Das die hochrangigen Kirchenvertreter öfter mal großen Unsinn reden ist ja bekannt – und wurde auch hier bei den Scienceblogs schon thematisiert.
In den letzten Tagen haben sich wieder mal einige Bischöfe dazu berufen gefühlt, auf die Gefahren des Atheismus aufmerksam zu machen…
Da wäre einmal der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. In einem Interview mit RP-Online beschwert er sich über die “neue Feindseligkeit” die den Christen angeblich entgegenschlägt.
Besonders scheint ihn zu stören, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte geurteilt hatte, dass in italienischen Klassenzimmern keine Kreuze mehr hängen dürfen:
Nehmen Sie das Kruzifix-Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte: eine unerträgliche Position, eine vom Gericht begangene Menschenrechtsverletzung an der Religionsfreiheit der Christen, indem das Kreuz als zentrales Symbol des christlichen Glaubens an die vergebende Liebe Gottes als menschenrechtsverletzend Nichtchristen gegenüber bezeichnet wird. Es wird fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der öffentliche Raum reserviert ist für Areligiöse oder Antireligiöse.
Hu – ganz ruhig Herr Müller! Jeder der will darf sich ja weiterhin sein römisches Folterwerkzeug um den Hals hängen. Die Religionsfreiheit wird nicht angetastet und auch Menschenrechte werden nicht verletzt. Es geht nur um die Zwangsbeglückung aller, die der EUGh für Menschenrechte da nicht so toll findet.
Ich hab absolut kein Problem damit, wenn irgendwer sich ein Kreuz an die Wand hängen will. Oder eines um den Hals trägt. Aber warum muss man mich, der ich weder Christ bin noch an diesen Kram glaube, damit belästigen? Warum müssen Schüler, egal welcher Religion, unter christlicher Symbolik lernen? Warum sollte das nötig sein? Man stelle sich vor, was los wäre, wenn die Moslems plötzlich fordern würden, dass man überall Halbmonde aufhängt…
Und was soll dieser Unsinn bedeuten:
Es wird fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der öffentliche Raum reserviert ist für Areligiöse oder Antireligiöse.
Der öffentliche Raum ist selbstverständlich nicht für irgendeine Religion reserviert. Schon gar nicht für die Christen alleine. Wie kommt Müller auf diese absurde Idee. Der öffentliche Raum ist öffentlich und für alle da – egal ob sie Christen, Atheisten, Moslems oder sonstwas sind!
Warum besteht die Kirche so sehr auf der Zwangsbeglückung aller? Warum gibt es zum Beispiel in Niederösterreich ein Gesetz, in dem steht (Kindergartengesetz, §12):
In allen Gruppenräumen jener Kindergärten, an denen die Mehrzahl der Kindergartenkinder einem christlichen Religionsbekenntnis angehört, ist ein Kreuz anzubringen.
Jeder der will, soll sich Kreuze in seine Wohnung hängen, sich kostümieren oder sonst den Gesetzen seiner Religion folgen. Aber warum kann Religion nicht einfach Privatsache sein?
Aber für Müller sind Atheisten einfach zu gefährlich, um sie in Ruhe ihr Leben leben zu lassen:
Von atheistischen Positionen geht keinerlei orientierende, zukunftsweisende Kraft aus. Die Nichtglaubenden essen die Früchte von dem Baum, den sie vorher mit Begeisterung gefällt haben. Der Atheismus ist nur erdacht worden, um die Menschen zur Verantwortungslosigkeit zu erziehen und so leichter ideologisch manipulieren zu können – so könnten wir der flachen Religionskritik entgegenhalten. Es gibt keine atheistisch begründete Ethik.
Bei diesem Unsinn fehlen mir die Worte für eine Antwort. Fehlt nur noch, dass Müller auch noch das unsinnige “Hitler war ja auch Atheist”-Argument auspackt.
Interessant ist auch, was Müller als Beispiel “für Aggression und Ungerechtigkeit gegenüber Kirche und Religion?” nennt:
Wenn ein einzelner Staatsbürger, der in der Kirche als Priester dient, ein Kind sexuell missbraucht hat, werden gleich der ganze Priesterstand und die Kirche insgesamt verdächtigt. (…) Wenn sich ein Sportlehrer, Arzt, Richter oder Verwandter an einem Kind vergangen hat, kann man unmöglich alle Sportlehrer, Ärzte, Richter oder Verwandten unter Generalverdacht stellen.
Nun – vielleicht liegt der Unterschied darin begründet, das Richter, Ärzte und Lehrer nicht Teil einer Vereinigung sind, die ein äußerst gestörtes Verhältnis zur Sexualität hat und ihren leitenden Mitgliedern jegliche sexuelle Tätigkeit verbietet?
Ansonsten beschwert sich Müller noch über die Trennung zwischen evangelischer und katholischer Kirche:
Die Kirchenspaltung ist kein Luxus, sondern eine Tragödie. Katholiken und Protestanten dürfen sich trotz dogmatischer Differenzen angesichts der Bedrohtheit des Christlichen insgesamt nicht gegeneinander ausspielen lassen.
Da hat er ausnahmsweise mal Glück – denn seine evangelische Kollegin, die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner ist ganz einer Meinung mit Müller, was die bösen Atheisten angeht. Sie fürchtet sich vor einem
“selbstbewussten bis militanten Atheismus“
Ja wirklich – wo kommen wir denn da hin, wenn die Atheisten nicht traurig in der Ecke sitzen und allen zeigen, wie mies ein Leben ohne Gott nicht ist, sondern anfangen selbstbewusst zu sein? Da kanns wirklich nicht mehr lange dauern, bis die bewaffnetet militanten Atheistenhorden durch das Land ziehen? Kein Wunder, dass die redlichen Christen schon in den USA um Asyl ansuchen müssen. Und wer ist schuld daran? Die Kommunisten:
Dieser sei zweifellos durch das bewusst antikirchliche und antireligiöse DDR-Regime erstarkt.
Das führt zu vielen Kirchenaustritten, die Greiner so gar nicht toll findet:
Besonders schmerzlich sei es, wenn Menschen beim Kirchenaustritt zum Ausdruck brächten, dass sie die Kirche für ihren Glauben an Gott nicht mehr bräuchten. Christlicher Glaube komme ohne eine gepflegte Gemeinsamkeit nicht aus.
Ja – nicht nur, dass die bösen Kommunisten-Atheisten alles kaputtmachen – auch die restlichen Gläubigen finden die Kirche doof. Man hats schon schwer als Bischöfin.
Ich möchte Frau Greiner allerdings zum Abschluss noch ein wenig helfen:
Einen weiteren Grund für vermehrte Kirchenaustritte sieht die evangelische Theologin in der verstärkten Institutionenkritik der Gesellschaft.
Tja – warum wohl? Wie kann es sein, dass die Gesellschaft die Institutionen der Kirche verstärkt kritisiert? Könnte es vielleicht daran liegen, dass ihre führenden Mitglieder – egal ob katholisch oder evangelisch – nichts besseres zu tun haben, als in der Öffentlichkeit großen Unsinn zu reden? Wär nur so ne Idee…
Und um die Stimmung jetzt wieder ein wenig aufzulockern, habe ich noch ein schönes, religiöses Lied für euch:
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