“Our preliminary work supports the scenario that the white dwarf is continuing to increase its mass and is perilously close to a Type Ia supernova explosion.”
Gefahr durch den Todesstern?
“Perilously close” – also “gefährlich nahe” an einer Supernova-Explosion. “Gefährlich”? Also kann das morgen passieren? Oder nächstest Jahr? Oder vielleicht gar 2012?! Und ist diese Supernova nun gefährlich für die Erde oder nicht?
Eine Pressemitteilung der Villanova-Universität ist erstmal wenig beruhigend:
“This catastrophic event, known as a type Ia supernova (or “white dwarf supernova”), releases 10 million times more energy than a nova explosion, or is equivalent to 20 billion, billion, billion megatons of TNT.”
“20 Milliarden Milliarden Milliarden Megatonnen TNT”- das klingt schon etwas gruslig.
Und der letzte Satz ist dann noch etwas konkreter:
“If a type Ia supernova explosion occurs within 1,000 parsecs (3,260 light-years) of Earth, then the gamma radiation emitted by the supernova would fry Earth, dumping as much gamma radiation (about 100,000 ergs per square centimeter) into our planet, which is equivalent to the gamma-ray input of 1,000 solar flares simultaneously. The production of nitrous oxides in Earth’s atmosphere by the supernova’s gamma rays would completely destroy the ozone layer if the supernova went off within 1,000 parsecs.”
Wenn T Pyxidis zur Supernova wird, dann wäre also unsere Ozonschicht futsch. Und ohne Ozonschicht wirds auf der Erde ungemütlich…
Müssen wir nun tatsächlich Angst haben? Immerhin behaupten hier echte Wissenschaftler, dass eine Supernova-Explosion “gefährlich nahe” bevorstehen würde und dass diese Explosion die Ozonschicht der Erde zerstört!
Hier sind ausnahmsweise mal nicht die Medien schuld an der Weltuntergangsstimmung. Wenn Wissenschaftler schonmal so ne dramatische Presseaussendung verschicken – wer kann es den Zeitungen übel nehmen, dass sie diese Ergebnisse dann auch entsprechend verarbeiten. Trotzdem besteht aber kein Grund zur Sorge.
Dieser Todesstern ist gefährlich. T Pyxidis nicht.
Erstmal ist da die Sache mit dem “perilously close”. In einem Artikel des Scientific American wurde Edward Sion nochmal gefragt. Er antwortete:
“At the accretion rate we derived, the white dwarf in T Pyxidis will reach the Chandrasekhar Limit in ten million years. I hope this alleviates any worry by readers.”
Ok – “gefährlich nahe” bedeutet also, dass es in 10 Millionen Jahren so weit sein wird. Vielleicht hätte man das in die Pressemitteilung schreiben können…
Aber es gibt noch mehr dazu zu sagen. Blogger Ian O’Neill hat sich der Sache angenommen und einen Kollegen befragt, der dabei war, als Sion seine Ergebnisse im Januar beim Treffen der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft präsentiert hat:
“During Sion’s presentation, he was challenged by one of his peers in the audience, Prof. Alex Fillipenko from Berkeley Astronomy Department. Apparently Sion had possibly miscalculated the damage that could be caused by a T Pyxidis supernova.
It seems that Sion had used data for a far more deadly gamma-ray burst (GRB) exploding 3,260 light-years from Earth, not a supernova. T Pyxidis certainly isn’t expected to produce a GRB. (Gamma-ray bursts are thought to only be generated by a massive star that has reached the end of its life as a Wolf-Rayet star collapsing under its own gravitational attraction.)”
Anscheinend hat Sion nicht den Energieausstoß einer Supernova betrachtet, sondern den eines Gamma Ray Burst! Und das ist eine ganz andere Geschichte! (Über diese Gammablitze habe ich hier und hier detailliert geschrieben). Ein Gammablitz in nur 3000 Lichtjahren Entfernung wäre tatsächlich katastrophal für unsere Erde. Aber T Pyxidis wird sich “nur” zu einer Supernova entwickeln (und auch das nur vielleicht). Damit die uns gefährlich wird, müsste sie uns viel näher sein – etwa zehnmal näher. Und die Ergebnisse von Sion und seinen Kollegen sind generell nicht unumstritten (es ist ja auch noch kein peer-reviewter Artikel erschienen).
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