. Das Material, das dabei vom weißen Zwerg ausgeworfen wurde, bewegt sich nun immer weiter nach außen. Das ist auf den vier Bildern oben zu sehen, die zwischen März 2005 und März 2007 aufgenommen wurden. Eigentlich sollte sich das Material kugelförmig vom Stern wegbewegen – er stößt quasi eine Hülle ab – aber da die beiden Sterne einandere so nahe umkreisen wird das Material nur in zwei Richtungen ausgestoßen.
Aus der Beobachtung dieser Ausdehnung konnte die Geschwindigkeit bestimmt werden, mit der sich das Material bewegt: 24 Millionen Kilometer pro Stunde! Man fand auch heraus, dass sich im weißen Zwerg kaum Wasserstoff befindet – und das ist typisch für Objekte einer Supernova Ia.
Und es gelang, die Masse des weißen Zwergs zu bestimmen: 1,35 Sonnenmassen. Es fehlt also nur noch eine zwanzigstels der Sonnenmasse, bevor es zur Supernova-Explosion kommt!
Man weiß leider noch nicht, wann genau das sein wird. In kosmischen Zeitskalen gerechnet kann es jederzeit so weit sein. In menschlichen Maßstäben kann es auch noch ein paar tausend Jahre dauern.
V455 Puppis wird jedenfalls weiter unter Beobachtung stehen. Die Sterne befinden sich “nur” 25000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Wenn die Supernova stattfindet, wird sie bei uns Himmel heller erscheinen als die Venus! Eine Supernova vom Typ Ia aus dieser Nähe vermessen zu können wird die Methoden zur Entfernungsbestimmung enorm verbessern!
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